Wohnen wie zu Hause
Selbstbestimmtes Leben in der Demenz-WG
von Peter Frank
Heerdt.Genau vor einem halben Jahr berichteten wir über das Wohnprojekt für Menschen mit der Diagnose Demenz der Diakonie Düsseldorf, das sich zu diesem Zeitpunkt noch im Rohbau befand. Nun sind die ersten Bewohner eingezogen, und es herrscht fast eine Aufbruchsstimmung bei den Angestellten der Diakonie als auch bei den Patienten. Denn endlich ist es in Düsseldorf soweit, und es können Menschen selbstbestimmt ihr Leben in diesen Wohngemeinschaften leben.
Bilder stehen noch auf dem Sideboard, es war noch keine Zeit sie anzubringen. Es wirkt schon irgendwie gemütlich, im Kunterbunt der Möbel. An einem kleinen Tisch sitzen die ersten Bewohner der Demenz-WG und fühlen sich sichtlich wohl. Ein anderer steht an der modernen Anrichte und schnibbelt Gemüse, vom Herd zieht ein appetitanregender Geruch aus der Pfanne durch den Raum. „Unser erster Bewohner, hat sich schon recht gut eingelebt, erzählt Petra Hanschen, die Pflegedienstleiterin der Diakonie vor Ort. Der Sechzigjährige ist gelernter Koch und hat sich für den Aufenthalt in dieser WG entschieden. Zum offiziellen Erstbeziehung ist auch eine 84jährige Mieterin aus den Vereinigten Staaten eingeflogen. „Ihre Tochter lebt als Selbständige in den Staaten und orientiert sich wieder gen Deutschland“, erklärt Hanschen. So hat sie ihre Mutter schon einstweilen vorgeschickt.
Die zielgruppenorientierte Einrichtung bietet auf jeweils zwei Etagen zehn Zimmer an. „Der nächste Schwung kommt dann am 1. September“, stellt die Pflegdienstleiterin fest. Das kommt den Beschäftigten entgegen, denn so kann man sich nach und nach auf die neue, unbekannte Situation einstellen. Es wird nämlich Neuland betreten, sowohl hinsichtlich der eingerichteten Wohngemeinschaften, als auch mit dem Umgang der Menschen die hier selbstbestimmt ihre Leben bestreiten sollen und wollen – einige kommen sogar aus vollstationären Bereichen. „Weil wir so eine Einrichtung in Düsseldorf noch nicht hatten, ist das Interesse riesengroß“, meint die Betreuerin. Und weil viel Unbekanntes dabei ist, müssen beide Seiten voneinander lernen.
Die Wohngemeinschaft besteht aus verschiedenen Bausteinen. Es gibt kleinere Wohnungen, die knapp 20 Quadratmeter und die größeren mit rund 30 Quadratmeter. Jedes Zimmer hat ein eigenes Bad. Der Kostenpunkt liegt bei 7,30 Euro plus 3 Euro Nebenkosten. Ein Wohnberechtigungsschein B reicht aus. Die Gemeinschaftsfläche, dazu gehört die Küche, die Aufenthalts- und der Hauswirtschaftsräume sowie die Loggia. Sie werden anteilmäßig berechnet. Die Betreuungskosten liegen bei monatlich 2.433 Euro und werden von den jeweiligen Organisationen und Institutionen getragen werden. Damit ist das Personal, die Reinigung des gemeinschaftlichen Haushaltes. Anerkannte Demenz-Patienten können einen Zuschuss zur Betreuungsleistung beantragen. „Damit vermindern sich die Betreuungskosten“, legt Hanschen dar. Über die Höhe des Haushaltsgeldes entscheidet jede Woche die Mieterversammlung, die fast ausschließlich aus den Angehörigen zusammengesetzt ist. „Davon bezahlen wir nicht nur die Einkäufe, sondern finanzieren damit auch die Ausflüge oder andere Freizeitgestaltungen“, gibt sie an. Die Ausgaben werden in einem Kassenbuch festgehalten. Jeder der Angehörigen besitzt einen Schlüssel zur Wohnung und kann so jederzeit in die Räume – auch nachts. „Es ist wie in einer Großfamilie“, beschreibt Petra Hanschen die Situation. Es ist wie zu Hause. Die Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz werden von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gefördert
Die zweite WG startet im September. Noch sind Plätze frei
Weitere Informationen gibt es unter Tel. 0172-3777264 Info
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