Conny "meets" Rolf Zuckowski

Foto: © M. Gamper
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Guten Morgen, ihr Lieben!

Ich kenne ehrlich gesagt niemanden, der IHN nicht kennt. Generationen sind mit seiner Musik groß geworden und haben regelmäßig ihr Zuhause mit seiner "Weihnachtsbäckerei" oder Hits wie "Du da, im Radio!" beschallt.

Ich fühle mich sehr geehrt und freue mich darüber, dass sich Herr Zuckowski die Zeit genommen hat, mir meine Fragen zu beantworten.

Schaut doch auch mal auf seiner Seite unter www.musik-fuer-dich.de vorbei!

Liebst, Conny

Conny: "Sie haben auf dem "Fest der 1.000 Lichter" Ihren Rücktritt bekannt gegeben. Auf Ihrer Homepage sieht man aber, dass noch einige Termine anstehen. Wie viel Einfluss haben Sie denn auf deren Planung und die Ausführung?"
R. Zuckowski: "Ich habe den 100%igen Einfluss. Allein schon aus dem Grund, da nur ich meine Termine mache. Den Rückzug, den ich damals verkündet habe, habe ich bei vielen Gelegenheiten relativiert: Ich möchte keine großen Tourneen mehr machen, genausowenig verspüre ich noch den Drang, in große Fernsehshows zu gehen. Ich werde weiterhin Konzerte aus überwiegend gemeinnützigen Anlässen spielen. Zudem spielen wir noch auf Konzerten entlang der Elbe. In diesem Zusammenhang besinge ich zusammen mit dem Trio "Hafennacht" unseren Fluss, die Elbe. Ich trete aber auch gemeinsam mit den Kinderchören im "Elbkinderland" auf. Dieser von mir ins Leben gerufene Verein feiert in diesem Jahr sein 10jähriges Jubiläum. In gewisser Weise kann man meinen Rückzug daher als "Teilrückzug" bezeichnen. Ich glaube, dass ich künstlerisch tätig bleiben muss. Vor allem im Zusammenhang mit meiner Stiftung, "Kinder brauchen Musik". Ich möchte nah an der jungen Generation bleiben. Daher ist von "Aufhören" keine Rede. Ich mache ganz gezielt etwas weniger. Das passt aber gerade sehr gut in mein Leben hinein."

Conny: "Sie beraten und fördern aber auch junge Musiker. Wie sieht diese Unterstützung denn genau aus?"
R. Zuckowski: "Letztes Jahr kamen einige Anfragen auf mich zu. Diese waren von einer Qualität, die ich jahrelang nicht gesehen hatte. Ich hatte mir vorgenommen, mich an der Vorderlinie des Showgeschäftes ein wenig zurückzuhalten, habe aber erkannt, dass ich jetzt etwas für junge Leute mit viel Talent tun kann. An erster Stelle ist hier die Gruppe "Deine Freunde" zu nennen. Hierbei handelt es sich um eine Hip-Hop-Gruppe für Kinder. In diesem Zusammenhang habe ich ein Label mit dem Namen "noch mal!!!" gegründet. Auf diesem Label erschien ihr erstes Album und erste Konzerttermine wurden vereinbart. Die Resonanz hierauf, auch in den Medien, war beeindruckend. In Kürze ist die Gruppe auch bei Stefan Raab zu Gast. Sie wird in einer Bandbreite wahr genommen, wie ich es selbst kaum erlebt habe. Ihre Tournee wird beispielsweise von der "taz" präsentiert. Das muss man erstmal schaffen, dass die "taz" etwas so gut findet, dass sie eine Tournee unterstützt. Aber auch von den öffentlich-rechtlichen Sendern werden "Deine Freunde" sehr gut wahrgenommen. Darüber bin ich sehr, sehr froh. Die Jungs sind wirklich super-kreativ, angenehm, bodenständig und trotzdem modern. Sie können realistisch einschätzen, worum es im Showgeschäft geht und wissen, dass man sich vorsichtig entwickeln muss, um nicht ins Nirvana abzuheben. Ich unterstütze aber auch noch drei junge Damen, die ein kreatives CD-Musikprojekt betreiben. In diesem Zusammenhang lernen Kinder die Genres der Unterhaltungsmusik kennen. Das geht von Reggae über Punk bis hin zu leichter Klassik. Das Ganze soll dann im Herbst erscheinen. Zudem habe ich vor fünf Jahren einen Chor mit dem Namen "Die Jungs" gegründet. Im Prinzip ist das ein etwas anderer Knabenchor. Sportlich und ein wenig großstädtischer eben. Diesen leitet ein junger Mann, Jens Pape. Jens schreibt auch Musicals für Kinder. Hiervon wird auch sehr bald das erste veröffentlicht werden."

