Vor dem Lockdown: Unterwegs in Berlin (6)
Preußens Gloria und Kommunismus: Rund um das neue Schloss
Hier treffen zwei Welten aufeinander: Die Karl-Liebknecht-Straße in Berlin führt vom Marx-Engels-Forum direkt zum Schlossplatz. Hier stand der Palast der Republik (Spitzname: Erichs Lampenladen), als Sitz der Volkskammer ein geschichtsträchtiger Bau aus DDR-Zeiten. Er wurde nach der Wende abgerissen, was von vielen begrüßt, aber auch heftig kritisiert wurde.
Der Schlossneubau
An derselben Stelle entsteht seit 2013 nach Plänen des Architekten Franco Stella ein zum Teil exakter Nachbau des 1950 abgerissenen Berliner Schlosses. Er soll nach seiner Fertigstellung unter der Bezeichnung "Humboldt-Forum" als museales und kulturelles Zentrum dienen. Lediglich die Ostfassade ist modern gestaltet.
Während die Befürworter im Schlossneubau eine sinnvolle Rekonstruktion des alten Stadtbildes sehen, ist die Nachbildung des Hohenzollernschlosses für die Kritiker nicht zeitgemäß und ein nostalgisches Fake, weil die Funktion des ursprünglichen Schlosses nicht mehr erfüllt werde. Außerdem stehe die Rekonstruktion für eine wenig ruhmreiche Facette preußisch-deutscher Geschichte und passe deshalb nicht zu unserem demokratischen Selbstverständnis.
Es spricht auch nicht von Vertrauen in die heutige Architektur, dass man nicht auf einen zeitgemäßen Entwurf gesetzt hat, sondern statt dessen den alten Bau teilweise detailgenau rekonstruiert. Andererseits wird das neue Schloss - vergleichbar der Frauenkirche in Dresden - vielleicht in wenigen Jahren wie selbstverständlich zum vermeintlich historischen Stadtbild Berlins gehören.
Die Schlossbrücke
Zum Stadtbild um Schloss und Berliner Dom gehört auch die klassizistische Schlossbrücke (1821-24) über den Spreekanal. Sie wurde von Karl Friedrich Schinkel entworden. Die Skulpturen von J.G. Schadow und CHr. D. Rauch nehmen Bezug auf die Befreiungskriege.
Das Denkmal für Marx und Engels
Während der Palast der Republik nicht mehr existiert, bleibt mit dem Marx-Engels-Forum die Erinnerung an die Geschichte der DDR lebendig. Das überlebensgroße Denkmal für Karl Marx und Friedrich Engels von Ludwig Engelhardt (1986) feiert die geistigen Begründer des Kommunismus und den Weg von kapitalistischer Unterdrückung hin zur heilen Welt des real existierenden Sozialismus mit einem aufwändigen Denkmal-Ensemble. Zu ihm gehören Reliefs von Werner Stötzer und Margret Middell sowie Stahlstelen mit Fotodokumenten der Arbeiterbewegung.
Die Marienkirche
Dass das historische Marienviertel in den 1970er Jahren für die großräumige Gestaltung als neue Mitte Ostberlins geopfert wurde, ist bedauerlich, findet aber durchaus Parallelen im Westdeutschland der Nachkriegszeit. Wenigstens die gotische Marienkirche blieb erhalten. Sie ist die älteste protestantische Kirche Berlins, die noch sakral gennutzt wird.
Der Neptunbrunnen
Der neubarocke Neptunbrunnen von Reinhold Begas (1891) stand ursprünglich auf dem Platz vor dem Schloss. Nach dessen Abriss wurde er vor das Rote Rathaus versetzt. Auch hier erfreut er große und kleine Besucher mit seinen Wasserspielen. Im Mittelpunkt der kleeblattförmigen Anlage thront der römische Meeresgott auf einem Felsen. Die vier Frauenfiguren am Beckenrand personifizieren den Rhein, die Weichsel, die Oder und die Elbe.
Die Torwächter
Nach der Wende entstanden entlang der Karl-Liebknecht-Straße neue Restaurants und Konsumtempel westlicher Prägung. Auf der Heiliggeistgasse im gläsern überdachten DomAquarée stehen auf riesigen Holzpodesten drei "Torwächter" von Stephan Balkenhol (2004).
Ich würde mich freuen, wenn Ihr mich durch die geschichtsträchtige Mitte Berlins begleitet.
Quelle: Wikipedia
Autor:Margot Klütsch aus Düsseldorf |
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