Heute Azubi, morgen Chef

Christine Langen ist eine von sechs Auszubildenden, die derzeit die Filiale der Meyerschen Buchhandlung in der Nordstraße leiten.Foto. Siegel
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Die Meyersche Buchhandlung lässt ihre Auszubildenden den Chef machen. Dabei handelt es sich nicht um bloße Spielerei, sondern um eine Form hausinterner Nachwuchsförderung. Denn der Azubi von heute ist möglicherweise morgen schon in leitender Position tätig.

„Früher war alles besser“, lautet ein ziemlich einseitiges Sprichwort. Früher muss der Umgangston in Betrieben gemäß herschender Hierachien nach dem Prinzip „Befehl und Gehorsam“ erfolgt sein. Übersetzt heißt das: Der Chef befahl, der Untergebene gehorchte. Und der Lehrling hatte gar nichts zu melden.

In immer mehr Firmen setzt sich dagegen der Trend zu einer anderen Unternehmenskultur durch. Ohne die Autorität und Entscheidungshoheit der Chefs in Frage zu stellen, sollen die Mitarbeiter mehr Verantwortung übernehmen. Gute Unternehmen fördern ihre Angestellten, nehmen deren Ideen nicht zur Kenntnis, sondern setzen sie auch um, und loben Engagement.

Die Meyersche Buchhandlung zum Beispiel setzt auf die „Azubifiliale“. „Das machen wir schon seit einigen Jahren“, erzählt Ellen Pappas, Leiterin der Filiale in der Nordstraße 73. „Die Azubis sollen lernen, wie das ist, Verantwortung zu übernehmen.“

Sechs Auszubildene zum Buchhändler aus fünf verschiedenen Filialen nehmen nun in Pempelfort im Chefsessel Platz, das heißt jeder von ihnen verantwortet derzeit selbstständig eine Warengruppe. „Man muss wirklich alles organisieren“, erzählt Christine Langen, die eigentlich in der Filiale an der Kö arbeitet. Die Auszubildene im zweiten Lehrjahr leitet im Rahmen der „Azubifiliale“ den Bereich Kinder- und Jugendbücher.

„Das ist eine gute Chance, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig zu arbeiten“, erläutert die Auszubildende ihre Beweggründe. Über ein betriebsinternes Bewerbungsverfahren bekam Christine Langen die Möglichkeit, an dem Projekt teilzunehmen. Dass sie sich jetzt um Kinder- und Jugendbücher kümmert, kommt ihr ganz recht: „Ich mag Kinder unheimlich gerne.“ Nun muss sie schauen, welche Bücher sie für den Bereich bestellt, ob die bestellten Bücher pünktlich ankommen und vieles mehr.

Gleichwohl Christine Langen genauso wie die anderen Azubis dies eigenständig bewerkstelligt, bleiben die Nachwuchskräfte nicht auf sich allein gestellt; bei Problemen springt Ellen Pappas als „Notfallleitung“ ein.

Ihre berufliche Zukunft sieht Christine Langen dort, wo sie jetzt arbeitet. „Im Buchhandel selber möchte ich auf jeden Fall weiter arbeiten“, sagt sie. Vielleicht irgendwann als Filialleiterin.

Autor:

Sascha Ruczinski aus Schwelm

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