Raus aus den Schulden

Gerd Nerlich ist einer von derzeit vier ehrenamtlichen Finanzlotsen bei der AWO.Foto: rei
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Über Geld spricht man nicht. Man sollte aber. Denn vielen Menschen fehlt das Nötigste. Mit einem niederschwelligen Angebot versucht die AWO, verschuldete Migranten zu erreichen.
Bis zum 3. Oktober lief die „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“. Das Bundes­netz­werk Bürger­schaft­li­ches Enga­ge­ment (BBE) würdigte damit die Arbeit von mehr als 23 Millionen Ehrenamtlern. Die Tätigkeitsfelder sind vielfältig und reichen vom Pressewart eines kleinen Sportvereins bis hin zum Alltagsbegleiter von Dementen.
Bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) etwa wird das Thema Verschuldung ehrenamtlich aufgegriffen. Gerd Nerlich ist einer von derzeit vier ehrenamtlichen Finanzlotsen, die sich speziell um Migranten kümmern, die finanzielle Probleme haben. Die Notwendigkeit liegt nicht zuletzt in der Hemmschwelle der Betroffenen begründet.
Und ein Großteil der Menschen, die Gerd Nerlich und die anderen Finanzlotsen betreuen, geben ihr Geld für Dinge aus, die sie eigentlich nicht brauchen. „Da gibt es Leute“, berichtet Nerlich, „die kaum ihre Lebensmittel bezahlen können, aber alle möglichen Versicherungen haben.“
Die Bereiche, die die Finanzlotsen abdecken, sind vielfältig. Es geht nicht nur um überflüssige Versicherungen oder andere Dinge, die die Haushaltskasse unnötig belasten. Es ist auch der häufig schwer verständliche Schriftverkehr mit Behörden, bei dem die Ehrenamtler helfen können. Rekrutiert werden die Finanzlotsen von Menschen, die im Berufsleben als Juristen oder Finanzexperten waren. Gerd Nerlich arbeitete beispielsweise als Betriebswirt.
„Es gibt bei Migranten in Bereichen wie Finanzen und Gesundheit viele Lücken“, erläutert Ataman Yildirim von der Integrationsagentur der AWO. Die Leute fragen oft lieber einen Bekannten osder Verwandten, wenn sie Bauchschmerzen haben, als dass sie sich in die Behandlung eines Arztes begeben.
Um diese Hemmschwelle abzubauen, bieten die Finanzlotsen ihr Beratungsangebot direkt in den Stadtteilen an. Standorte sind derzeit die Erziehungsberatungsstelle Garath, das Sonnenhaus in Rath, das städtische Familienzentrum in Lichtenbroich und das Familienzentrum Marie Jucharz in Eller. Als weitere Standorte sind das Projekt „Die Wohnung“ im Hasseler Richtweg, die Kita Pusteblume in der Liststraße und die Kita Sternschnuppe in der Ronsdorfer Straße geplant. Hilfe zur Selbsthilfe bietet die Awo dienstags von 12 bis 14 Uhr und freitags von 10 bis 12 Uhr unter ( 60025501 oder auf www.sb.awo-duesseldorf.de.

Autor:

Sascha Ruczinski aus Schwelm

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