Wenn die Füße brennen- Polyneuropathie im Alter
Polyneuropathie im Alter

Als Polyneuropathien bezeichnen Ärzte systemisch bedingte Schädigungen mehrerer peripherer Nerven, die zu Missempfindungen, Sensibilitätsstörungen wie Brennen in den Fußsohlen oder Ameisenlaufen in den Füßen, Beinen und auch in den Händen und Schmerzen in den Versorgungsgebieten der betroffenen Nerven führen.
Für die Polyneuropathie sind zwei besonders häufige Auslöser bekannt: Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und chronischer Alkoholmissbrauch.

Viel seltener kommen auch hormonelle, verletzungsbedingte, infektiöse sowie durch Nährstoffmangel (Vitamin B12 Mangel), toxische Substanzen(Medikamente/Schwermetalle) oder innere Erkrankungen(u.a. chronische Niereninsuffizienz) verursachte Nervenschädigungen als Ursache einer Neuropathie vor.

Auch Tumorkrankheiten führen manchmal dazu, dass periphere Nerven geschädigt werden, daher sollte hier eine entsprechende medizinische Abklärung auch erfolgen. Insgesamt sind mehr als 200 Auslöser für Erkrankungen aus dem neuropathischen Formenkreis bekannt. Es ist allerdings bei vielen Betroffenen nicht möglich, eine konkrete Ursache für ihre Krankheit festzustellen.
Am Beginn der Krankheit nehmen Patienten in Fingern, Händen, Zehen und Füßen ein Kribbeln oder Taubheitsgefühle wahr. Oft werden diese Symptome von Schmerzen oder Krämpfen begleitet. Bei manchen Betroffenen sind auch Muskelkraft und Muskelfunktion beeinträchtigt – zum Beispiel fallen Gegenstände aus der Hand oder es entsteht ein unwillkürliches Bewegungsmuster der Beine , die unruhigen Beine (Restless-Legs-Syndrom).

Im Verlauf der Erkrankung kommt es ohne Behandlung zur Verschlimmerung der Symptomatik, vor allem des Schmerzempfindens. Weitere Störungen, die häufig auftreten, sind:

• Muskelschwäche und Muskelabbau
• Gangunsicherheit und Gleichgewichtsstörungen
• vermindertes Temperaturempfinden an den Extremitäten
• verminderte Sensibilität an den Extremitäten (hauptsächlich Hände und Füße)
• schmerzlose Wunden an den Füßen und Fußsohlen (vor allem bei der diabetischen Neuropathie)
• brennendes Schmerzgefühl der Haut (vor allem bei der alkoholischen Neuropathie)
• Druckschmerz im Versorgungsgebiet der geschädigten Nerven (hauptsächlich an den Unterschenkeln)
• Lähmungserscheinungen in den Beinen und Händen

Ist auch das vegetative Nervensystem betroffen, kann es zusätzlich zu folgenden Beschwerden kommen:

• Schwindel und/oder Übelkeit durch Blutdruckregulationsprobleme
• Magen-Darm-Beschwerden, Verstopfung, Durchfall
• Blasenentleerungsprobleme
• Impotenz

Wie wird eine Polyneuropathie behandelt?
Die Therapie der Polyneuropathie richtet sich nach der festgestellten Ursache und nach dem Beschwerdebild. Gegen die Schmerzsymptomatik sind Opioide das erste Mittel der Wahl. Medikamente, die zur Behandlung von Krampfleiden (Antikonvulsiva ) oder Depressionen (Antidepressiva) eingesetzt werden, stellen eine weitere Option der Schmerztherapie dar, als Ergänzung eignet sich die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS), bei der der Einsatz elektrischer Impulse unterschiedlicher Frequenzen zur Reduktion des Schmerzempfindens führt. Bei Alkoholpolyneuropathie wird zusätzlich Vitamin B1 gegeben.

Als Möglichkeit der Selbsthilfe haben sich für viele Betroffene gesunde, ausgeglichene Ernährung, Sport und physiotherapeutische Übungen bewährt.

Die Frage, ob eine Heilung der Polyneuropathie möglich ist, lässt sich leider nicht eindeutig beantworten. Sie hängt unter anderem vom Zeitpunkt der Diagnose, der zugrundeliegenden Erkrankung und dem Ausmaß der bereits bestehenden Nervenschädigung ab.

Auch wenn eine vollständige Heilung nicht möglich ist, ist mit der passenden Medikation ein großteils beschwerdefreies Leben für die meisten Patienten erreichbar

Neurogeriatrische Komplexbehandlung
Wenn bisherige Behandlungen nicht zur gewünschten Beschwerdefreiheit geführt haben, ist eine neurogeriatrische Komplexbehandlung eine sinnvolle therapeutische Ergänzung. Physiotherapeutische und physikalische Maßnahmen sind als langfristige Behandlungen am effektivsten. Im Rahmen einer neurogeriatrischen Komplexbehandlung gelingt es daher leichter, Gang- und Gleichgewichtsstörungen auszugleichen, Schmerzen zu reduzieren und die Ursachen der Erkrankung zu therapieren und gleichzeitig die medikamentöse Einstellung zu beginnen bzw. zu optimieren. Die neurogeriatrische Abteilung im AKH-Celle bietet diese Komplexbehandlungen an. Allerdings für Patienten, die mindestens 65 Jahre alt sind.

Autor:

Mimoun Azizi aus Düsseldorf

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