Conny: "Sind Sie der Meinung, dass Kindermusik in den Medien ausreichend Plattform geboten wird? Beim ECHO, der in der letzten Woche verliehen wurde, gibt es ja garkeine Kategorie diesbezüglich..."

R. Zuckowski: "Gerade was den ECHO betrifft habe ich mit meiner Plattenfirma und dem Chef von UNIVERSAL, Herrn Briegmann, darüber gesprochen, dass ich es sehr schade finde, dass man Musik für Kinder dort überhaupt nicht wahr nimmt. Letzten Endes spielt sie auf dem Markt aber eine große Rolle. Man könnte die Kindermusik doch beispielsweise in eine Kategorie wie "Crossover" mit hinein nehmen. Eine Gruppe wie "Deine Freunde" könnte man ja auch zwischen "Kinder" und "Pop" ja auch "Crossover" nennen. Dafür müsste die Definition von "Crossover" ein wenig lockerer angegangen werden. Bisher konnte ich mich damit nicht bemerkbar machen. Ich persönlich darf mich auch nicht beschweren. Ich habe immerhin den ECHO für mein Lebenswerk bekommen... und einmal den ECHO in der Kategorie "Schlager". Wahrscheinlich, weil es keine andere Kategorie für meine Musik gab. Auf der einen Seite fand ich das nicht so schön. Auf der anderen Seite mag ich auch den guten Schlager. Es gibt gerade hier eine große Bandbreite. Das Wort "Schlager" ist für mich nicht einfach nur ein Schimpfwort. Es gibt wirklich ganz hervorragende Sachen im Schlagerbereich, wie zum Beispiel Udo Jürgens. Musik für Kinder findet aber relativ viel Wahrnehmung im Radio, also im Kinderfunk. Auch im "kika" gibt es zum Beispiel "Singas Musikbox", in der ich auch mehrfach vertreten war. Rund um die Tourneen haben die Künstler für Kinder aber schon eine gewisse Pressewahrnehmung. Klar, man könnte sich immer noch mehr wünschen, aber die Kleinen sind eben die Kleinen. Alles, was groß, schrill und laut ist, macht sich in dieser Welt eben wichtig. Das, was aber nah am normalen Leben von Eltern und Kindern ist, ist nicht so leicht in die Öffentlichkeit zu bringen."

Conny: "Ich bin mit Ihrer Musik aufgewachsen und erziehe auch meine Tochter damit. Wir haben hier bis gestern abend noch die "Weihnachtsbäckerei" gehört..."
R. Zuckowski: "(lacht) Na gut. Noch passt das Wetter ja dazu."

