Freude über Integrationspreis

Ein 1. Preis ging an die Martin-Luther-Gemeinschaftshauptschule aus Herten.
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Freudige Gesichter der Gewinner bei der Verleihung des ersten Deichmann-Förderpreises für Integration im Forum der Stadtsparkasse Düsseldorf. Der Essener Unternehmer Heinrich Deichmann, Chef des größten europäischen Schuheinzelhändlers Deichmann, hat am 19. November zehn Projekte mit dem Förderpreis für Integration ausgezeichnet und Fördergelder von insgesamt 100.000 Euro vergeben.

Der Förderpreis belohnt Schulen, Unternehmen und Initiativen, die sich in herausragender Weise für Integration engagieren. Junge Menschen mit Handicap wie Sprachdefizite, Behinderungen, psychische Probleme oder mangelnde Integrationsfähigkeit verhindern oft den Schulabschluss. Die Quote der ausländischen Schulabbrecher ist mit 12,8 Prozent mehr als doppelt so hoch wie die von deutschen Schülern. Nach dem Integrationsbericht der Bundesregierung verlassen noch immer jährlich 53.000 Jugendliche die Schule ohne Abschluss.

Die Jury, unter ihnen auch der aus dem ZDF bekannte Wirtschaftsjournalist Michael Jungbluth, hatte es nicht leicht, aus den insgesamt 220 Einsendungen die Preisträger auszuwählen. Die Priska gGmbH aus Schöllkrippen bei Hanau (Bayern), der Ausbildungsring Ausländischer Unternehmen e.V. aus Nürnberg sowie die Martin-Luther-Gemeinschaftshauptschule aus Herten erreichten in ihrer Kategorie den 1. Platz. Der Sonderpreis ging an Erica’s Manna Mobil e.V. in Wiesbaden. Nordrhein-Westfalen hat in diesem Jahr in der Kategorie „Schulische Präventionsmaßnahmen“ besonders gut abgeschnitten: Neben der Schule aus Herten mit dem ersten Platz, wurde die Karl-Simrock-Schule aus Bonn mit dem dritten Platz ausgezeichnet.

1. Preis geht an Hertener Schule
Ziel der Hertener Schule ist es, möglichst viele Schüler in eine Ausbildung zu vermitteln. Die Schule betreibt eigene Schulunternehmen wie einen Friseursalon, in dem die Schüler mit Hilfe von lokalen Firmen früh in die Praxis integriert werden. So hat die Schule ein Netzwerk aus Unternehmen aufgebaut, die den Schülern Praktikums- und Ausbildungsplätze bieten. Das Projekt weist eine beachtliche Vermittlungsquote auf: Im Jahr 2012 konnten 60 Prozent der Schüler direkt in eine Ausbildung vermittelt werden. „Alle Gewinner haben in unterschiedlicher Weise jungen Menschen die Integration in Schule und Beruf ermöglicht“, sagte Heinrich Deichmann, begeistert von dem Engagement in Schule und Wirtschaft. Die Schirmherren waren in diesem Jahr die Moderatorin Nazan Eckes und der Fußballprofi Nuri Sahin von Borussia Dortmund.

Interview mit Heinrich Deichmann

Heinrich Deichmann im Interview mit dem Rhein-Boten: "Wir sind ein menschenorientiertes Unternehmen."

Soziales Engagement ist für die Firma Deichmann, die dieses Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum feiert, ein Herzensanliegen. Aus den Erfahrungen und Erfolgen des Unternehmens und aus ihrer christlichen Überzeugung leitet die Familie Deichmann eine besondere Verpflichtung gegenüber Menschen in Not ab und hat das auch im Unternehmensleitbild verankert. Der Unternehmer Heinrich Deichmann möchte den Förderpreis nutzen, um die Preisträger als nachahmenswerte Beispiele in den Blickwinkel der Öffentlichkeit zu rücken. Nach der Veranstaltung gab Heinrich Deichmann dem Rhein-Boten ein Interview.

