Bei Fortuna herrscht Unruhe vor dem Foto-Finish

„Steh‘ auf, wenn du am Boden bist!“, fordern die Toten Hosen in einem Song. Genau das ist nach der Heimpleite gegen Nürnberg (Foto) bei der Fortuna mehr denn je gefragt. | Foto: Weege
  • „Steh‘ auf, wenn du am Boden bist!“, fordern die Toten Hosen in einem Song. Genau das ist nach der Heimpleite gegen Nürnberg (Foto) bei der Fortuna mehr denn je gefragt.
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Kurztrainingslager, Geldstrafe, Reaktivierung und Trainerdiskussion. In der Woche der Entscheidung herrscht bei Fortuna munteres Durcheinander – im Zeichen der Abstiegsangst.

Vier Niederlagen in Folge, die letzten elf Spiele sieglos, das schlechteste Rückrunden-Team – und trotzdem noch über dem Strich: Nur einem schier unglaublichen Schneckenrennen am Tabellenende der Fußball-Bundesliga ist es zu verdanken, dass Fortuna Düsseldorf trotz ihres schwindelerregenden Rückrunden-Absturzes auch vor dem letzten Spieltag nicht auf einem Abstiegsplatz steht.

Absturz in der Rückrunde

Mit gerade einmal 30 Punkten, davon ganze drei aus den letzten elf (!) Spielen taumelt die Elf von Norbert Meier dem Saisonende entgegen, das gleichzeitig auch das Bundesliga-Aus bedeuten könnte. Die 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Nürnberg bildete den vorläufigen Höhepunkt einer atemberaubenden Negativentwicklung in der Rückrunde. „Das war vollkommen indiskutabel, das hat nichts mit Abstiegskampf zu tun“, polterte Sportchef Wolf Werner danach.

Dabei hatte die Fortuna die Chance auf den vorentscheidenden Sieg zum Klassenerhalt doch auf dem Silbertablett serviert bekommen: Der Gast aus Franken kam mit vier Pleiten in Folge und ohne zehn (!) Spieler seines etatmäßigen Bundesligakaders an den Rhein. Dazu eine Düsseldorfer Führung durch ein Nürnberger Eigentor aus heiterem Himmel.

Doch Ruhe, Sicherheit oder Selbstvertrauen gab es dadurch nicht. Stattdessen sah die Mannschaft im eigenen Stadion zu, wie eine Nürnberger Notelf das Heft des Handelns in die Hand nahm. Der 1:2-Endstand war am Ende für Düsseldorf sogar noch schmeichelhaft, denn er hätte viel deutlicher ausfallen können.

Insgesamt scheint der Fortuna der Faden, den sie in der Hinrunde mit 21 geholten Punkten noch fest in der Hand zu haben schien, verloren gegangen. Trotz gebetsmühlenartiger Verweise der sportlichen Leitung, man habe sich immer im Abstiegskampf befunden, zeigen alle Beteiligten im Angesicht zunehmend konkreter werdender Bedrohung Nerven. Auf dem Platz äußert sich das in Stockfehlern, leichten Ballverlusten und fehlendem Mut.

Heute Start ins Kurztrainingslager

Neben dem Platz geht es drunter und drüber: Entgegen dem eigentlichen Credo „Kein Aktionismus!“ wurde ab heute ein Trainingslager im ehemaligen Kloster Harsewinkel angesetzt. Auf der Suche nach Ruhe und Konzentration potenziert der Verein damit den „Endspielcharakter“ des kommenden Spiels in Hannover (Anstoß: Samstag, 15.30 Uhr). Doch wer weiß, wie das das bei ohnehin momentan angekratzten Nervenkostümen ankommt?

Definitiv nicht der Ruhe zuträglich sind Spekulationen über die Ablösung von Chefcoach Norbert Meier noch in dieser Saison. Zweifelsohne gibt es über die aktuelle Arbeit des Übungsleiters in Teilen der Fan-Szene und offenbar auch in den Führungsgremien des Vereins seit einiger Zeit Unmut. Dass aber die Lokalpresse das ausgerechnet in der Woche der Wahrheit aufgreift, trägt bestimmt nicht zur Entspannung der Situation bei.

Nun wird sogar ein konkreter „Notplan“ thematisiert für den Fall, dass die Fortuna in die Relegation muss. Demnach solle der in Fürth geschasste Mike Büskens kurzfristig das sportliche Ruder übernehmen. Eine in Zeitpunkt und Form unwürdige Spekulation gegenüber Norbert Meier, der den Verein aus den Niederungen der Drittklassigkeit auf die große Fußball-Bühne zurückgeführt hat.

Ilsö macht den Voronin

Unwürdig verhielt sich offensichtlich auch der im Krankenstand befindliche Ken Ilsö. Der verletzte Angreifer (Entzündung am Fersenbein) war in der Freitagnacht zu vorgerückter Stunde im Düsseldorfer Nachtleben unterwegs. Dafür droht ihm nun eine ähnliche Geldstrafe, wie Andrey Voronin, der für ein vergleichbares Vergehen 20.000 Euro „Strafe“ hatte bezahlen müssen.

Für eine zusätzliche Kuriosität in dieser Woche sorgt die Reaktivierung von Christian Weber. Aufgrund der Ausfälle von Leon Balogun (Verletzung) und Tobias Levels (Gelbsperre) ist die Defensiv-Not so groß, dass der aktuelle Spieler der Zweiten Mannschaft gestern ins Mannschaftstraining des Profikaders einstieg. Pikant dabei: Vor der Saison war der Rechtsverteidiger von Trainer Meier aussortiert worden, landete in Aachen und kehrte zur Winterpause zur U23 nach Düsseldorf zurück. Sein letztes Bundesliga-Spiel absolvierte er vor über fünf Jahren, damals noch im Trikot des MSV Duisburg.

In Hannover erwartet die Fortuna ein Gastgeber, bei dem nach dem Europapokal-Aus die Luft `raus ist aus einer unterm Strich enttäuschenden Saison (aktuell Platz 9). In der niedersächsischen Landeshauptstadt ist man den in den letzten Jahren gewachsenen Ansprüchen zuletzt nicht mehr gerecht geworden. Die Mannschaft spielt unter ihren Möglichkeiten, die Fans kümmern sich scheinbar fas nur noch um die bevorstehende Bundesliga-Rückkehr ihres „Lieblingsfeindes“ Eintracht Braunschweig.

In dieser von Unzufriedenheit geprägten Gemengelage könnte die Stimmung am Samstag schnell gegen die eigene Mannschaft kippen. Umso mehr dürfte sich die qualitativ gut besetzte Mannschaft von Mirko Slomka um einen versöhnlichen Saisonabschluss bemühen. Dem sollte Fortuna tunlichst trotzen…

Autor:

Mark Zeller aus Duisburg

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