El Greco, das kleine Mädchen und die Laokoon-Gruppe
Im Düsseldorfer Kunstpalast findet noch bis 12.8.2012 eine Ausstellung statt „El Greco und die Moderne“. Neben höchst beeindruckenden Gemälden aus der ausklingenden Renaissance sind Werke zu sehen aus der Zeit des Expressionismus. Um 1912 begegneten Künstler in Düsseldorf einer Werkschau El Grecos und waren begeistert. Unter ihnen befanden sich Max Beckmann, Oskar Kokoschka, Ludwig Meidner sowie Vertreter des „Blauen Reiter“, wie August Macke und Franz Marc. Sie erkannten in ihm eine Vaterfigur der Moderne und nannten ihn in einem Atemzug mit Paul Cezanne.
Es bereitet ein großes Vergnügen, die einander gegenübergestellten Gemälde zu betrachten. In meinen Augen ist eindeutiger Sieger El Greco, von dessen bewegter Mimik der Figuren, den verschwimmenden Außenkonturen und der Farbgebung mit einem unnachahmlichen Rot ich begeistert bin.
El Greco wurde 1541 auf Kreta geboren, damals unter venezianischer Herrschaft. Hier beschäftigte er sich mit Ikonenmalerei, beeinflußt durch die byzantinische Kunst. Über Italien, wo er im Atelier Tizians sich mit dem Anfertigen von Gemälden befaßte, fand er den Weg nach Toledo, wo er Aufträge für den spanischen Hochadel ausführte. Er gilt als Hauptvertreter des Manierismus. Seine Werke haben vorwiegend religiöse oder mythologische Motive.
So auch sein Gemälde der Laokoon-Gruppe, auf der nach einer der vielen Interpretationen sich Artemis und Apollon befinden sowie der Priester und seine Söhne als gestürzte Helden. Alle dargestellten Figuren auf dem Gemälde sind unbekleidet.
Das Museum Kunstpalast, sehr bemüht um die künstlerische Früherziehung, bietet Kindern Führungen, auf denen sie Fragen stellen oder auch Fragen beantworten können. So auch vor der Laokoon-Gruppe. Die Kunstführerin fragte die Kinder, woran man erkenne, das dieses Bild noch nicht fertig gemalt sei. Langes Grübeln... „Weil die Unterschrift fehlt ?“, meinte ein kleiner Junge. Nein, das komme öfter vor und sei nicht die richtige Antwort, meinte die Führerin.
„Ich hab', ich hab's“, rief ein kleines Mädchen von vielleicht vier Jahren „Das ist deshalb nicht fertig, weil alle auf dem Bild noch nackt sind !“
Ehrlich gesagt, ich hätte das als Kunstführerin gelten lassen, so süß, wie sich das anhörte. Aber die seriöse Führerin wies dann auf den dritten Kopf in der rechten Gruppe hin, der keinen Körper hat. Na ja, der braucht dann auch keine Kleidung...
Autor:Karin Michaeli aus Düsseldorf |
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