Herr Deichmann, warum ist Ihnen das Thema Integration so wichtig?
Deichmann: „Wir brauchen Menschen in unserem Land, die bei der Integration helfen. Wenn Hemmnisse den Zugang zum Arbeits- und Gesellschaftsleben verwehren oder nicht rechtzeitig erkannt werden, verfestigen sich die Schwierigkeiten bis ins Erwachsenenalter hinein. Wir müssen in unserer Gesellschaft bereits im Kindergarten ansetzen und dürfen im Erwachsenenalter nicht aufhören, Wege zur Integration von Randgruppen zu ebnen. Dabei ist es unerheblich, ob es um eine Behinderung oder um fehlende Sprachkenntnisse geht.“

Das soziale Engagement reicht bei Deichmann ja nun schon weit zurück und beschränkt sich nicht auf Deutschland. Sie unterstützen unter anderem ja auch ein Projekt in Indien.
Deichmann: „Bereits 1977 entschloss sich mein Vater Heinz-Horst Deichmann zur langfristig angelegten Hilfe für Menschen in den ärmsten Regionen der Welt. Mein Vater besuchte damals ein kleines Hilfswerk mit 500 Leprakranken im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Aus der Hilfe für diese Menschen entstand der Verein wortundtat. Der Verein leistet Hilfe zur Selbsthilfe, ermöglicht eine schulische und berufliche Ausbildung vor Ort mit einheimischen Helfern. Die Lepra ist heute nicht mehr das Problem, sondern eher die Tuberkulose und Aids. Mit eigenen Mitteln und der Unterstützung eines Freundeskreises ist daraus in den vergangenen Jahren eine Arbeit mit enormen Ausmaßen entstanden. In Tansania fing wortundtat 1996 an, ein Entwicklungskonzept für eine Region umzusetzen, in der rund 300.000 Menschen leben. Und in Moldawien startete das jüngste wortundtat-Projekt im Jahr 2006.“

Auch gegenüber ihren Mitarbeitern zeigen Sie eine besondere Verantwortung. Einer Ihrer Grundsätze lautet: Das Unternehmen muss dem Menschen dienen.
Deichmann: „Wir haben eine menschenorientierte Unternehmenskultur. Wir möchten für unseren Kunden der beste Schuheinzelhändler sein, alle sollen sich Schuhe leisten können. Bei der Erreichung dieses Zieles sind unsere Mitarbeiter unsere wichtigsten Partner. Wir wollen sie in die Lage versetzen, dass sie Überdurchschnittliches leisten können. Das bedeutet unter anderem, dass wir übertarifliche Löhne zahlen, regelmäßige Fortbildungen anbieten, gute Konditionen für die betriebliche Altersvorsorge haben oder attraktive Angebote im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge machen. Für Mitarbeiter, die in eine persönliche Notlage geraten, ist unbürokratische Hilfe durch eine Unterstützungskasse möglich.“

Sie sind in vielen Ländern, unter anderem auch in der Türkei vertreten. Der Umgang mit unterschiedlichen Kulturen ist für Sie doch eigentlich Alltagsgeschäft?
Deichmann: “Wir haben viele Mitarbeiter mit Migrationshintergrund. Sie sind eine Bereicherung für unser Unternehmen. Bei uns sind Mitarbeiter aus 80 Nationen vertreten.“

Für Ihre Lieferanten gibt es einen Code of Conduct, so müssen etwa Standards bei der Produktion eingehalten werden.
Deichmann: „Wir überprüfen regelmäßig unsere Lieferanten, etwa in Vietnam und China. Dazu beauftragen wir unabhängige Prüfinstitute, die unangemeldet zur Prüfung vor Ort erscheinen. Gibt es Beanstandungen, drängen wir auf Nachbesserungen. Besteht weiterhin Grund zur Klage, trennen wir uns auch von einem Lieferanten.“
Herr Deichmann, vielen Dank für das Gespräch.

Ein 1. Preis ging an die Martin-Luther-Gemeinschaftshauptschule aus Herten.
Nuri Sahin (l.). und Heinrich Deichmann.
Autor:

Norbert Opfermann aus Düsseldorf

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