BROILERS im Interview: Wie DIE TOTEN HOSEN auf Speed

Interview mit Sänger Sammy Amara/ Zusatzkonzert in Düsseldorf

Mit ihrem rotzigen Straßenkötercharme gehören die Broilers schon seit den 90ern zu den echten Attraktionen dieses Landes. Seit dem vergangenen Jahr hat die Punk Band aus Düsseldorf nun endlich den bundesweiten Durchbruch geschafft. Das hat sie nicht zuletzt auch den Toten Hosen zu verdanken.

Getragen auf einer riesigen Zuneigungswelle ihrer Fans sind die Konzerte der Broilers ein feuchtfröhliches Happening zwischen Party und kraftspendender Rock’n’Roll-Sunday-School. Nach vielen Monaten auf Tournee reifte die Idee heran, in Form eines Livealbums die Magie der Band auf ihrem bisherigen Höhepunkt einzufangen und auch den vielen neu hinzugekommenen Fans einen Querschnitt durch ihr bisheriges Schaffen zu bieten. Das Ergebnis heißt »Santa Muerte Live Tapes«, ein Doppelalbum, das auf der gleichnamigen Tournee an drei Abenden in Leipzig, Dortmund und Bremen mitgeschnitten wurde. Abgemischt wurde dieses Live-Dokument wie schon die letzte Studioscheibe von Toten Hosen-Produzent Vincent Sorg, dem es gelungen ist, die Gänsehaut-Atmosphäre eines Broilers-Konzerts in 31 Liedern einzufangen. Nach einem erfolgreichen Festival-Sommer mit vielen umjubelten Auftritten beenden die Broilers ihre »Santa Muerte« Tour mit zwei Abschlusskonzerten in ihrer Heimatstadt Düsseldorf, von denen eines bereits ausverkauft ist. Der Wochen-Anzeiger sprach mit Gitarrist und Sänger Sammy Amara (33).

WA: Sammy, böse Zungen behaupten ja, ihr klingt wie Die Toten Hosen auf Speed...

Der Vergleich ist okay, wenn wenn man sich nicht mit Punk auskennt.

... Und hinkt nicht mal, immerhin seid ihr nicht nur mit den Jungs befreundet sondern habt auch mit ihrem Produzenten gearbeitet.

Das ist richtig. Wir sind auch sehr stolz auf die Band.

Wie kam es zu der Freundschaft?

Zum einen wohnen wir in der gleichen Stadt, zum anderen haben sich die Hosen immer schon um den musikalischen Nachwuchs gekümmert. Ich habe Grafikdesigner gelernt und damals sogar T-Shirts für die Band designt. Ohne die Hosen hätten wir gar nicht angefangen, Punk zu machen. Die haben damals mal eine Platte veröffentlicht, auf der sie ihre ganzen Helden gecovert haben. Dadurch sind wir überhaupt zum Punk gekommen. Wir spielen jetzt auch wieder Support Shows mit ihnen.

Lass uns über euer Schaffen sprechen. Warum schreibst du politische Texte, fällt dir sonst nichts ein?

Ich finde, man sollte keine Scheuklappen haben. Ich sehe ja, was passiert und kann gar nicht anders, als darüber zu schreiben. Punk ist ja keine konservative Musikrichtung. Mich regen einfach Dinge auf.

Was zum Beispiel?

Dass bestimmte Menschengruppen dafür verantwortlich gemacht werden, warum Leute keinen Job bekommen. Im Punk würde man sagen: Do it Yourself! Das ist die Attitüde! Ich will da jetzt keinen Zeigefinger heben, sondern einfach nur Leute zum Nachdenken bewegen.

Warum glaubst du, dass du damit was bewirken kannst? Wer diese Einstellung vertritt, wird eure Musik höchstwahrscheinlich nicht hören.

Natürlich kann Musik alleine nichts verändern. Aber es ist schon mal ein Anfang, wenn sich jemand Gedanken macht. Die Leute sollen hinterfragen, das finde ich wichtig.

Wie passt das zu dem „gewissen Mafiaimage“, von dem bei Wikipedia die Rede ist? Sollte man da nicht eigentlich Angst vor euch haben?

Nee, da geht´s um Style: Wenn man die Mafia sieht, wie sie in Kalabrien herum fährt - die sind meistens schlecht gekleidet. Ich hingegen mag das Pop-Phänomen. Wenn man die Mafia-Jungs in Filmen sieht, dann sind die immer ziemlich stylisch und das finde ich geil. The Clash zum Beispiel, die haben sich ähnlich gekleidet. Nur weil man Punk macht, muss man ja nicht schlecht gekleidet sein.

Du hast schon mehrfach The Clash erwähnt, bist du musikalisch eher ein Old School Fan?

Das kann man so nicht sagen. Zuletzt habe ich mir die neue Green Day gekauft, von der war ich aber nicht begeistert, The Killers und Billy Talent haben mich auch nicht umgehauen. Die neue Money Brothers fand ich hingegen richtig gut. Okay, sie hat mich aber auch an The Clash erinnert.

Bis auf die Zusatzshow in Düsseldorf sind alle Konzerte der Tour ausverkauft. Wie geht es danach für euch weiter?

Wir schreiben derzeit neue Songs. So vom Gefühl her wird es eine härtere Platte. Aber das kann sich auch wieder ändern.

Letzte Worte?

Ich hoffe, das möglichst viele zu unserer Show am 14. Dezember zu unserer Show in die Mitsubishi Electric Halle nach Düsseldorf kommen.

Vielen Dank für das Gespräch!