Ausflugstipp: Neersen
Ein architektonisches Schmuckstück: Die Kapelle St. Mariä Rosenkranz in Neersen

Blick von Süden: Eingang und Glockenstele sind aus Cortenstahl gefertigt. Eine Hainbuchenhecke rahmt die Kapelle.  | Foto: ©Margot Klütsch
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  • Blick von Süden: Eingang und Glockenstele sind aus Cortenstahl gefertigt. Eine Hainbuchenhecke rahmt die Kapelle.
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Das Schmuckstück
Über Schloss Neersen und seinen Park sowie über die Kapelle Klein-Jerusalem habe ich schon öfter berichtet, aber in der Nähe gibt es noch ein weiteres architektonisches Schmuckstück: Die Kapelle St. Mariä Rosenkranz. Diese kleine Wegekapelle erzählt eine spezielle Geschichte. 

Perfekte Proportionen. Eingang und Glockenstele korrespondieren. | Foto: ©Margot Klütsch
  • Perfekte Proportionen. Eingang und Glockenstele korrespondieren.
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Seit 2016 erinnert sie nämlich an die gleichnamige Kirche, die 2015 aufgegeben und entweiht wurde. Für die Gemeinde war es ein großer Verlust, denn St. Mariä Rosenkranz war mitten in der NS-Zeit unter schwierigsten Bedingungen errichtet worden.

Minimalismus | Foto: ©Margot Klütsch

Die Madonna mit Kind
Das Inventar fand in anderen Kirchengebäuden einen neuen Platz, aber schnell stand fest, dass die Gemeinde sich nicht von der lebensgroßen Marienfigur trennen wollte. Zunächst dachte man an einen offenen Bildstock. Das Architektenbüro Gregor Deway/Thomas Blöhm-Schröder und der bildende Künstler Jürgen Drewer überzeugten schließlich mit ihrem Konzept, für die Madonna und die Gläubigen einen geschützten Andachtsraum zu schaffen. Dabei waren etliche bürokratische Hürden waren zu nehmen.

Madonna und Kind in neuem Licht  | Foto: ©Margot Klütsch
  • Madonna und Kind in neuem Licht
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Perfekte Proportionen: Die Kapelle
Das minimalistische Gebäude ist eine begehbare Skulptur in der Grundform eines Hauses. Wände und Dach sind aus vulkanischem Trachit geschnitten. Klare geometrische Formen in perfekter Harmonie bilden den äußeren und inneren Baukörper. Breite und Traufhöhe betragen jeweils 2,5 Meter, die Länge hat mit 5 Metern genau das doppelte Maß. Schmale Glasbänder lassen Licht in die Kapelle und ermöglichen den Blick und die Verbindung nach draußen.

Das Lichtband verbindet drinnen und draußen. Blick auf die Zufahrtsstraße zur A 44. | Foto: ©Margot Klütsch
  • Das Lichtband verbindet drinnen und draußen. Blick auf die Zufahrtsstraße zur A 44.
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Die Marienfigur
Durch eine Glasfuge im Dach erhellt Tageslicht die Wand und den Raum hinter der Marienfigur. Die himmlische Ausstrahlung unterstreicht das zweiteilige goldfarbene Element, das die Skulptur gegen die Wand abschirmt und sie wie ein überdimensionaler Heiligenschein rahmt.

Die Madonna mit Kind wird von einer goldfarbenen Wandapplikation hinterfangen (Entwurf: Jürgen Drewer). | Foto: ©Margot Klütsch
  • Die Madonna mit Kind wird von einer goldfarbenen Wandapplikation hinterfangen (Entwurf: Jürgen Drewer).
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Stele und Umgebung
Gegenüber dem Eingang befindet sich eine Stele aus Cortenstahl, in der eine Glocke der alten Kirche ihren Platz gefunden hat.

In der Stele hängt eine Glocke aus der entwidmeten Kirche. | Foto: ©Margot Klütsch
  • In der Stele hängt eine Glocke aus der entwidmeten Kirche.
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Der alte Glockenturm ist inzwischen verwaist. 

Der ehemalige Glockenturm der alten Kirche. Eine der Glocken wurde in der Stele an der Kapelle angebracht.   | Foto: ©Margot Klütsch
  • Der ehemalige Glockenturm der alten Kirche. Eine der Glocken wurde in der Stele an der Kapelle angebracht.
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Die Wegekapelle liegt ungeschützt an der Straße unmittelbar vor der Auffahrt zur A 44. Auf der nord-östlichen Seite wird sie von einer Hainbuchenhecke eingefasst, die die Form der Architektur aufnimmt.

Die "Wege"- Kapelle mit dem schlichtem Kreuz an der Nordseite. Links der alte Glockenturm. | Foto: ©Margot Klütsch
  • Die "Wege"- Kapelle mit dem schlichtem Kreuz an der Nordseite. Links der alte Glockenturm.
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Mit der ungewöhnlich gestalteten Kapelle geht für die Gemeinde nach der Profanisierung der alten Kirche das religiöse Leben an diesem Ort weiter. Angehörige der Kirchengemeinde engagieren sich dafür, dass die Kapelle täglich von 11 - 16 Uhr besichtigt werden kann.

Architekten und Künstler schreiben zu der Kapelle: 
"Hier ist ein Ort der Erinnerung entstanden, der Anbetung, der Kontemplation und der Wahrnehmung, nicht nur für die Gemeindemitglieder, sondern an diesem prägnanten, unruhigen Ort Tag und Nacht auch ein Zeichen für die im Alltag vorbeiströmenden Menschen. Ein Ort an dem auch ein hier täglich entlangfahrender Autofahrer irgendwann einmal anhält und für ein paar Minuten innenhält."

Ich würde mich freuen, wenn Ihr mich zu dieser außergewöhnlichen Kapelle begleitet.

Quellen
Infotafel an der Kapelle
website der Architekten Dewey + Blohm-Schröder
Gespräch mit Thomas Blohm-Schröder

Autor:

Margot Klütsch aus Düsseldorf

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