Unterwegs auf der Rhone
Arles: Warum ich diese Stadt liebe

Der romanisch-gotische Kreuzgang von St. Trophime mit dem reichen plastischen Schmuck zählt zu den schönsten der Provence. Doppelsäulen wechseln mit kannelierten Pfeilern ab, die von der Antike inspiriert sind.  | Foto: ©Margot Klütsch
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  • Der romanisch-gotische Kreuzgang von St. Trophime mit dem reichen plastischen Schmuck zählt zu den schönsten der Provence. Doppelsäulen wechseln mit kannelierten Pfeilern ab, die von der Antike inspiriert sind.
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Schon beim Frühstück verzaubert der Blick auf das Fragment der historischen Löwenbrücke mitten in der Rhone.

Die Reste der Löwenbrücke am Morgen. | Foto: ©Margot Klütsch
  • Die Reste der Löwenbrücke am Morgen.
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Und die Silhouette von Arles im klaren Morgenlicht lässt Vorfreude auf die Stadt aufkommen, die wir schon vor vielen Jahren besucht haben. Mediterranes Licht, Kunst, Kultur und die lebendige Altstadt erwarten uns. 

Blick auf Arles am Morgen | Foto: ©Margot Klütsch
  • Blick auf Arles am Morgen
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Die Römer, das Mittelalter und nicht zuletzt Vincent van Gogh haben in Arles ihre Spuren hinterlassen. Viele Bauten gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO. Außerdem gilt die Stadt als Tor zur Camargue. Große Teile des Naturschutzgebiets im Rhone-Delta gehören zu Arles, so dass die 50.000-Einwohner-Stadt die flächenmäßig größte Gemeinde in ganz Frankreich ist. 

Die Arena
In spätrömischer Zeit wurde Arles Provinzhauptstadt von Gallien, Spanien und Britannien. Bereits zu Augustus' Zeiten wurde das kleinere Theater gebaut, um 90 n. Chr. entstand die Arena. Sie liegt mitten in der Stadt und ist eines der am besten erhaltenen Amphitheater aus römischer Zeit.

Die Arena, das römische Amphitheater (um 90 n. Chr.), mit Platz für ca. 25.000 Zuschauer. In der Mitte einer der mittelalterlichen Wehrtürme. | Foto: ©Margot Klütsch
  • Die Arena, das römische Amphitheater (um 90 n. Chr.), mit Platz für ca. 25.000 Zuschauer. In der Mitte einer der mittelalterlichen Wehrtürme.
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Etwa 25.000 Zuschauer fanden hier Platz. Die Arena ist so gut erhalten, weil sie im Mittelalter zur Festung ausgebaut wurde. Jeden Sommer begeistert sich das Publikum an den Stierkämpfen, die hier stattfinden. Während bei der spanischen Corrida der Stier getötet wird, geht es beim provenzalischen Stierkampf unblutig zu: Dem Stier soll lediglich ein Band, die Cocarde, in einem bestimmten Zeitraum von den Hörnern gerissen werden und aus diesem Spiel kann der Stier durchaus als Sieger hervorgehen.

Vincent van Gogh

Zu Lebzeiten war der niederländische Maler mit den roten Haaren, der sich so merkwürdig benahm und noch merkwürdigere Bilder malte, eher ein Ärgernis für die Bewohner des dörflichen Arles. Heute ist er Zugpferd für Touristen und Kulturbeflissene und wird entsprechend vermarktet. In der Stadt begegnet man ihm auf Schritt und Tritt. Auch mich nahm der "Genius loci" sofort gefangen. Van Gogh hielt sich 1888 bis 1889 in Arles auf, wie im Rausch malte er in dieser Zeit um die 300 Bilder. Er wohnte im "gelben" Haus, das er mehrfach darstellte (Abbildung HIER). Dort empfing er seinen Künstlerkollegen Paul Gauguin und malte zu dessen Empfang eine Serie von Sonnenblumenbildern. Es ist ein besonderes Erlebnis, vor diesem Haus zu stehen (auch wenn es erneuert ist), in dem einige dieser später weltberühmten Gemälde entstanden.

