Der blaue Himmel über und unter Berlin
Rund um Humboldt Forum - Neues Schloss
Der Sternenhimmel
Die erste Attraktion erwartet die Besucher schon auf dem Weg zum Humboldt Forum. Im neuen U-Bahnhof "Museumsinsel" überwölbt ein wunderbarer blauer Sternenhimmel Bahnsteig und Gleise. Pate stand kein Geringerer als Karl Friedrich Schinkel, der Baumeister des klassizistischen Berlin. Die Gestaltung der Decke lehnt sich an seinen Entwurf (1815) für das Bühnenbild zu Mozarts "Zauberflöte" an.
Die Rolltreppe führt direkt zur Nordfassade des rekonstruierten Stadtschlosses mit Blick auf die Kuppel.
Das neue Schloss - Humboldt Forum
Was hier nur angerissen werden kann: Kaum ein Bauwerk und seine Funktion wurden in jüngerer Zeit kontroverser diskutiert als der Nachbau des ehemaligen barocken Hohenzollernschlosses. Es wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und 1950 endgültig gesprengt. An seiner Stelle ließ Erich Honecker 1971-76 den Palast der Republik errichten ("Erichs Lampenladen"), als Sitz der Volkskammer ein geschichtsträchtiger Bau aus DDR-Zeiten. Dieser wurde nach der Wende abgerissen, was von vielen begrüßt, aber auch heftig kritisiert wurde. Seit 2013 entstand nach Plänen des Architekten Franco Stella ein in Teilen exakter Nachbau des 1950 abgerissenen Berliner Schlosses.
Die Ostfassade und die Innenräume sind modern gestaltet. Der Schloss-Nachbau dient seit seiner Fertigstellung 2021/22 unter der Bezeichnung "Humboldt Forum" als museales, kulturelles und wissenschaftliches Zentrum.
Die Diskussion um das "neue" Schloss und seine Funktion
Die Befürworter sehen im Schlossneubau eine sinnvolle Rekonstruktion des alten Stadtbildes. Für die Kritiker dagegen ist die teilweise Nachbildung des Hohenzollernschlosses Attrappe und nostalgisches Fake. Die Rekonstruktion und die dort präsentierten Sammlungen ständen für die kriegerische und koloniale Vergangenheit preußisch-deutscher Geschichte und passten deshalb nicht zu unserem heutigen demokratischen Selbstverständnis.
Es spricht nicht von Vertrauen in die heutige Architektur, dass man nicht auf einen zeitgemäßen Entwurf gesetzt, sondern statt dessen den alten Bau teilweise detailgenau rekonstruiert hat. Andererseits wird das neue Schloss - wie andere wiederhergestellte historische Gebäude - wahrscheinlich in wenigen Jahren wie selbstverständlich zum vermeintlich historischen Stadtbild Berlins gehören.
Die Dachterrasse
In einem Punkt sind sich Kritiker und Befürworter mit Sicherheit einig: Die vor kurzem eröffnete Dachterrasse in rd. 30 Metern Höhe bietet rundum großartige Ausblicke auf die Stadt und die Architektur.
Die Kuppel mit dem Kreuz und dem ebenfalls umstrittenen blauen Schriftband ist zum Greifen nahe. Als Kontrapunkt nehmen Objekte auf der Dachterrasse wie die Klang-Installation "Der Kosmos" des Nigerianers Emeka Ogboh (2021) und das Blattgold-Gemälde "Insurgentes Sur" von Antje Schiffers und Thomas Sprenger (2021) bewusst Bezug auf die koloniale Vergangenheit.
Ich würde mich freuen, wenn Ihr mich bei meinen weiteren Berlin-Impressionen begleitet.
Autor:Margot Klütsch aus Düsseldorf |
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