Schon seit dem vergangenen Jahr bestaunten Spaziergänger am Gustaf-Gründgens-Platz die Dreieckfläche mit dem Wembley-Rasen und fragten sich, wann denn nun endlich die Absperrungen fallen und die Fläche, wie vorgesehen, zugänglich würde. Als an diesem Wochenende die Flatterbänder entfernt wurden, wurde die Wiese sofort gestürmt. Der Zeitpunkt hätte besser nicht sein können. Bei schönstem Herbstwetter trafen sich Neugierige nach dem Einkaufen, Familien mit Kindern und Selfie-Freaks auf dem Rasen und alle wunderten sich über neue ungewohnte Perspektiven. Großartige Blicke auf Dreischeibenhaus, Schaupielhaus und Richtung Kö-Bogen-Hofgarten fanden sofort Zuspruch bei Foto-Fans. Und die Spitze des Rasendreiecks dürfte sich bald als neuer Hotspot für Selfies erweisen.
"Fußgänger der Luft" auf dem Dach des Dreieckpavillons
Doch auch der Blick von unten Richtung Pavillondach bringt so manche Überraschung. Über dm, Aldi & Co. bewegen sich die Menschen vor der Kulisse des knapp 100 Meter hohen Dreischeibenhauses wie "Fußgänger der Luft" - in unmittelbarer Nähe des Schauspielhauses keine schlechte Assoziation an das gleichnamige Theaterstück von Euène Ioneso.
Endlich geöffnet...und was alles nicht erlaubt ist!
Mit dem Bau der neuen U-Bahnlinie und dem Abriss des Tausendfüßlers kam die Chance, Düsseldorfs Zentrum neu zu gestalten. Nach der Fertigstellung des Kö-Bogens I begann die Neugestaltung des Gustaf-Gründgens-Platzes. Schließlich bekam die Umgebung des Schauspielhauses, die nie einladend war, nach mehreren kontrovers diskutierten Vorschlägen ein völlig neues Aussehen. Der international gefragte Düsseldorfer Architekt Christoph Ingenhoven konnte sich schließlich mit seinem Entwurf durchsetzen. Er schloss den Gustaf-Gründgens-Platz durch einen massiven begrünten Gebäuderiegel gegen die Schadowstraße ab.
Das "Ingenhoven-Tal" von oben: Dreischeibenhaus, noch leere Liegefläche über dem Pavillon, Durchblick auf das Schauspielhaus und der begrünte abgestufte Gebäuderiegel rechts, der sich weit in die Schadowstraße zieht.
Hier sind auf ca. 30.000 Quadratmetern Geschäfte und Büros untergebracht. Zu Ingenhovens Konzept gehört ebenfalls der westlich errichtete dreieckige Gastronomie-Pavillon mit der Rasenfläche auf dem aufsteigendem Dach. Das abgestufte begrünte Gebäude an der Schadowstraße und der ansteigende Pavillon erwecken den Eindruck eines Tals, das prompt zum "Ingenhoven-Tal" wurde. Ingenhoven betonte, man habe Wert daraus gelegt, bei der Neubebauung die Sicht auf das Schaupielhaus nicht zu verstellen. Es blieb ein relativ schmaler Durchblick auf Schauspielhaus und Dreischeibenhaus frei. Kritiker bemängeln, dass der massive Baukörper den Blick auf das Schauspielhaus weitgehend versperre.
Befürworter sehen im Ingenhoven-Tal ein optisch markantes und zukunftsweisendes Projekt, das sich durch Energieeffizienz auszeichne. Die Begrünung von Dach und Fassaden ersetze etliche Bäume und verbessere die Luftqualitätswerte erheblich. Die Hainbuchenhecke, der natürliche "Pelz" des großen Gebäudes, wirkt wie eine grüne Wand und ist längst zum Eyecatcher im Herzen der Stadt geworden. Fasziniert beobachten Besucher und auch die Düsseldorfer selbst, wie im Frühjahr das "Fell" zartgrün wird und anschließend die Hecke ihre Farbe mit den Jahreszeiten wechselt.
Im Vorfeld hatten sich Architekten wie Walter Brune, verantwortlich für Kö-Galerie und Schadow Arkaden, sowie Juan Pablo Molestina - auf ihn geht die Platanenallee am Kö-Bogen I zurück - kritisch über die Architektur des Kö-Bogens II geäußert. Man bräuchte keine Skirampe (Brune) und auch kein Alpental (Molestina) mitten in der Stadt. Nein, so etwas braucht man natürlich nicht, aber es ist jetzt schon abzusehen, dass die Liegewiese ein Hit wird.
Auch ich bin "hochgeklettert" und habe einige Impressionen gesammelt. Ich würde mich freuen, wenn Ihr mich begleitet.
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