Das "gelbe" Haus an der Place Lamartine, in dem van Gogh 1888-89 wohnte, und das er aus derselben Perspektive malte.  | Foto: ©Margot Klütsch
  • Das "gelbe" Haus an der Place Lamartine, in dem van Gogh 1888-89 wohnte, und das er aus derselben Perspektive malte.
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Van Gogh träumte von einer Künstlerkolonie im Süden (Atelier du Midi). Es kam jedoch zum Zerwürfnis mit Gauguin, der nur widerwillig und auf Kosten von Vincents Bruder Theo nach Arles gekommen war. Bekanntlich schnitt sich van Gogh nach einem Streit mit dem Kollegen ein Stück seines Ohrs ab und verbrachte anschließend mehrere Monate im Hospital von Arles. Er malte den  Innenhof des Krankenhauses aus dem 16. Jahrhundert (Abbildung HIER). Inzwischen wurde der Garten wieder hergerichtet und das Hospital zu einer Erinnerungsstätte an den Maler (Espace van Gogh). 

Innenhof des Hospitals, in dem van Gogh behandelt wurde, nachdem er sich einen Teil des Ohr abgeschnitten hatte, heute Espace van Gogh. | Foto: ©Margot Klütsch
  • Innenhof des Hospitals, in dem van Gogh behandelt wurde, nachdem er sich einen Teil des Ohr abgeschnitten hatte, heute Espace van Gogh.
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Die ehemalige Kathedrale

Ein Portal wie ein römischer Triumphbogen: Es ist der schmucklosen Westfassade von St. Trophime vorgeblendet.

Das vorgeblendete Eingangsportal der ehemaligen Kathedrale St. Trophime (12. Jahrhundert). Über dem Türsturz mit den zwölf Aposteln befindet das Bogenfeld (Tympanon) mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts. Die Gesamtgestaltung erinnert an römische Triumphbögen. | Foto: ©Margot Klütsch
  • Das vorgeblendete Eingangsportal der ehemaligen Kathedrale St. Trophime (12. Jahrhundert). Über dem Türsturz mit den zwölf Aposteln befindet das Bogenfeld (Tympanon) mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts. Die Gesamtgestaltung erinnert an römische Triumphbögen.
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Die spätromanische Basilika mit den großartigen Skulpturen an der Westseite ist ein weiteres Highlight von Arles. Der stimmungsvolle romanisch-gotische Kreuzgang gehört zu den schönsten in der Provence. Doppelsäulen und Pfeiler wechseln sich ab. Die reich geschmückten romanischen Kapitelle erzählen ganze Bildergeschichten aus der Bibel.

Kapitelle im Kreuzgang von St. Trophime | Foto: ©Margot Klütsch
  • Kapitelle im Kreuzgang von St. Trophime
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Eine Treppe führt auf die Bedachung des Kreuzgangs. Von hier hat man einen großartigen Blick auf Kirche und Innenhof.

Angekommen im 21. Jahrhundert

Arles war seit Römerzeiten kulturelles Zentrum, ist aber seit Jahren in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Dem begegnet Maja Hoffmann, Milliarden-Erbin des Schweizer Pharma-Konzerns Hoffmann-La Roche und in Arles aufgewachsen, mit großem Engagement und dem nötigen „Kleingeld“. In den vergangenen Jahren ließ sie auf dem stillgelegten Eisenbahngelände das riesige Kultur-, Ausstellungs- und Forschungszentrum LUMA, benannt nach ihren Kindern Lukas und Marina, errichten.

Frank Gehry: Luma-Turm (2021). Das Untergeschoss ist von Arles' antikem Theater inspiriert. Der funkelnde kantige Turm soll an die Felsschluchten der Ardèche erinnern. | Foto: ©Margot Klütsch
  • Frank Gehry: Luma-Turm (2021). Das Untergeschoss ist von Arles' antikem Theater inspiriert. Der funkelnde kantige Turm soll an die Felsschluchten der Ardèche erinnern.
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Stararchitekt Frank Gehry baute dazu den entsprechenden „Leuchtturm“ mit Aluminium-Verkleidung. Mit 56 Metern setzt der Luma-Turm einen eigenwilligen Akzent in der Silhouette der geschichtsträchtigen Stadt, was - wie das private Engagement der Milliardärin - nicht allen gefällt, aber von vielen als wegweisender Schritt in die Zukunft gesehen wird.

Ich würde mich freuen, wenn Ihr meine Begeisterung teilt und mich bei meinem Foto-Spaziergang durch Arles begleitet.

Autor:

Margot Klütsch aus Düsseldorf

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