Knicks, Diener und das "schöne Händchen"
Höflichkeitsformeln waren früher etwas selbstverständliches
" Mach einen Knicks, wenn du Onkel Karl und Tante Gertrud begrüßt", hieß es bei uns, wenn ich an die Besuche von Onkel und Tante zurück denke.
"Und ihr macht einen Diener", war die Aufforderung an meine Brüder.
Auch Freunde unserer Eltern redeten wir mit Tante und Onkel an.
Zu Geburts- und Namenstagen sassen bei uns immer 3 Tante Gertruds am Tisch.
Und wir taten brav, was von uns erwartet wurde.
Ein braver Junge und ein braves Mädchen gab auch seine Verwandten das "schöne Händchen", also die rechte Hand.
Und wehe, man schrieb mit links, dann kriegte man was auf die Finger. Aber zum Glück kam das in meiner familie nicht vor.
Bei Familienfesten und bei großen Kaffeetafeln hatten wir stillzusitzen.
"Ihr haltet schön den Mund, wenn Erwachsene reden."
Das fiel mir besonders schwer, wo ich doch meine "Schnüss" überall dabei hatte.
"Und ihr bleibt sitzen, bis der Teller leer ist."
"Auch bleibt ihr sitzen, bis dass alle fertig gegessen haben."
Da wurde sich dann unter dem Tisch so lange mit den Füßen getreten, bis denn ein Erwachsener dies so nevte, dass wir dann mit lauten Stühle rücken endlich aufstehen durften.
Und im Alltag wurde in unserem streng katholischen Haus bei Tisch erst der "Engel des Herrn" gebetet.
Meist war die Suppe dann schon kalt.
Aber ich kannte es ja nicht anders.
Gebetet wurde aber nur, wenn es warmes Essen gab.
"Es dämpft nicht, also brauchen wir auch nicht zu beten."
Respektpersonen waren Lehrer, Priester und Ärzte.
Morgens vor der Schule wurde sich gezankt, wer dem Herrn Lehrer oder dem "Fräulein" die Tasche über dem Schulfof ins Klassenzimmer tragen durfte.
Aber auch unverheiratete älterere Frauen wurden mit "Fräulein" angesprochen.
Warum es keine "Herrleins" gab, ich weiss es nicht.
Autor:Christa Palmen aus Düsseldorf |
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