Im Dialog mit Schülern: Leslie Schwarz überlebte Dachau und Ausschwitz
Als 14-jähriger Junge wurde er deportiert, gefoltert, angeschossen, verlor seine ganze Familie. Leslie Schwarz überlebte die Konzentrationslager Dachau und Auschwitz, sah unendliches Leid.
Über 60 Jahre hat es gedauert, bis der heute 87-Jährige über sein Schicksal sprechen konnte.Seit einigen Jahren erzählt der ungarisch-amerikanische Überlebender des Holocaust nun seine Geschichte - zu Hause in den USA und vor allem in Deutschland. Besonders mit Schülern tritt er gerne in den Dialog.
Auch in der Aula des Max-Planck-Gymnasiums in Stockum war er kürzlich zu Gast, blickte in betroffene und erschütterte Gesichter und beantwortete den Schülern auf Englisch Fragen zu seiner Kindheit, zu Rassismus und der aktuellen Situation in Deutschland.
„Wenn ich meine Geschichte erzählen will, so muss es jetzt sein, jetzt bleibt mir noch Zeit“, sagt Leslie Schwarz. „Denn jemanden vor sich zu haben, der dies alles live miterlebt hat, wirkt doch noch einmal anders, als ein paar Seiten in den Geschichtsbüchern zu lesen.“ Die Begegnung mit Schülern sei ihm stets eine Ehre. Und er habe nie gedacht, dass sie das Thema so interessiere. Auf eine Frage zur Flüchtlingskrise in Deutschland sagt er: „Diese Menschen liegen mir sehr am Herzen und ich kann mir vorstellen, wie sie sich teilweise fühlen. Denn ich weiß selber wie es ist, abgelehnt zu werden.“
Authentische Personen kennen lernen
Dank des amerikanischen Konsulats konnte der Besuch von Leslie Schwartz im Max-Planck-Gymnasium realisiert werden. „Es war mir ein großes Anliegen, ihn zu uns einzuladen“, sagt Corinna Lowin, die seit einem Jahr die Schule leitet. „So haben unsere Schüler die Möglichkeit authentische Personen kennenzulernen und sich auf Englisch mit ihnen auszutauschen.“ Auch eine Gastgruppe des Kopernikus-Gymnasiums Lintorf war beim Zeitzeugen-Gespräch anwesend.
Trotz aller Gräueltaten, die die Nazis Leslie Schwartz und seiner Familie angetan haben, habe er den Glauben an die Menschlichkeit nie ganz verloren, denn „nicht alle Deutschen waren gleich“. Gerne erinnert er sich an Agnes Riesch, eine Bäuerin aus dem bayrischen Poing. „1972 habe ich die Frau, die mich damals gerettet hat, an ihrem Geburtstag besucht“, erzählt er. In unbeobachteten Momenten habe sie ihm zwischen Herbst 1944 und Frühling 1945 regelmäßig Brot zugesteckt, um ihn vor dem Verhungern zu retten. „Ich bin dankbar für die Güte aller, die mir geholfen haben, zu überleben“, sagt Leslie Schwartz, denn „so etwas darf nie wieder passieren.“
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