WfaA GmbH beim Partnerschafts-Kö-Lauf

Er wirkt ganz cool. In wenigen Minuten geht es für ihn auf zur Startlinie – zum ersten Mal. Und plötzlich macht sich doch die Aufregung bemerkbar. „Ich bekomme gerade ein kleines bisschen Bauchschmerzen“, sagt Jan Philipp Hencke und lacht. Der 25-jährige ist einer von rund 60 Beschäftigten der Werkstatt für angepasste Arbeit, die beim Kö-Lauf an den Start gehen.

Gemeinsam mit einem Laufpartner absolvieren Menschen mit Behinderung beim Lauf der Rehacare-Messe eine Strecke von 1,1 Kilometern. Die Zeit wird zwar nicht gemessen, aber einen guten Platz will Jan Philipp Hencke auf jeden Fall belegen. „Ich habe beim Training gemerkt, dass ich einer der schnellsten bin“, sagt er. Fit hält er sich vor allem durch Fußball spielen und Rad fahren. Rüdiger Engler weiß, dass er einen sportlichen Laufpartner hat. Der Gruppenleiter kennt Jan Philipp bereits von der Arbeit. Die Laufstrategie steht fest: „Erst mal in normalem Tempo los laufen und dann schneller werden“, erklärt Jan Philipp Hencke. Genau das hat sich auch Stefanie Bohn vorgenommen, denn sie kennt ihre Schwäche genau: „Ich laufe immer zu schnell los“, sagt sie. Einmal war sie sogar zu schnell. Sie rutschte in der Kurve aus und fiel hin. Das soll nicht noch einmal passieren.

Ihr Ziel bei diesem Kö-Lauf ist klar: die Titelverteidigung. Bereits fünf Mal ist sie als erste Frau über die Ziellinie gelaufen. Das soll auch dieses Jahr wieder klappen. Sie und Laufpartner Ludger Heise, Gruppenleiter der WfaA, sind bereits ein eingespieltes Team. Sie haben schon mehrere Läufe gemeinsam absolviert. „Es macht Spaß mit ihm laufen“, sagt sie. „Außerdem bremst er mich, wenn ich mal wieder zu schnell anlaufe.“ Bohn kennt die Strecke genau, weiß an welcher Kurve sie zum Endspurt ansetzen will. Vor allem aber will sie beim Start ganz vorne stehen. Irgendwo in der Mitte des Teilnehmerfelds zu starten könnte sie schließlich den Sieg kosten. „Da muss man erst so viele andere überholen. Das ist schwieriger.“ Sportlichen Ehrgeiz hat die junge Frau allerdings längst nicht nur beim Laufen. Seit mehr als zehn Jahren macht sie Judo, ist bei den Wettbewerben für Menschen mit Behinderung amtierende

deutsche Meisterin in ihrer Gewichtsklasse. Um die Ausdauer zu trainieren, fährt sie Inlineskates. „Ich habe eigentlich immer Sportsachen dabei.“

Gewinnen steht für Peter Jungeburth nicht zur Debatte. Er hat eine leichte Gehbehinderung und weiß, dass er nicht ganz vorne mitlaufen kann. „Aber ich war immer irgendwo im Mittelfeld und noch nie Letzter“, freut er sich. Er ist vor allem glücklich, dass es nicht regnet, sonst wäre die Strecke wesentlich rutschiger. Bei
diesem Wetter mit dem trockenen Boden wird es wohl ein reibungsloser Lauf werden. „Dabei sein ist alles“, findet Jungeburth. Das sieht sein Laufpartner genauso.

Früher ist Reinhold Schäfer Marathon gelaufen, heute läuft er kaum noch bei Wettbewerben. Der Leistungsgedanke stehe bei ihm nicht mehr im Vordergrund, sondern der Spaß an der Sache. Schäfer trainiert regelmäßig beim Lauftreff Düsseldorf Süd und hat darüber den Kontakt zur Werkstatt bekommen. Vergangenes Jahr sind Schäfer und Jungeburth bereits gemeinsam gelaufen und haben schnell gemerkt, dass sie ein gutes Team sind. Deswegen haben sich beide gewünscht, auch dieses Jahr wieder zusammen an den Start zu gehen. „Als ich die Gruppe von der Werkstatt vergangenes Jahr das erste Mal getroffen habe, war ich positiv überrascht. Das ist eine total nette Truppe, der es darum geht, miteinander Spaß am Laufen zu haben“, sagt Schäfer. Er findet es eine gute Idee, dass sich jeder Interessierte als Laufpate für einen Menschen mit Behinderung anmelden kann. „Das ist eine gute Gelegenheit, sich kennen zu lernen.“

Am Start haben es Jan Philipp Hencke und Stefanie Bohn in die erste Reihe geschafft. Der Startschuss fällt, beide spurten los. Stefanie Bohn kann ihre Führungsposition bis zum Ende halten. Das Ziel Titelverteidigung gelingt – auch wenn sie wieder zu schnell losgelaufen ist. „Als sie vor der letzten Kurve die Hand nach mir ausgestreckt hat, wusste ich, dass schon relativ k.o. ist“, sagt Ludger Heise mit einem Augenzwinkern. Stefanie Bohn lacht. Es ist trotzdem gut gegangen.
Auch Jan Philipp Hencke ist schnell gestartet und musste sich am Ende doch noch von einigen anderen Läufern überholen lassen. „Ich glaube, der Startplatz in der ersten Reihe war für mich gar nicht so gut, weil ich sofort los rennen konnte“, zieht er Bilanz und schmiedet bereits Pläne für das nächste Jahr. „Vielleicht fange ich lieber bei geringerem Tempo im Mittelfeld an und überhole die anderen dann am Ende.“ Er weiß, dass er das Zeug zu einem Platz unter den ersten drei hat, wenn er sich die Kräfte richtig einteilt. Aber schließlich war der Kö-Lauf erst sein erster Wettbewerb.

Autor:

Ute Hoppe aus Düsseldorf

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