Fansein

- Beweisstück A + B
- hochgeladen von Femke Zimmermann
Der erste und einzige Fußballtext meines Lebens.
Wenn man, wie ich, nicht zum Fansein veranlagt ist, dann muss man sich etwas einfallen lassen, um auf der Welle der großen Glücksgefühle des Fußballers mit schwimmen zu können.
Also löse ich ein Ticket und setze mich in die Bahn. Ich fahre ins Herz der Stadt und tauche ein in das Meer der Fans, rote, weiße, blaue…
Es wird schon weit vor Anpfiff gesungen und gejubelt. Man spricht sich Mut zu, denkt sich schon mal was – wenn - wäre. Leider kenne ich die Lieder nicht und ich kann nichts beitragen zur Fachsimpelei. Alles was ich will ist ein wenig Trittbrettfahren im Freudentaumel.
Ich weiß nicht, wo ich stehenbleiben soll, also treibt es mich einmal quer durch die Stadt an den Fluss. Hier treffe ich Ingo. Der Mann ist auch blau, aber anders als die anderen. Deshalb versteht er, wie ich, die Aufregung um den Ball nicht.
Er erzählt mir, dass er jetzt hier noch ein paar Bierchen schlürft und dann nach Hause geht, weil er morgen früh raus muss: 1-Euro-Job in einer Schreinerei. Dieses Mal will er es schaffen.
Er erzählt mir auch etwas von dem, „der kommt wie ein Dieb in der Nacht“. Den kenne ich. „Tschö Ingo, wer weiß, sehen wir uns ja mal wieder.“
Ich suche mir ein Plätzchen unter einem Heizstrahler auf einer Terasse mit Blick auf’s Wasser. Ein junger Mann bietet mir eine Decke an. Ich lehne dankend ab und sage ihm, dass ich Angora-Unterwäsche trage was nicht stimmt. Er glaubt er hört nicht richtig und sagt höflich „Wie bitte.“ Ich wiederhole lautstark: „Ich trage Angora-Unterwäsche!“ Dann kuschel ich mich doch herrlich unter die fremde Decke.
Am Ende tanzt der Mob. Und ich mitten drin. Schließlich bin ich doch noch Fan.
Am Bahnhof, wo ich eine halbe Stunde zu früh auflaufe, leier ich einem Jüngling ein Stück Rasen aus den schützenden Händen und einem anderen noch ein bisschen vom Netz.
Beweisstück A und Beweisstück B: Ich war dabei, ganz obendrauf auf der Welle der großen Glücksgefühle!
Autor:Femke Zimmermann aus Düsseldorf |
11 Kommentare