Class of `88

Fünfundzwanzig Jahre ist es jetzt her.
Ein Vierteljahrhundert.
Ein halbes Leben. Genauer genommen sogar mehr als ein halbes Leben.
Und das ist auch gut so. Nein. Ich würde nicht zurück wollen.

Das Beste an meiner Schulzeit waren, abgesehen von den ersten sieben Jahren vielleicht, gefühlt, definitiv die Raucherpausen. Menschen interessierten mich immer schon mehr, als das Wissen. Nachdem ich also im Alter von 25 Jahren mit dem Rauchen aufgehört hatte, war das letzte verbindende Element zu den ehemaligen Klassenkameraden entfallen, wodurch ich mich eher widerwillig, wenn überhaupt auf den ohnehin raren Ehemaligentreffen des Abiturjahrgangs 1988 blicken ließ. Mein Wissen war so begrenzt, dass ich noch nicht einmal wusste, wie ich mich dort angemessen präsentieren sollte.

Ich denke, ich bin erwachsen geworden.
Mittlerweile habe ich verstanden, dass es nicht selbstverständlich, sondern ein Vorrecht ist, ein Abitur in der Tasche zu haben.
Nicht nur, aber auch, weil man dann dabei sein darf, wenn ein Wiedersehen organisiert wird.

Zum ersten Mal seit 25 Jahren freue ich mich am großen Tag also aufrichtig auf dieses Treffen, weil andere Dinge wichtig geworden sind und weil ich endlich weiß wo meine Interessen hingehen.
Ausgerechnet den ersten, der mir begegnet erkenne ich nicht wieder und weiß nicht in welche Schublade ich ihn stecken soll. Weil daraus trotzdem eine ausgesprochen nette Begegnung wird, lasse ich die Schubladen auch für den Rest des Abends einfach zu.

Wer heute hier ist, hat das Handy zu Hause gelassen, es gehört in eine andere Zeit.
Wir unterhalten uns, um ein halbes Leben geläutert. Jeder hier hat seine Erfahrungen gemacht. Und doch schwingt die Jugendlichkeit von damals auf ungewöhnliche Weise mit. Mit den Augen der Siebzehnjährigen, sehen wir uns in veränderten Körpern, um im Laufe des Abends festzustellen, dass die zwischenmenschliche Chemie auch nach all der Zeit noch ähnlichen Gesetzen folgt.
Manch überraschende Begegnung ist auch dabei.

Die Zeit vergeht im Handumdrehen. Früh am nächsten Tag, als wir uns verabschieden, weiß ich, dass ich mit manch einem hier, damals wie heute, weit mehr geteilt habe als ein paar Zigaretten.

Einfach schön war's! Ein toller Abend!

Für manches Wissen braucht man eben mehr als das Abitur.

Ein Fünfundzwanzigjähriges!

Autor:

Femke Zimmermann aus Düsseldorf

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