Das arme Schwein

Hausschlachterei in den 60 er Jahren

Da wir früher neben einem Lebensmittelgeschäft eine kleine Landwirtschaft hatten, und wir eine 8 köpfige Familie waren, war es Tradition im Frühjahr und im Herbst ein Schwein zu schlachen, denn jeden Tag,( ausser freitags) kam bei uns Fleisch auf den Tisch.

Der Haus- und Hofschlachter kam und trieb das arme Schwein, welches dran glauben musste, vom Stall auf einen kleinen Hof.

Das erbärmliche Quiken des armen Tieres im Todeskampf habe ich bis heute noch im Ohr. Nie wollte ich sehen, wie es getötet wurde. Ich fand es nur noch schrecklich und hatte entsetzliches Mitleid.

Während der Metzger dem Tier die Borsten abschabte, rührte mein Vater das abgezapfte frische Schweineblut, damit es nicht gerann, denn es wurde ja noch für die Blutwurst gebraucht.

Und irgendwann hing die arme Sau dann zerteilt an einer aufgestellten Leiter, ein Fleischbeschauer kam und nahm eine Gewebeprobe,( und einen Schnaps) und das Tier bekam noch einen Tauglichkeitsstempel auf die Schwarte.
Das war Vorschrift, denn nur ein gesundes Tier konnte weiter verarbeitet werden.

Die Frauen im Haus, also meine Mutter, die Oma und eine Haushaltshilfe spülten in dieser Zeit alle Gefäße, die zum Einkochen und Verwursten des Fleisches nötig waren.
In der Waschküche wurde alles für die Weiterverarbeitung bereit gestellt.

Am nächsten Tag ging es an das Verwursten und Haltbarmachens dieses armen Tieres.
Da ich ja in der Schule war, habe ich so viel davon nie mitbekommen.

In den 60 er Jahren wurde noch alles mühselig in Dosen und Gläsern eingekocht.
Als wir dann in den 70 er Jahren eine große Tiefkühltruhe hatten, wurde diese Arbeit bedeutend leichter.

Frikadellen kannte ich nur von Schweinemett, und von den Knochen wurde immer Suppe gekocht.

Und abends hing dann die Bratwurst friedlich neben der Blut- und Leberwurst auf Stöcken zwischen 2 Stühlen zum Trocknen.

Wochenlang gab es abends bei uns gebratener Panhas ( fragen Sie mich nicht, wer oder was darin war) mit Rübenkraut und Schwarzbrot zu den üblichen Bratkartoffeln.

Noch heute packe ich keine Hausmacherwurst und Panhas an, es war damals alles zuviel des Guten, und auf Fleisch und Wurst kann ich auch gut drauf verzichten.

Autor:

Christa Palmen aus Düsseldorf

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