Mehr als Karate
Japanische Kampfsportarten kennt jeder. Na klar, Karate und Kung Fu zum Beispiel. Kung Fu? Nein, das hat mit Japan nichts zu tun und ist dem Reich der Mitte, also China, vorbehalten.
„Martial Arts“-Filme, egal ob aus Japan oder China, faszinieren uns Europäer schon seit Jahren. Es blieb einem Amerikaner vorbehalten, diesem Genre eine cineastische Hommage zu widmen: Quentin Tarantino mit seinem Meisterwerk „Kill Bill“. Uma Thurman schwingt dort das Katana, das japanische Langschwert, das ihr der von Sonny Chiba dargestellte Hattori Hanzo geschmiedet hat.
Was dem Film eine besondere Ästhetik verleiht, hat mit der echten Ausübung eines Sports wenig zu tun. Die wohl bekanntesten japanischen Kampfsportarten sind Karate und Judo. Doch es gibt noch eine Vielzahl anderer Disziplinen. Da wären zum Beispiel Kyudo und Kobudo.
„Der japanische Bogen“, erläutert Kameo Shigeyasu, „ist schlicht und einfach gebaut. Die Präzision kommt aus dem Geist.“ Kameo betreibt Kyudo, zu Deutsch: der Weg des Bogens. Der in Deutschland lebende Japaner besitzt den sechsten Dan (Grad) im japanischen Bogenschießen.
„Es ist nicht das Ziel, einen Wettkampf zu gewinnen, sondern sich zu vergessen“, führt Kameo aus, worin das Wesen dieser Sportart liegt. Ein Kyudoka kniet sich erstmal hin, verbeugt sich vor dem Ziel. Der mehr als zwei Meter lange Bogen wird, nachdem er sich erhoben hat, weit über dem Kopf gehoben. Er wird langsam und gleichmäßig gespannt, wobei der Pfeil an der rechten Wange liegt. Der Schuss löst sich erst, wenn der Kyudoka in sich ruht. Es geht um Konzentration.
Ein Bogen spielt im Kobudo, zu Deutsch: alte Kriegskunst, keine Rolle. Kobudo stammt wie Karate (leere Hand) aus Okinawa, den Ryukyu-Inseln, die bis 1879 als eigenständiges Königreich Bestand hatten. Bereits 1609 hatte es eine japanische Invasion gegeben. Um sich gegen die Besetzer verteidigen zu können, entwickelten Bauern und Fischer, denen das Tragen von Waffen untersagt gewesen war, aus landwirtschaftlichen Geräten und Werkzeugen tödliche Waffen.
Das Ziel beim Kobudo war stets, den Gegner schnell kampfunfähig zu machen. „Was man in Filmen sieht“, fügt Hans Bäuml, Träger des vierten Dan im Kobudo, scherzhaft an, „über Wasser laufen oder durch die Bäume fliegen, dafür müssen wir noch ein paar Jahre üben.“ Beim Ausüben dieses Sports geht es denn auch weniger um artistische Effekte, sondern mehr um die Schulung des Wahrnehmungsvermögens, Gleichgewichtssinns und der Körperbeherrschung. Kobudoka tragen keine Schutzkleidung. Darum wird auf Treffer beim Gegner verzichtet.
Bäumls Verein, der Okinawa-Kobudo Kazukan Düsseldorf, stellt sich genauso wie der Kyudoverein Neandertal im Rahmen des Japan-Tages am 2. Juni auf der Sportbühne auf dem Johannes-Rau-Platz vor. Von 13 bis 18.15 Uhr sind dort mehrere japanische Sportarten zu sehen.
Weitere Informationen rund um den Japan-Tag gibt es auf www.japantag-duesseldorf-nrw.de.
Autor:Sascha Ruczinski aus Schwelm |
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