"Heidi Horror Picture Show": Oben-ohne-Protest bei "Germany's Next Topmodel"
Das war mal ein wirklich starker Auftritt beim Finale zu "Germany's Next Topmodel" am gestrigen Donnerstagabend: Zwei barbusige Aktivistinnen von Femen stürmten die Bühne, bevor sie von der Security abgeführt wurden.
Die Aktion war zwar nicht neu, aber sie sorgte im einstudierten Sendeablauf der Casting-Show für Irritationen: Auf ihren Oberkörper hatten zwei jungen Frauen, die vor Heidi Klum auf die Bühne stürmten, geschrieben: "Heidi Horror Picture Show". Moderatorin Heidi Klum stammelte sichtlich irritiert etwas, wie:"Hab' ich grad' Busen vor mir gesehen," um dann mit dümmlichen GNT-Gefasel ("Du hast das One-Million-Dollar-Face") fortzufahren und die 16-jährige Kandidatin Lovelyn (was für ein Name!) zur Siegerin zu küren. Welche die "Ehre" haben wird, mit ihrem Konterfei das Cover des Magazins "Cosmopolitan" zu zieren.
Bei den Beiden Protestierenden handelt es sich um Zana Ramadani und Hellen Langhorst, zwei von mehr als 20 Aktivistinnen von Femen Deutschland, die mit meist provokanten Auftritten und bemalten Oberkörpern für die Rechte von Frauen kämpfen.
Kritik: Quotenjagd, Demütigung und Knebelverträge
Das TV-Format muss sich immerwährender Kritik aussetzen: Quotenjagd, Demütigung, "Mädchen als Ware" und "Knebelverträge" warfen in der Vergangenheit Schatten. Viele sehen in der Show eine Gefahr für die hauptsächlich jugendlichen Mädchen. "Niemand kann und wird leugnen, dass die Show, die nun mit der 16-jährigen Schülerin Lovelyn die achte Siegerin hervorgebracht hat, ein gänzlich überholtes Frauenbild propagiert. Eines, in dem Heidis "Meeeedchen" als Ware gesehen werden, als Körper, über den Fotografen, Designer und die Modelmama frei verfügen können," so die Süddeutsche in ihrem Beitrag "Bereit zum Recycling".
Erst kürzlich wurden die Ergebnisse einer Studie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) und der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) vorgestellt, in der Teilnehmer von Castingshows darüber befragt wurden, wie es ihnen während der Teilnahme und im Nachhinein gegangen war, sie das „Erlebnis Castingshow-Teilnahme“ empfunden und psychisch verarbeitet hatten.
Diesen Beitrag unter der Sparte "Kultur" zu veröffentlichen wäre schon mehr als grenzwertig (obwohl das Thema TV ja zu Kultur gehört... ) Stimmig wäre auch die Kategorie "Ratgeber" gewesen. Medienkompetenz fokussierte Fragestellungen fallen unter kulturelle Bildung - im weitesten Sinne... Nun, gut dann: Kategorie: Leute.
Autor:Marjana Križnik aus Düsseldorf |
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