40 Jahre AWO-Jugendberatung
Stress mit den Eltern, Ärger in der Schule, Liebeskummer, Internetsucht – die Beratungsstelle steht seit 40 Jahren parat. Mit den Punks in der Altstadt fing alles an.
Von Liebeskummer bis Handysucht: Die Jugendberatung der AWO bietet seit 40 Jahren Hilfe. Junge Punks waren die ersten Klienten der AWO-Jugendberatung (JUB), als diese 1978 an der Wallstraße in der Altstadt eröffnet wurde. Heute kommen junge Menschen aus allen Gruppen der Gesellschaft und allen Nationen in die JUB, die inzwischen ihren Standort an der Oberbilker Allee 287 hat. Sie sind zwischen 14 und 27 Jahre alt und bringen vielschichtige Belastungen mit: von Liebeskummer bis Handysucht, Schulproblemen bis Ärger mit den Eltern.
Rückblick auf 40 Jahre
Folgend ein Rückblick auf 40 Jahre Jugendberatung und die Geschichte von Jan, der erzählt, warum es ihm langsam besser geht.
Als Yvonne Preißler vor 35 Jahren zur Jugendberatung kam, ahnte sie nicht, wieflexibel sie ihre Kenntnisse als Sozialarbeiterin handhaben würde. Zumindest
hatte sie bislang in keinem Uni-Seminar davon gehört, dass jungen obdachlosen
Punkern und Punkerinnen vorweihnachtliches Flötenspiel dabei helfen könnte,
ihre oft traurigen Lebenswege in die Öffentlichkeit zu tragen. Denn hinter dem
manchmal exzessiven Alkoholkonsum, dem Pöbeln und Schnorren steckte ein dickes
Paket sozialer Schwierigkeiten. Den Altstadtgästen ging das offensive Auftreten
der jungen Menschen zunehmend auf die Nerven und das Ordnungsamt
begann, Bußgelder zu verhängen.
Tote Hosen als Überraschungsgast beim Benefizkonzert in der Altstadt
Damals, Anfang der 1980er Jahre, hatte die Jugendberatung, die heute der AWO Familienglobus gGmbH angehört, ihr Büro an der Wallstraße in der Altstadt. Eswar neu, dass Sozialarbeiter und Psychologen nicht am Schreibtisch auf ihre Klienten und Klientinnen warteten,
sondern auf die Straße gingen, um Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Zu der Hilfsaktion
zugunsten der Punks gehörte auch ein Benefizkonzert, bei dem die Toten
Hosen als Überraschungsgäste auftraten. Die jungen Obdachlosen wiederum trafen sich zum vorweihnachtlichen Flötenspiel, das mit einem Fotoshooting auf der
Straße auf ihre Situation aufmerksam machte. Vor allem dank des Konzerts kam
genug Geld zusammen, um die Bußgelder bezahlen zu können und eine drohende
Gefängnisstrafe abzuwenden. Die Düsseldorfer reagierten
darauf teils erstaunt, teils mit Unmut, manche fanden es eine gute Sache.
Das Engagement der AWO war öffentlichkeitswirksam, jedoch nicht dazu gedacht,die Altstadtbesucher zu belustigen, sondern Kritik an
der Verdrängung Obdachloser zum Ausdruck zu üben. Hier ging es um ein politisches
Statement und nicht um Entertainment.
Jan (25) dachte darüber nach, wie es wohl wäre, sich umzubringen
Die Jugendberatung (JUB) wurde 1978 in der Altstadt gegründet. Später zog sieum nach Flingern und blieb dort, bis der Kreisverband beschloss, einen Großteil
seiner Angebote der Jugendarbeit unter einem Dach an der Oberbilker Allee 287
zu bündeln, dem heutigen Standort.
Zielgruppe waren und sind junge Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren. Siekommen mit vielschichtigen Problemlagen, die auch suizidale Gedanken nach
sich ziehen können. Jan (Name geändert) hatte solche Gedanken zum ersten Mal
vor drei Jahren, damals überwand er dank der Unterstützung seiner Schwester
das Seelendunkel vorübergehend. Vor drei Monaten kehrte es zurück. Er saß in
seinem Zimmer und dachte darüber nach, wie es wohl wäre, jetzt ein Messer in
die Hand zu nehmen und zuzustechen. Wieder sprach seine Schwester ihm Mut
zu, ein Schulsozialarbeiter gab ihm den entscheidenden Tipp, die Jugendberatung
der AWO Familienglobus gGmbH aufzusuchen. Seither geht er einmal in der
Woche dorthin zum Gespräch. „Das hilft mir sehr“, sagt er. „Die Psychologin stellt
die richtigen Fragen, so dass ich immer besser verstehe, warum ich mich so
schlecht fühle.“
Kein einfacher Weg, denn vordergründig sind die Eckdaten inJans Leben solide: Ausbildung, Freunde, Eltern, Schwester. Trotzdem fühlt er sich
oft sehr allein. „Wenn man nicht weiß, warum es einem schlecht geht, zieht einen
das noch mal runter“, sagt Jan.
Unterschied zu heute: Die Punks hatten eine Botschaft
Oft finden die jungen Menschen den Weg zur AWO-Jugendberatung über die Lehrer, Schulsozialarbeiter, Schulpsychologen und Einrichtungen der offenen Jugendarbeit.Viele kommen auch eigenständig in die Oberbilker Allee. Darunter eine „hohe
Zahl von Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte“, wie Detlef Weber, Geschäftsführer
der AWO Familienglobus gGmbH, sagt. „In Bilk und Oberbilk, unserem
direkten Einzugsgebiet, leben Menschen aus nahezu 100 Nationen.“
Bei der JUB gibt es Hilfe bei Problemen in der Schule, mit den Eltern oder Freunden, bei Ärger mit der Polizei, Schulden und Gewalterfahrungen.„An den Belastungen, mit denen die Jugendlichen zu kämpfen haben, hat
sich gar nicht so viel geändert“, sagt Yvonne Preißler und fügt hinzu: „Ich habe
allerdings den Eindruck, dass die Jugendlichen früher rebellischer waren und
mehr Interesse an gesellschaftlichen Zusammenhängen hatten. „Die Punks aus
der Altstadt hatten eine Botschaft, auch wenn das für die Gesellschaft befremdlich
war.“
Angebote
Die JUB steht parat bei unter anderem Ärger mit Eltern, Freunden, inder Schule, mit Vorgesetzten oder der Polizei, Wohnungslosigkeit, Liebeskummer,
Suizidgedanken. Zudem können Angebote wahrgenommen werden zu folgenden
Themen: Sexualität, Geschlechtsidentität, exzessiver Nutzung von Internet
und Handy, Täter-Opfer-Ausgleich an Schulen.
Kontakt
Oberbilker Allee 287
Tel.: 60025222
jugendberatung@awoduesseldorf.de
www.jub.awo-duesseldorf.de
Autor:Lokalkompass Düsseldorf aus Düsseldorf |
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