Blick durchs Schlüsselloch
Wir schauen alle. Mal bewusst, mal unterbewusst lassen wir Pendler die Wohnungen fremder Menschen an uns vorbeiziehen. Jeden Morgen, wenn die Bahn von Flingern im gefühlten Schritttempo gen Hauptbahnhof rattert.
Ich frage mich dann, welches Essen in dem weißen Topf mit geblümten Dekor schlummern, welchem Beruf die Person nachgeht, die ihren Anzug immer nach draußen hängt, ob die frühstückende Frau gleich zur Arbeit muss, warum so viele Leitern auf den Balkonen stehen, wie die Party war, die unzählige Flaschen auf dem Tisch zur Folge hatte, ob dem Kind die Hello-Kitty-Aufkleber auf den Fenstern noch gefallen, ob die nasse Wäsche draußen tatsächlich trocknet, und und und.
Ich bin ehrlich: Wenn ich die Fremden durch die fremden Fenster sehe, habe ich ein komisches Gefühl. Ich bekomme Einsichten in etwas, was mich nichts angeht. Wie alle anderen auch. Wir alle sollten vielleicht die „Nacht der Kirchen“ am Wochenende besuchen. Da bekommen wir auch mal andere Einsichten, und die sind sogar erwünscht.
Autor:Lokalkompass Düsseldorf aus Düsseldorf |
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