Andersartigkeit - Hingucken oder Wegsehen?
Down the Road - back to normal!

Behinderte, Schwarze, Männer in Frauenkleidung, Penner...
Ganz ehrlich? Nach allen Diskussionen, die die Andersartigkeit mit sich gebracht hat, habe ich immer noch keine Ahnung wie ich damit umgehen soll.

Wegsehen? Tut weh. Hingucken? Tut auch weh.
„Zigeunerschnitzel“ darf man nicht sagen. „Negerkuss“ auch nicht. Warum aber ist ausgerechnet „Dickmann“ erlaubt? Als Ernährungsberaterin bin ich gerade an diesem Punkt in gewisser Weise sensibel.

Sozialisation, Individuation, der Eiertanz um Anpassung und Abgrenzung. Wir alle dümpeln irgendwo zwischen Einzigartigkeit und Zugehörigkeit. Was ist "normal"? Im Laufe der Jahre habe ich für mich zumindest so viel sortiert: Ich will kein Star -, ich will nur angenommen sein.

Ich zappe gelangweilt durch’s Internet, um mich von meinen schweren Gedanken abzulenken. Wer sagt, dass das schlecht ist? Dort lerne ich heute immerhin das Wort S*T*A*R neu zu buchstabieren.

Am nächsten Tag bin ich völlig übermüdet, weil ich das Hingucken nicht lassen konnte:
Down the Road - Sechs einzigartige Charaktere mit dem Down-Syndrom sorgen für Aufruhr. Sie lachen, sie küssen, sie weinen, sie schämen sich, sind stolz auf sich und haben Angst...

Weil es das Normalste der Welt ist.

Die Kamera hält gnadenlos drauf, auf unförmige Körper, Unbeholfenheit, schlechte Zähne und eigenartige Frisuren und ich gucke völlig unverblümt hin.
Ich heule Rotz und Wasser, als die Gruppe ein Umstyling erfährt, weil sie so wunderwunderschön sind! Ich lache aus meinem tiefsten Inneren wie lange nicht mehr, über kaputte Hühnereier und versalzenes Essen. Und fühle unbeschreiblichen Respekt für die offensichtliche Selbstüberwindung in schwindelerregenden Höhen. Und überhaupt sich auf dieses Projekt einzulassen:
Als Behinderte, als Eltern, als Moderatoren und kompetente Betreuer, als Fernsehsender und Kamerateam, als alle, die an diesem Format mitgewirkt haben.
Der Grat ist schmal, wenn Tabus zum Thema werden.

Ja: Es kostet auch den Zuschauer Überwindung. Will ich DAS sehen? Und kaum hat man sich überwunden, stellt sich auch schon die Erleichterung ein: Es ist völlig normal anders zu sein.

Der Teamgedanke wird großgeschrieben bei Down the Road. 
Angela, Giuliana, Jonas, Patrick, Rosalie und Yannis, Ross und Nicole - was für ein herrliches Potpourri an Prototypen. Ich kann mich nicht entscheiden, wer mir am meisten ans Herz gewachsen ist. "Jeder Jeck is anders" sagen die Rheinländer. "Doe maar gewoon, dan doe ja al gek genoeg" (Sei einfach normal, dann bist Du schon verrückt genug) sagen die Niederländer. Es ist die Art, wie sie miteinander umgehen, liebevoll, respektvoll, rücksichtsvoll und vor allen Dingen, wie sehr sie durchweg sich selbst sind, verbunden in Einzigartigkeit. 

Andersartigkeit, Einzigartigkeit - Hingucken oder wegsehen?
Hingucken!!! Für Down the Road gilt das auf jeden Fall!

Autor:

Femke Zimmermann aus Düsseldorf

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