Die "schäl Sitt"

Hier bei uns wird die linke, in Köln dagegen die rechte Rheinseite nebenbei gern als "schäl Sitt" bezeichnet. Was Düsseldorf betrifft, so ist aus der Chronik zu erfahren, dass es auf die Zeiten zurückzuführen ist, als die Rheinkähne noch von Pferden gezogen und den Zugtieren hierzu einseitig Scheuklappen angelegt wurden. Dadurch waren sie quasi zur einen Seite hin blind, also "schäl". Und so zieht man sich bereits Jahre lang - teils aus Spaß, aber auch schon mal im Ernst - gern gegenseitig auf. Ob nun hüben oder drüben, irgendwie scheinen beide Seiten aufeinander "schäl" sein zu müssen. Vor ein paar Jahren wurde ich einmal in einen derartigen Disput mit eingebunden, der am Ende höchst leidenschaftlich endete. Folgende Gedanken schwirrten mir hiernach durch den Kopf:

HÜBEN UND DRÜBEN

Hüben und Drüben
bilden quasi ein Paar.
Wenn sie sich echt lieben,
ist alles sonnenklar.

Meist trennt das Gegenüber
eine Straße oder Lücken.
Führt ein Strom vorüber,
verbindet man mit Brücken.

Man wohnt sich gegenüber
als Freund oder Nachbar.
"Komm doch mal rüber!"
ist jederzeit machbar.

Ist nun mal von Drüben
jemand mächtig blasiert,
fühlet sich das Hüben
arg traurig, ist schockiert.

=Ohne Hüben kein Drüben, wie's man auch platziert.
Einer ohne den Andern partout nicht existiert.=

Somit trachte man im Diesseits
Eintracht üben so gut es geht.
Eines Tags oben im Jenseits
ist's hierfür längst zu spät.

B. Bo. / Jan. 2012

Autor:

Brigitte Bogers aus Düsseldorf

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