Flüchtlingshilfe: Ehrenamtliche und Helfer erzählen

Paul Gollenbusch in der Kleiderkammer.
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„Kann gerade nicht. Muss Klamotten sortieren.“ Paul Gollenbusch ist beschäftigt. Sehr beschäftigt. Wie so oft in den vergangenen Monaten. Eben seitdem er als Ehrenamtlicher die Kleiderkammer in der Flüchtlingsunterkunft an der Roßstraße zu weiten Teilen organisiert.

Wie Maria zum Kind sei er dazu gekommen. Helfen wollte er. Den Menschen, die nach Düsseldorf kommen. Das stand für ihn schnell fest. „Ich habe überlegt, ob etwas in der Nähe ist“, erzählt er, als er zwischen Schuhregalen, Kleiderständern und -stapeln einige Minuten Zeit findet. Da sei er auf die Flüchtlingsunterkunft an der Roßstraße, die die Johanniter betreiben, gekommen. Er ist dann mit dem Fahrrad einige Male an dem ehemaligen Finanzamtgebäude vorbeigefahren, bis er hinein ging und fragte: „Was kann ich tun?“

Was kann ich tun?

Er nahm an einer Infoveranstaltung für Ehrenamtliche teil. Gleich hatte er einige Ideen, was er anbieten könne. Dann fragte jemand wegen der Kleiderkammer. „Das ist doch eine Idee. Organisieren kann ich“, sagte er. Er und 65 weitere Ehrenamtliche nehmen seitdem von Düsseldorfern gespendete Kleidung an, sortieren sie und geben sie in einem der ehemaligen Konferenzräume aus. Es gibt Listen, wer wie viel und wann erhält. Was nicht passt, kann zurückgeben und getauscht werden. „Wir machen das alles noch mit der Hand in Listen“, sagt Gollenbusch, der alles so plant, dass die Flüchtlinge in aller Ruhe Kleidung aussuchen können. Unterwäsche, T-Shirts und Hemden gibt es wöchentlich. Jacken und Schuhe nur einmal. Eigentlich, so gibt er zu, habe er nicht so viel Zeit investieren wollen. Aber es sei, so Gollenbusch, wie bei allen ehrenamtlichen Helfern. „Die Menschen sind keine Nummern mehr. Du guckst ihnen ins Gesicht, siehst die Not und möchtest Dich klonen“, sagt er. Auch den Einsatz der anderen Ehrenamtlichen schätzt er und erzählt: „Da ist eine ältere Dame. Die hat tütenweise Flip Flops gekauft, damit die Menschen zu den Duschcontainern im Hof nicht barfuß gehen müssen.“

Menschen sind dankbar

Es sei die Dankbarkeit der Menschen, die ihn jeden Tag bestärkt weiterzumachen. Das gleiche sagt Ines Seitz. Sie ist schon lange bei den Johannitern im Bereich der sozialen Hilfsorganisation tätig. Jetzt gibt sie an der Roßstraße dreimal in der Woche Deutschunterricht. Jeden Morgen haben alle Bewohner Gelegenheit daran teilzunehmen. Sie kommen dann aus den vier Etagen, die sie bewohnen, in die erste. Dort, ebenfalls in einem alten Konferenzraum, hängen Blätter an den Wänden. Zahlen stehen dort. Und eben das, was man als erstes in einer fremden Sprache lernt: „Wie geht es Dir?“ oder „Wie heißt Du?“. Im Schrank sind die Aktenberge der Finanzverwaltung Deutschbüchern gewichen. Es sind nicht viele. Aber es werden mehr. „Deutschkurs für Asylbewerber“ oder ein Deutsch-Arabisch-Buch mit CDs. „Das hat die soziale Hilfsorganisation der Johanniter bezahlt. Die CDs kommen richtig gut an“, sagt Seitz. Zum Unterricht muss niemand. „Wer kommt, der kommt“, sagt sie. Die Fluktuation ist wegen Weiterreisen hoch. Was niemanden von seinem Engagement abhält. „Wir haben auch schon Ausflüge mit den Kindern gemacht“, sagt Seitz.

Für die Kinder gibt es ein Spielzimmer

Für die jüngsten Bewohner gibt es ein Spielzimmer. Jeden Nachmittag sind hier zwei Betreuer der Johanniter. Sie spielen mit den Kindern und Jugendlichen und bringen ihnen Deutsch bei. „Teils kommen sie aus Kriegsgebieten und sind traumatisiert“, sagt Marzena Matynska. Es sei nicht immer einfach. Aber es sei schön, Kindern Glück schenken und ein Funkeln in den Augen zu sehen zu können. Auf Anfrage eines Kaufhauses sollten die Kinder ihre Wünsche aufmalen. „Alle haben ein Haus mit ihrer Familie gemalt“, weiß sie, wonach die Kinder sich nach ihrer Flucht wünschen.

"Wir erfinden uns jeden Tag neu"

Wo im fünfstöckigem Gebäude was angeboten wird, ist im Eingangsbereich im Erdgeschoss ausgehängt. In vielen Sprachen. „Wir haben hier zwischen zehn und 19 Nationen“, sagt Norman Hofmann, Leiter der Flüchtlingsunterkunft an der Roßstraße. So könne nicht nur jeder sehen, wann die Kleiderkammer geöffnet ist, der Deutschkurs stattfindet, sondern auch, wo die Waschmaschinen stehen oder die Essensausgabe ist. „Wir sind ein bunter Haufen“, sagt Norman Hofmann. Wenn er wir sagt, meint er die Flüchtlinge, aber auch die Menschen, die dort arbeiten – ehrenamtlich wie auch bezahlt. Dass es immer wieder Probleme gibt, daraus macht niemand einen Hehl. Aber: „Die Stimmung ist gut. Fertig“, sagt Norman Hofmann. Im Flur wird gescherzt. Kinder laufen herum und helfen beim Fegen. So geht es immer weiter. Tag für Tag. „Wir erfinden uns immer neu“, sagt Hofmann motiviert. Wer mit den Menschen ins Gespräch kommen möchte, kann dies tun. Und zwar an jedem ersten Sonntag . Da findet in der 5. Etage ein Flüchtlingscafé statt.

Infos

Wer am Flüchtlingscafé teilnehmen möchte oder ehrenamtlich tätig werden möchte, kann sich per Mail anmelden oder informieren: helfen.rhein-ruhr@johanniter.de.

Autor:

Lokalkompass Düsseldorf aus Düsseldorf

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