Plusminus-Bericht mit verzerrter Darstellung zur Angebotskalkulation im Maler- und Lackiererhandwerk

Maler bei der Arbeit | Foto: BV Farbe
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Qualität hat ihren Preis – Angebot und Leistung müssen verglichen werden

Das Wirtschaftsmagazin „plusminus“ berichtete in seiner Sendung vom 07.12.2011 von erheblichen Preisdifferenzen in den Angeboten zu Maler- und Lackiererarbeiten. Für ein und denselben Auftragsumfang sollte zwischen dem Niedrigst- und dem Höchstangebot eine Differenz vom ca. 8 fachen des Angebotspreises liegen. Dazu nimmt der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz wie folgt Stellung:

Im Fernsehbericht fehlt eine kritische Auseinandersetzung zu den angebotenen Leistungen. Zwischen den einzelnen Angeboten müssen starke Differenzen zum Leistungsumfang und zur fachgerechten Ausführung bestehen. Während eine Reihe der abgegebenen Angebote konkret die Ausführung vor Ort berücksichtigen, liegt die Vermutung nahe, dass bei den „Billig-Angeboten“ der Stand der Technik zur Ausführung von Maler- und Lackiererarbeiten nur unzureichend bei der Preiskalkulation aufgenommen wurde. Beispielsweise ist zur fachlich korrekten Ausführung eine umfängliche Behandlung der Untergründe notwendig. Dazu zählt im konkreten Falle bei der Journalistenanfrage das Ausbessern von Decken- und Wandflächen oder das Abwaschen von vorhandener Leimfarbe an den Deckenflächen. Ebenso ist nach den einschlägigen Verarbeiterrichtlinien eine Grundierung der Decken-Wandfläche vorzunehmen. Dies alleine umfasste bei einem der seriösen
Angebote den geschätzten Umfang von ca. 78 Arbeitsstunden.

Die Darstellung, dass ein Anbieter nach der Besichtigung vor Ort, seinen Angebotspreis stark erhöht hat, spricht nicht für eine Vermutung der fehlenden Seriosität. Vielmehr hat sich offensichtlich vor Ort gezeigt, dass im erheblichen Maße Arbeiten zur Untergrundvorbehandlung notwendig sind. Daher erfolgte eine Ergänzung des Angebots.

Der Angebotspreis des genannten „billigsten Anbieters“ lässt Zweifel aufkommen, ob überhaupt alle anfallenden Materialkosten von dem Angebot gedeckt sind. Die Personalkosten haben einen Anteil von mehr als 70% und wirken sich damit besonders stark auf die Angebotspreise aus. Auf den an die Mitarbeiter zu zahlenden Tariflohn entfallen zusätzliche Personalkosten für die Betriebe in Höhe von 73% des Lohnes. Hinzu kommen die Verwaltungs-/allgemeinen Geschäftskosten, die in der Branche bei ca. 130% des Gesellenlohns liegen. Zudem noch ein Zuschlag für Wagnis und Gewinn.

Nach Berechnungen des Instituts für Unternehmensführung des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz liegt der Stundenverrechnungssatz für einen Malergesellen bei netto ca. 46,- € die Stunde (ohne Auslösungen etc.).

Selbst die als Höchstgebote genannten Endpreise basieren auf einem niedrigeren Stundenverrechnungssatz. Auch wer als Einzelunternehmer im Malerhandwerk am Markt agiert, muss für sich selbst mit Stundenverrechnungssätzen kalkulieren, die noch über diesem Niveau liegen müssen, da weitere Unternehmensrisiken und die zur eigenen persönlichen Vorsorge abgedeckt sein müssen.

Die Prüfung des Angebotspreises einer der genannten Unternehmerinnen hat ergeben, dass zu durchaus marktüblichen Konditionen, nach eingehender Prüfung und Beratung vor Ort, der Umfang zur Erbringung einer fachgerechten, qualitativ entsprechenden Leistung Bestandteil des Angebots war.

Das Magazin plusminus suggeriert, dass sich die Angebote auf eine Fläche von 120 qm beziehen. Dem Vergleichsangebot liegen jedoch rund 500 qm zugrunde. Als Vergleichsgröße wurde teilweise die Wohnfläche, beim anderen die Summe aller zu behandelnden Wand- und Deckenflächen angesetzt. Bei genauerem Blick auf das Vergleichsangebot ist dort sogar die Renovierung des gesamten Treppenhauses enthalten. Weiterhin sind mitunter netto- und brutto-Preise miteinander verglichen worden. Zudem beinhaltet das höhere Angebot noch eine Eventualposition i. H. v. 860 Euro für ggf. unvorhergesehene Arbeiten. Sollten solche tatsächlich eintreten, müsste der Billiganbieter hierfür einen Nachtrag stellen. Ein Meisterbetrieb hat für den vorliegenden Auftrag 2-3 Mitarbeiter für zwei Wochen eingeplant. Ein allein arbeitender Geselle würde die Arbeit demnach nicht unter 2 Monaten bewältigen können; auch unter diesem Gesichtspunkt erscheint das Angebot des Billiganbieters sehr fragwürdig. Letztlich räumt dieser in dem Beitrag selbst ein, sein Angebot habe primär das Ziel, auf einem Internetportal Fuß zu fassen und eine erste, gute Kundenbewertung zu erhalten. Im Übrigen handelte es sich um einen rein fiktiven Auftrag, der nicht vergeben wurde.

Hauptgeschäftsführer Werner Loch: „Wären beide Angebote unter Berücksichtigung derselben Grundlagen erstellt worden, wären die Preiseunterschiede sicherlich wesentlich geringer ausgefallen. Alle veröffentlichten Zahlen der Billiganbieter liegen außerhalb jeglicher Erfahrungen bei dem marktüblichen Preisspiegel. Generell muss der Kunde entscheiden, welche Qualität er in der Ausführung haben will. Bei einem Interesse an einer nachhaltigen Arbeit, mit Qualitätsprodukten und einer qualitativ entsprechenden Verarbeitung, die auch alle notwendigen Vorarbeiten umfasst, wird er für eine längere Zeit den entsprechenden Erfolg haben.“

Die Sachwerte in den Räumen oder am Gebäude werden auf Dauer geschaffen. Mit einer fachgerechten, qualitativ ansprechenden Ausführung, die Wohlbefinden und Behaglichkeit schafft. „Leider geht der genannte Fernsehbeitrag auf diese qualitativen Unterschiede in keinster Weise ein. Eine Wertung der Angebote kann so nicht vorgenommen werden.“, so Loch abschließend.

Quelle: Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz

Zu Handwerksthemen finden Sie ebenfalls Beiträge unter http://malerillu.de. , dem Online Magazin der Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf sowie unter http://malerdüsseldorf.de und http://energie-und-fassade.de

Autor:

Heiner Pistorius aus Düsseldorf

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