Farbfieber in Düsseldorf – "Streetart boomt"

Das Atelier von Farbfieber, wo Klaus Klinger anzutreffen ist, ist am Fürstenwall. Seit diesem Jahr findet sich auch im kleinen Hof davor Streetart, gestaltet von zwei Künstlern aus Polen. Foto: rei
  • Das Atelier von Farbfieber, wo Klaus Klinger anzutreffen ist, ist am Fürstenwall. Seit diesem Jahr findet sich auch im kleinen Hof davor Streetart, gestaltet von zwei Künstlern aus Polen. Foto: rei
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Jeder kennt sie. Mal werden sie bewusst, mal unterbewusst wahrgenommen: die riesigen Wandbilder an Düsseldorfs Hausfassaden. 45 Stück sind es aktuell. Wenn jemand etwas darüber erzählen kann, dann ist es Klaus Klinger. 35 Jahre ist es her, dass er als Kunststudent seine erste Wand gestaltete.

Von den ersten Bildern gibt es keins mehr. Sie entstanden zwischen 1977 und 1979 an der Grafenberger Allee. Dort, wo Klaus Klinger und seine Kommilitonen wohnten. In den Häusern, die zerfielen, die abgerissen werden sollten. „Ganz spontan“, erzählt Klinger, sei das erste Bild an einer Hausfassade entstanden. Unter großer Aufmerksamkeit. „Damals waren Wandmalerei und Graffiti so gut wie unbekannt“, sagt Klinger.

Die Studenten malten nicht nur des Malens willens, sondern weil sie eine Meinung hatten, die sie in ihren Bildern zum Ausdruck brachten. „Es geht uns darum, zu Themen, die uns alle angehen, Stellung zu beziehen“, so Klinger. Das war in der Zeit der „Wandmalgruppe Düsseldorf“ so und es ist bei Farbfieber, der Verein, der vor 25 Jahren daraus hervorging, noch immer so. Trugen die Bilder in den ersten Jahren Titel wie „Absahnierung“, „Unter Geiern“ und „Todesanzeige für 158 Häuser“ heißen sie im neuen Jahrtausend „Schöne Aussichten“, „Bad Bank“ oder „Konsummonsun“.

Zwei der bekanntesten Bilder sind das Ohr und die Nase am Hellweg – entstanden 1979 und 1980. Lange Jahre prägten sie das Straßenbild, als saniert wurde, verschwanden sie. Vorerst. „Die Anwohner haben protestiert“, sagt Klinger. So gibt es sie wieder. Das Auge, inzwischen in seiner dritten Version, ist gealtert. Und das Ohr? Bei ihm diente 1979 das Ohr von Horst Herold, damaliger Chef des Bundeskriminalamts, als Vorlage, 2003 musste für „Ottos Ohr“ das Sinnesorgan des damaligen Innenministers Schily herhalten. Neben diesen beiden gibt es aktuell weitere 43 von Farbfieber gestaltete Wandbilder in der Landeshauptstadt. Weltweit sind es noch mehr.Aus dem kleinen Kreis an Studenten aus Düsseldorf ist ein großer Kreis an Künstlern aus der ganzen Welt, die bei Projekten kooperieren, geworden.
„Streetart boomt“, sagt Klinger. Künstler würden merken, dass mit Wandbildern mehr Aufmerksamkeit erzielt werden könne, als wenn sie in Galerien ausstellen. Klinger lächelt, als er hinzufügt: „Vor 35 Jahren waren wir die Pioniere.“
Heute wie vor 35 Jahren wagt sich Klaus Klinger etwas. Zum Beispiel als die Unterführung Ellerstraße – Klinger: „vorher ein dunkles Angstloch“ – bemalt wurde. „Wir wollten zeigen, dass man mit wenig viel erreichen kann“, so Klinger. Genehmigt war die Aktion nicht. Gearbeitet wurde am helllichten Tag. 200 Bürger blieben stehen und unterstützten die Künstler. Die Bilder, die unter dem Motto „Wem gehört die Stadt“ gestaltet wurden, existieren noch. Eine Strafanzeige wurde nicht gestellt. Natürlich hat Klinger noch Träume – eine „Hall of Fame“, also eine Mauer oder ähnliches, wo die Jugend sich legal zum Sprayen treffen kann, etwa.
Mehr über die Arbeit von Farbfieber gibt es im Netz unter www.farbfieber.de und im Buch „farbfieber – mural /streetart / urbanart“, das jüngst zum 25-jährigen Bestehen des Vereins im Verlag fifty fifty edition erschienen und im Buchhandel unter der ISBN-Nummer 978-98-12612-2-6 erhältlich ist.

Festival: 40 Grad - Urban Art

Unter dem Titel „40 Grad – Urban Art“ findet vom 9. bis 22. September das erste Urban Art-Festival in Düsseldorf statt. Nicht nur dafür sucht der Verein Farbfieber noch freie Hauswände, die von möglichst vielen gesehen werden, und Sponsoren. Eine Kontaktaufnahme ist unter www.farbfieber.de möglich. Dort gibt es auch noch mehr Infos.

Autor:

Lokalkompass Düsseldorf aus Düsseldorf

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