Personalisierte Musik gibt neues Leben

Gemeinsam die Lieblingsmusik hören v.l. Pflegedienstleiterin Sabine Sylvester-Bierwas und Renate Gohr
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Deutschlandweit erste Zertifizierung für das Ferdinand-Heye-Haus

Niemand möchte am Ende des Lebens im Pflegeheim isoliert und allein sein. Auch ist es schwer genug, jemanden den man liebt, durch Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz zu verlieren. Ebenso die Vorstellung, dass man selbst davon betroffen sein könnte. Musik soll helfen. Das sagen zumindest die Gründer des Vereins Musik and Memory.
Das Klischee ist weit bekannt, wenn es um Musik im Pflegeheim geht. Da hört man aus irgendeinem Lautsprecher Gedudel eines Senders. Das nimmt kaum jemand wahr und mit der Zeit hört auch keiner hin. Deshalb beschäftigt sich das Ferdinand-Heye-Haus der Diakonie Düsseldorf seit letztem Jahr mit dem Phänomen personalisierte und individuelle Musik. Die Idee hatte der vor einigen Monaten in einem Selbstversuch für einige Tage untergebrachte Kabarettist und Mediziner Eckart von Hirschhausen.

Erfolgreiches Konzept

Das Konzept des Gründers des Vereins Musik and Memory, Dan Cohen, hat sich in den Vereinigten Staaten und in den Niederlanden bereits erfolgreich bewährt. Dieses wird nun nach Angaben von Julia Richarz, der Leiterin des Sozialen Dienstes im Diakoniezentrum in Gerresheim, auch im Ferdinand-Heye-Haus umgesetzt. „Wir haben uns intensiv mit der Musik unserer Bewohner mit Demenz auseinandergesetzt und Musik aus den Jahren zwischen 15 und 25 bei Männern und bei Frauen vom 12. bis zum 22. Lebensjahr zusammengetragen und für jeden einzelnen der 25 Personen eine Playlist erstellt“, erklärt Richarz. Es wurden iPods mit Kopfhörern angeschafft, sei es über die Familie oder durch Spenden. „So können nun die Bewohner ihre persönliche Lieblingsmusik hören“, freut sich die Leiterin des Sozialen Dienstes. So individuell wie der Mensch, ist auch seine Musik. Dies wurde am Beispiel von Manfred Kemmerling demonstriert, dessen Ehefrau Christel bestätigt, dass er gerne Orgel spielte und besonders Bach oder andere sakrale Musik liebt. „Er ist dadurch ruhiger geworden“, bestätigt die Ehefrau des stark demenzkranken Bewohners. Mit der Zeit ging die Sprache völlig verloren. „Wir hielten sprachlos unsere Hände und sangen oder summten dabei“, beschreibt sie die Situation. Später schlug sie ihm einen Spaziergang zur Kirche vor und siehe da er antwortete „ich war schon lange nicht mehr in der Kirche, ich würde mich sehr freuen.“ Ihre Tränen bestätigen die Freude über diese paar gesprochenen Worte.

Beeindruckend und bewegend

Es zeigt, dass diese persönliche Musik Brücken zur Identität und Lebensgeschichte aufbauen kann und sogar Menschen in einem weit fortgeschrittenen Stadium wieder aus ihrer Versunkenheit auftauchen und plötzlich wieder Kontakt zu ihrer Umwelt aufnehmen. Die Ergebnisse sind gleichermaßen beeindruckend wie auch bewegend. Julia Richarz betont, dass die Musik ganz gezielt zum Einsatz kommt. „Bevor wir eine notorische Unruhe feststellen oder wenn jemand niedergeschlagen wirkt, bekommt die Person ihre individuelle von uns zusammengestellte Musik zu hören“, beschreibt sie den variablen Einsatz der neuen Medien. Sie erzählt von einer Patientin die völlig Durcheinander war und nach dem Hören ihrer Lieblingsmusik plötzlich sagte „jetzt weiß ich wieder wer ich bin!“
Das Konzept von Musik and Memory gibt allen Grund zur Hoffnung, dass der Mensch im Alter ein besseres Leben führen kann. Mit dem „verabreichen“ der eigenen liebgewonnenen Musik kann man denen, die man liebt, ein neues Leben geben und aus der Isolation herausführen glauben die, die sich mit dieser Materie beschäftigen. Don Cohen beschreibt dies so: „Wir helfen Menschen in Pflegeheimen und anderen Pflegeorganisationen, die unter einer breiten Palette kognitiver und körperlicher Herausforderungen leiden, durch das Geschenk der personalisierten Musik einen neue Sinn und Verbindung in ihrem Leben zu finden.“
Seit geraumer Zeit ist das Diakonie-Pflegeheim Ferdinand-Heye-Haus in Gerresheim als erstes in Deutschland „Musik and Memory“-zertifiziert.

Gemeinsam die Lieblingsmusik hören v.l. Pflegedienstleiterin Sabine Sylvester-Bierwas und Renate Gohr
Pressegespräch: v.lo. Christel Kemmerling, Pflegedienstleiterin Sabine Sylvester-Bierwas, Leiterin Sozialer Dienst Julia Richarz und Christoph Wand (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
Autor:

Peter Frank aus Düsseldorf

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