Olympiasieger Torsten May: Der Boxsport braucht neue Gesichter
Die Aachener „Vital“ ist eine der größten Gesundheitsmessen in NRW. Erstmalig präsentierte sich auch das olympische Boxen. Die Athleten des Aachener Vereins „ML-Kampfsport Akademie e.V.“ und dessen Vorsitzender Martin Lücker hatten eine Überraschung für die Zuschauer. Sie organisierten ein Showtraining mit dem Olympiasieger und Weltmeister Torsten May. Danach stellten sich May und Lücker den Fragen der Presse. Für den Boxsport-Verband Nordrhein-Westfalen sprach Wolfgang Wycisk mit dem ehemaligen Champion.
Wycisk: Herr May, Sie sind Repräsentant der BARMER GEK Krankenkasse. Hat die BARMER ein hübsches Gesicht gesucht, oder was steckt dahinter?
May: (Lacht) hübsches Gesicht, das ist gut. Nein, die BARMER GEK war für ihre Initiative „Deutschland bewegt sich“ auf der Suche nach einem Gesundheits-Botschafter. Dabei sind sie auf unseren Box-Club MayLife aufmerksam geworden, den ich mit meinem Bruder und meinem Vater am Fühlinger See betreibe. Unser Konzept und unsere Philosophie hat sie überzeugt. Seitdem arbeiten wir zusammen und bringen Deutschland in Bewegung.
Wycisk: Ist es nicht ungewöhnlich, dass sich eine Krankenkasse zum Boxsport bekennt?
May: Überhaupt nicht, der Boxsport ist eine der ältesten olympischen Sportarten. Es ist ein ideales Ganzkörpertraining und Balsam für die Seele.
Wycisk: Dann ist der Boxsport aus der Schmuddel-Ecke raus?
May: In der Ecke ist er schon lange nicht mehr! Glauben Sie etwa, dass die ARD Schmuddel-Sport übertragen würde?
Ich habe für die Aktion „Deutschland bewegt sich“ viele Vereine besucht. Die Vereine sind voll und ihre Trainer sind sehr gut ausgebildet. Bei einem Besuch in einem Seniorenheim hat mir eine Dame erzählt, dass sie sich mit Box-Übungen fit hält. Sie war 89 Jahre alt und ihre Lieblingsübung war das Schattenboxen.
Wycisk: Stichwort ARD. Die ARD plant, die Verträge mit dem Sauerland Stall nicht zu verlängern.
May: Es wäre in der Tat ein Problem, wenn es das Profi-Boxen nicht mehr im Fernsehen zu sehen gäbe. Aber der Boxsport lebt und es ist jetzt die Chance für das Amateur- oder besser das olympische Boxen. Jetzt brauchen wir nur noch Gesichter.
Wycisk: Gesichter?
May: Ich meine Sportler, die dem Boxen ein Gesicht geben. Typen, wie ein Henry Maske oder ein Torsten May. Boxer, dem der Nachwuchs nacheifern will; über die die Menschen sprechen. Am besten Olympiasieger oder Weltmeister. Hier müssen alle Verantwortlichen gemeinsam daran arbeiten.
Wycisk: Welchen Rat können sie denen geben, die wie Sie, Weltmeister und Olympiasieger werden wollen?
May: Talent, Fleiß, Disziplin und Ausdauer sind die Voraussetzungen. Darüber hinaus gibt es kein Zaubermittel.
Wycisk: Bei uns in NRW drängen die jungen Wilden ganz nach vorn. Es sind Boxer dabei, die es wirklich schaffen könnten. Was raten sie den Jungs?
May: Erstens müssen sie sich ein Fundament erboxen und sich den Sport verdienen. Deshalb sollten sie so viel wie möglich an internationalen Turnieren teilnehmen.
Zweitens und das ist viel wichtiger, brauchen sie eine solide Ausbildung. Am besten eine Lehre oder ein Studium, denn die größte Herausforderung beginnt nach dem Sport. Und wenn man nichts gelernt hat, steht man schnell vor dem Nichts.
Wycisk: Wann sehen wir sie wieder?
May: Ich habe leider kaum Zeit, um viele Veranstaltungen besuchen zu können. Deshalb kann ich nichts versprechen. Ich hoffe aber, dass ich es zu den Deutschen Meisterschaften in Köln schaffe.
Wycisk: Ich würde mich wirklich freuen, wenn sie dabei wären, Herr May. Vielen Dank für das Gespräch.
(Torsten May wird voraussichtlich zum Ende des Jahres wieder in Aachen zu Besuch sein, um gemeinsam mit Martin Lücker ein Training
Autor:Wolfgang Wycisk aus Düsseldorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.