65. Meisterfeier: "Handwerk ist Qualifikationskultur"

Die 21 Jahresbesten, Kammerpräsident Andreas Ehlert Festredner sowie EU-Kommissar Günther Oettinger (v.l.). Foto: Handwerkskammer
7Bilder
  • Die 21 Jahresbesten, Kammerpräsident Andreas Ehlert Festredner sowie EU-Kommissar Günther Oettinger (v.l.). Foto: Handwerkskammer
  • hochgeladen von Peter Frank

Das Handwerk macht Werbung mit Sprüchen wie: „Ich backe keine Brötchen. "Ich arbeite am perfekten Morgen“, oder "Ich repariere keine Motoren. Ich lasse Herzen wieder schlagen“ oder auch „Ich schneide keine Haare. Ich rette deinen nächstes Date“. Aber sie werben nicht nur damit, sie verwirklichen es auch! Mehr als 1000 junge Damen und Herren haben ihren „Meister“ gemacht. Die frischgebackenen Jungmeisterinnen und Jungmeister wurden im Congress Center ausgezeichnet und gefeiert.

Vor rund 2500 Gästen in der Stadthalle der Landeshauptstadt Düsseldorf ließ Präsident Andreas Ehlert keine Zweifel daran, dass das Handwerk immer noch goldenen Boden hat. „Wenn wir uns heute die Frage stellen“, so der amtierende Präsident der Handwerkskammer, „Wie geht’s eigentlich dem Handwerk?“ dann kann ich mit einer gewissen Gelassenheit antworten: „Im Großen und Ganzen gut!“ Dass natürlich äußere Umstände, wie beispielsweise der milde Winter, die Situation begünstigen, bestätigt er. Nur ist nach seiner Auffassung auch die beste Arbeit keine Garantie für wirtschaftlichen Erfolg. So braucht gute Arbeit auch gute Rahmenbedingungen. Etwa fairen Wettbewerb, Berechenbarkeit und Sicherheit. Doch genau hier werden Zweifel laut, denn die große Diskussion um die Energieversorgung bereitet allen, nicht nur dem Bürger Sorgen. Hier hoffte der Präsident auf klare Worte des Gastes der 65. Meisterfeier, EU-Kommissar Günther Oettinger. Ebenso beim Thema Meisterbrief, der immer wieder in den Focus gerät. In Richtung Wolfgang Clement, dem ehemaligen Wirtschaftsminister, der seinerzeit den Meisterbrief für mehr Wettbewerb abschaffen wollte, konnte sich Ehlert eine kleine Pfeilspitze nicht verkneifen.

Ungerechtfertigte Beschränkung

„Der Vorstoß des Propheten der unbewiesenen Paradiese musste einen „krachenden Fehlschuss“ verzeichnen“, stellte Präsident Ehlert fest. Doch auch in der Neuzeit muss sich das Handwerk Angriffe erwehren. So mutmaßt die EU-Kommission, dass der Meisterbrief nicht nur den Wettbewerb behindere, sondern auch eine ungerechtfertigte Beschränkung des Marktzutritts sei. „Ich verstehe absolut nicht“, so Ehlert, „dass die EU bei solch einem Erfolgssystem die Axt ansetzen möchte.“ Alle 1023 Jungmeisterinnen und Jungmeister sind nach seiner Darstellung der lebende Beweis, dass das Streben nach Fertigkeiten, nach Können, nach Kompetenz, in unserem Land weiterhin ungebrochen ist. Handwerk ist Qualifikationskultur.

Meisterbrief bleibt

Dies bestätigt auch EU-Kommissar Oettinger, der deutlich machte, dass der Meisterbrief seinen Wert behält. Für ihn war Deutschland nie stärker. „Wir sind auf dem ökonomischen Höhepunkt“, so Oettinger. Nach seiner Auffassung muss die Stellung gehalten werden, auch wenn Deutschlands größte Schwäche, die Demographie, große Gefahren birgt. So ist die Fachkräftefindung die Aufgabe schlechthin. Oettinger führt weiter aus: „Wir müssen raus aus dem Romantiktal und rein in die europäische Realität.“ Deshalb will er alles daran setzen, dass der Meisterbrief mit seinem Profil so erhalten bleibt, wie er ist. Denn er ist nach seiner Überzeugung ein Garant für Ausbildung und Qualität und verdient eine besondere Anerkennung. Die duale Ausbildung des deutschen Handwerks hat Vorbildcharakter in ganz Europa. „Die Präsenz des deutschen Handwerks ist in Brüssel willkommen“, ruft er in den Saal.

Energieeffizienz

Ebenso zum allumfassenden Thema der Energiepolitik, dass nicht nur für Deutschland, sondern auch für Europa von überragender Bedeutung ist, findet der EU-Kommissar klare Worte. „Es ist wohl deutlich, dass wir die Energiewende noch nicht vollzogen haben“, stellt Oettinger fest. Sein Standpunkt ist, dass Deutschland noch 10 Jahre benötigt, um intelligente Leitungen für den Transport von Strom zu schaffen. „Außerdem müssen wir Speichervorrichtungen für den hergestellten Strom finden, denn diese Problem ist noch nicht zukunftsträchtig gelöst“, so der EU-Politiker. Es ist ihm völlig unverständlich, dass die Bürger sich auf den Standpunkt stellen: kein Atomstrom, kein Kohlekraftwerk, keine Windparks, aber dann erwarten, dass der Strom preiswert bleibt. Es werden seinem Dafürhalten noch viele Jahre Kohlekraftwerde benötigt, um die Energieversorgung ohne Probleme zu gewährleisten. Oettinger ist völlig klar, dass die privaten Haushalte, aber auch das Handwerk an angemessenen Preisen für den Strom interessiert sind. „Daran arbeiten wir“, versichert er. Bis dahin muss der Energieverbrauch drastisch gesenkt werden. Laut Fachleuten ließe sich dieser um 40 Prozent reduzieren. Hier ist das Handwerk gefordert, egal ob Dämmung, Heizung oder moderne Gebäudetechnik. Hier kursiert das Zauberwort Energieeffizienz! Denn bekanntlich ist die beste Energie die, die gar nicht erst verbraucht wird.

21 Jahresbeste

Den 1023 Absolventen der Meisterschule zollte der für Energiepolitik zuständige EU-Kommissar höchste Anerkennung für den entbehrungsreichen, aber lohnenden Weg zur Meisterschaft. Gemeinsam mit dem Kammerpräsidenten Andreas Ehlert, überreichte Günther Oettinger den 21 Jahresbestmeistern die Meisterurkunden.

Text: Peter Frank
Fotos: Voskresensky

Autor:

Peter Frank aus Düsseldorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.