Conny: "Wenn Sie sich vorstellen, dass sich Ihre Lieder durch die Generationen ziehen... macht das stolz?"
R. Zuckowski: "Ich kann mit dem Wort "stolz" so wenig anfangen. Ich bin ein Mensch, der mit der Sprache arbeitet und für mich schwingt in dem Wort "stolz" auch schnell wenig Hochmut mit. Stolz blickt man auf etwas herunter oder die Brust schwillt stolz. Damit kann ich ehrlich gesagt nicht viel anfangen. Ich bin aber sehr glücklich und froh, dass wir manchen überzeugen konnten, dass etwas geht, woran er nicht geglaubt hat. Das fing schon früh an. Meine erste Schallplatte für Kinder, "Rolfs Vogelhochzeit" wollte keine Plattenfirma haben. Wir sind von Tür zu Tür gelaufen. Dann hat die "phonogram" damals, 1977, gesagt, man könne, "es ja mal versuchen". Es sei nicht kommerziell, aber auch nicht schlecht fürs Image. Die "Vogelhochzeit" wurde dann zu einer der meistverkauften Kinderschallplatten aller Zeiten. Im Jahre 1979, bei der Platte "Rolfs Schulweg-Hitparade" ging es mir bei Polydor ganz genauso. Damals war man der Meinung, das alles sei so pädagogisch, dass niemand es hören wollen würde. Damals hatte ich aber das Glück, dass in diesem Jahr die Aktion "Ein Herz für Kinder" in die Welt gesetzt wurde. Ich bin dann mit meiner Gitarre in die Kantine vom NDR gegangen, wo die Sendung "Die aktuelle Schaubude" lief. Dort habe ich dem Chefredakteur der BILD-Zeitung, Peter Bartels, ein paar Lieder von der "Schulweg-Hitparade" vorgesungen. Das Ganze hat ihn so berührt, dass er zugestimmt hat. Danach hat auch die Polydor ja gesagt. Natürlich könnte man bei all dem sagen, dass ich stolz darauf bin, aber mit dem Wort bekomme ich das einfach nicht gegriffen. Ich freue mich, dass ich manchmal den richtigen Riecher habe. Ich bin einfach nur glücklich, dass ich mich oftmals nicht getäuscht habe. Langsam habe ich dann mit meinem Gesamtrepertoire das Kinder- und Familienleben durchdrungen. Damit habe ich anfangs nicht gerechnet. Vielleicht wird auch das ein oder andere länger gesungen und gehört werden, als ich noch da bin. Das ist auch gut so, wenn die Lieder länger nachklingen als der Mensch lebt."

Conny: "Kann ein Vollblutmusiker denn überhaupt in Rente gehen?"
R. Zuckowski: "Das ist nicht einfach zu beantworten. Ich glaube, er würde einen großen Fehler machen, wenn er mit der Rente in den Ruhestand ginge. Wenn er ein Vollblutmusiker ist, hat sein Herzschlag und sein Lebensgefühl unglaublich viel damit zu tun, dass er Musik macht. Darum mache ich auch weiter. Wahrscheinlich auch in einer Bandbreite, die nicht jeder in dieser Weise von mir erwartet. Bei der Gruppe "Hafennacht" singe ich maritimes Liedgut von der Elbe, teilweise auch sehr philosophisch und volkstümlich. Beispielsweise ist das Lied "Mein Fluss" der Opener des Konzertes. Hierbei handelt es sich um eine kleine Philosophie darüber, was Menschen und Flüsse gemeinsam haben. Das ist sehr viel! Beide haben eine Kinderstube und beide müssen irgendwann ins das große Ganze übergehen, weil ihre Zeit vorbei ist. Dazwischen findet aber ganz viel statt... wenn man Glück hat."

Conny: "Wenn ich mal ganz ehrlich bin: Beim Namen Zuckowski denke ich sofort an Kindermusik. Sie machen aber, wie Sie sagten, auch Musik für Erwachsene. Wie kommt man denn darauf, sich auf einmal an eine andere Zielgruppe zu richten?"

