Mit den eigenen Waffen geschlagen - Fortunas Pokal-Aus in Offenbach
Der Traum vom Viertelfinale ist vorbei. Mit einem 0:2 in Offenbach fliegt Fortuna Düsseldorf aus dem DFB-Pokal - buchstäblich sang- und klanglos - mit einem „Stimmungs-Boykott“ einiger Fan-Gruppierungen. Und der sorgt unter den Anhängern zunehmend für Ärger.
Als um exakt 2.30 Uhr die Fan-Busse aus Offenbach an den Düsseldorfer Hauptbahnhof zurückkehrten, wähnte sich mancher wohl im falschen Gefährt: „Gesellschaft Colonia“ prangte in dicken Lettern vom Reisemobil. Viel schlimmer für Fortunas Anhänger: Vier Stunden zuvor müssen sie sich bereits vorgekommen sein, wie im falschen Film. Mit 0:2 verlor der Bundesligist bei den Offenbacher Kickers. Besonders bitter: Die Pleite bei der Mannschaft, die zuvor in der dritten Liga vier Klatschen in Folge kassiert hatte, war absolut verdient. Damit wartet der zweimalige DFB-Pokalsieger nun schon seit 17 Jahren vergeblich auf den Einzug ins Viertelfinale.
„Lumpi“ Lambertz brachte es unmittelbar nach dem Abpfiff auf den Punkt: „Offenbach hat das gut gemacht: Hinten gut stehen und schnell nach vorne spielen. Die haben so gespielt, wie wir sonst spielen.“ Der OFC schlug die Fortuna mit deren ureigensten Mitteln. Während die Düsseldorfer die regelmäßige Rolle des Underdogs in der Bundesliga Punkte bringend perfektionierten, schmeckt ihnen die Rolle des Favoriten sichtbar nicht. Anders ausgedrückt: Macht der Gegner nicht das Spiel, wird’s in der Regel eine zähe Nullnummer, die, wenn überhaupt, durch eine Einzelaktion eine (Vor-)Entscheidung findet.
Gegen den biederen Tabellenelften der dritten Liga findet die Fortuna von Beginn an wenig Zugriff auf das Spiel. In der ersten Halbzeit kontrolliert der Bundesligist wenigstens noch halbwegs das Geschehen, freilich ohne sich wirklich zwingende Torchancen zu erarbeiten. Spätestens nach dem Wechsel zeigt sich dann aber ein typisches Pokalphänomen: Die unterklassige Heimmannschaft übernimmt vor der stimmungsvollen Kulisse ihres ausverkauften Hauses immer mehr die Regie.
Zwischen der 56. und der 61. Minute hält Torwart Fabian Giefer die Fortunen mit mehreren Paraden im Spiel. Tobias Levels hat Glück, als seine durchaus elfmeterverdächtige Attacke gegen Mathias Fetsch von Schiedsrichter Felix Zwayer nicht geahndet wird. Auch zwei Offensivwechsel (Rafael für Schahin und Cha für Ilsö) können das sich immer weiter verschiebende Kräfteverhältnis nicht wieder gerade rücken.
Was sich immer mehr andeutet, vollzieht sich schließlich in der 76. Minute: OFC-Goalgetter Fetsch bringt seine Farben in Führung. Die Fortuna holt nun die Brechstange heraus, doch auch ihre hektischen Versuche haben keine Durchschlagskraft. Im Gegenteil: Die sich öffnenden Räume nutzen die Kickers zu gefährlichen Gegenstößen, die sie in der 85. Minute durch Stefan Vogler zum 2:0 nutzen. Die Entscheidung!
Der altehrwürdige Bieberer Berg steht Kopf und die Offenbacher Fans feiern ihr Team, dass sie zuvor unermüdlich nach vorne getrieben hatten. Etwas, was Teile der Fortuna-Anhänger nicht von sich behaupten konnten. Sie folgten lieber dem selbstauferlegten „Stimmungs-Boykott“ aus Protest gegen den "Lieblingsfeind" DFB. Dabei nahmen sie billigend in Kauf, dass sie ihrer eigenen Mannschaft in einem KO-Spiel zum Abschluss eines formidablen Fußballjahres die wohlverdiente, und in einem Hexenkessel wie Offenbach offensichtlich auch nötige Unterstützung versagten. Vor allem aber beraubten sie sich selbst und ihre Mitreisenden eines stimmungsvolle(re)n Jahresausklangs.
Bei vielen Anhängern, die die Fortuna auch gestern nach Kräften anfeuerten, sorgte das für Traurigkeit. Was bereits beim Heimspiel gegen Hannover offen zutage trat, setzt sich nun also fort: Fortunas Fans ziehen nicht an einem Strang. Für den weiteren Abstiegskampf keine gute Voraussetzung…
Autor:Mark Zeller aus Duisburg |
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