Heerdt: Die Beiersleute von St. Benediktus

Robert Junker schlägt den Klöppel der größten, 1450 Kilogramm schweren Glocke mit einem Seil. Foto: Hans-Peter Junker 

  • Robert Junker schlägt den Klöppel der größten, 1450 Kilogramm schweren Glocke mit einem Seil. Foto: Hans-Peter Junker
    
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Klaus Krämer, Clemens und Robert Junker stehen im Glockenturm von St. Benediktus in Heerdt jeweils vor einer der insgesamt vier Bronzeglocken. Sie tragen Ohrenschützer und Handschuhe. Klaus Krämer greift den Klöppel seiner 564 Kilogramm schweren Glocke und schlägt diesen zweimal an. Dann übernimmt Clemens Junker. Er steht an einer der beiden größeren Glocken. 950 Kilogramm bringt sie auf die Waage. Er schlägt seinen Klöppel ebenfalls zweimal dagegen. Dann ist Krämer wieder an der Reihe. Nach dreimaligem Wechsel erklingt einmal die mit 1450 Kilogramm größte Glocke im Turm. Dafür zieht Robert Junker an einem Seil, das mit dem Klöppel verbunden ist. „Bei der Größe der Glocke lässt sich der Klöppel nicht mehr allein mit der Hand bewegen“, sagt Hans-Peter Junker.

Was die Herren dort machen, nennt sich Beiern. Im Wechsel erklingen dabei die Schlagtöne Es, F und As und ergeben eine Melodie. Das ist anders als beim normalen Geläut, bei dem die Glocke durch eine technische Vorrichtung bewegt wird. Das Beiern hat eine alte Tradition. An besonderen kirchlichen Festen wurden die Glocken nicht einfach normal geläutet, sondern einzeln angeschlagen. Dafür stiegen Beiersleute auf den Kirchturm und schlugen die Glocken je nach Größe mit der Hand oder dem Seil an.

In Heerdt erklingen die ungewöhnlichen Töne zweimal im Jahr – einmal am Vorabend zum Weißen Sonntag und dann während der Sakramentsprozession der Pfarrei St. Antonius und Benediktus, die am Sonntag nach Fronleichnam zieht. in diesem Jahr wird am Sonntag, 3. Juni, zwischen 10.45 und 11 Uhr gebeiert, wenn die Prozession im Anschluss an die 10 Uhr-Messe vom Pfarrzentrum an der Baldurstraße zur Kirche St. Benediktus zieht.

Auf Initiative von Klaus Krämer wurde der Brauch des Beierns vor zehn Jahren wiederbelebt. „Zuvor gab es eine längere Pause. Da der Aufstieg in den Turm über die engen Leitern sehr beschwerlich ist, mussten unsere Vorgänger aus Altersgründen das Beiern aufgeben“, so Hans-Peter Junker, der inzwischen auch seine beiden Söhne für den Erhalt dieses Brauchs begeistern konnte.

Besondere musikalische Voraussetzungen muss man nicht mitbringen. „Es ist nicht so schwer. Wer die Tonfolge kennt und weiß, wann sein Einsatz ist, bekommt das hin. Die Tonfolge ist immer die gleiche“, meint der Heerdter. Wichtig ist allerdings die richtige Ausstattung. Dazu gehört, neben Handschuhen, die die Hände vor den rauen Klöppeln schützen, vor allem ein Gehörschutz. Junker: „Die Lautstärke ist schon gewaltig. Man hat das Gefühl, dass durch die Schwingung der ganze Turm vibriert und das kann man am ganzen Körper spüren.“

Autor:

Lokalkompass Düsseldorf aus Düsseldorf

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