R. Zuckowski: "Zielgruppendenken ist eine der größten Krankheiten unserer Zeit. Alles wird formatiert und auf Zielgruppen ausgerichtet. Das ist, kulturell gesehen, ganz schrecklich. Dadurch gibt es so viel eindimensionale Unterhaltung. Ich finde, Künstler, die etwas zu sagen haben, sollen sich so entwickeln, wie es ihr Leben mit sich bringt. Am Anfang habe ich ziemlich wilde Rock-Musik, wir nannten das damals "Beat-Musik", geschrieben. Ich hatte eine Band, "the beAthovens". Songs zu schreiben und diese dann Leuten anzubieten, war nicht so einfach. Viele Demos sind einfach liegen geblieben. Dann habe ich "Peter, Sue & Marc", ein Trio aus der Schweiz kennengelernt. Damit ging es in die Richtung "Folk Pop" sehr gut los. Wir waren immerhin fünf Mal für die Schweiz beim Grand Prix! Das war alles bevor ich Kinder hatte, oder zumindest mit Kindermusik bekannt wurde. Das heißt, es gab eine wichtige Zeit in meinem Leben, bevor ich durch meine eigenen Kinder auf die Idee kam, dass Musik für Kinder zu machen etwas sehr, sehr Schönes ist. Wenn man Vater ist, bemerkt man, dass man sich durch die Kinder verändert und die Welt anders sieht. Vielleicht lebt man auch anders als die Menschen, die keine Kinder haben. So entstehen dann auch Lieder über die Befindlichkeit und die Weltsicht von Eltern. Das ist bei mir schon 1983 mit dem Album "Zeit für Kinder, Zeit für uns" passiert. So haben sich die Dinge parallel entwicklet. Rund um die Kinder wurde der Erfolg so groß, dass ich natürlich dadurch auch meine Marke weg habe. Darüber bin ich aber nicht traurig. Viele möchten gerne ihre Marke weg haben und schaffen es nicht. Wer sich aber etwas genauer mit mir beschäftigt, hat seit 1983 gesehen, dass ich immer wieder auch meine Gedanken für Erwachsene ausdrücke. Ich bewege mich immer zwischen Folk, Pop, Liedermacherei. Für viele war ich auch nie so richtig greifbar. Nach dem Motto: "Was macht er denn nun eigentlich?" Oft steht das einzelne Lied für sich selber. Der Zusammenhang drückt sich dann eher durch meine Handschrift, meine Gedanken und meine Emotionen aus. Heute gehe ich gewissermaßen wieder zurück in die Zeit, in der alles begonnen hat. Als Mann im Hintergrund war ich damals auch sehr glücklich. Ich war nicht wild darauf, vorne zu stehen und von Scheinwerfern geblendet zu werden. Das hat sich Schritt für Schritt entwickelt. Ich bin heute erleichtert, dass ich den Druck, jedem gerecht zu werden, weniger verspüre als Leute, die einen Hit nach dem anderen haben müssen."

Conny: "Man stellt sich Rolf Zuckowski immer als super-harmonischen Familienvater vor. Wie würden Ihre Kinder Sie denn beschreiben?"
R. Zuckowski: "Ich bin sicherlich ein Mensch, der Harmonie braucht und entfalten will. Ich kann mich aber auch recht gut streiten. Über diese Facetten eines Charakters lässt sich aber nicht immer gleich ein Lied schreiben. Für mich sind Lieder ein bißchen wie schöne Blumen, Tiere oder Landschaften, an denen man sich erfreut. Diese Freude kann aber auch eine Art von Nachdenklichkeit sein, das Bewusstsein um Vergänglichkeit ist in meinen Liedern oft spürbar. Darum sind meine Lieder selten aggressiv oder spitz in der Sprache. Ich versuche die Dinge so zu besingen, wie ich sie schön finde. Ich versuche wohl, die Welt ein bisschen heiler zu machen und nicht, eine heile Welt zu besingen. Das kann man in vielen meiner Lieder für Kinder und für Erwachsene spüren. Mit dem Leben zurecht zu kommen, bedeutet auch, in Freunde und Familie eingebunden zu sein. Ich weiß, dass ich für viele junge Leute, die jetzt Eltern sind, eine Art Freund bin, mit dem man durchs Leben geht. Ich bekomme, gerade in Bezug auf das neue Album "leise Stärke" wirklich besondere Briefe, die mir sehr unter die Haut gehen."

Foto: © M. Gamper
Foto: © Musik für Dich
Autor:

Cornelia Wilhelm aus Düsseldorf

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