Nur noch beten
Als ein heimlicher Schwarm sich belustigend über ihre kräftige Statur äußert, entschließt Déborah Rosenkranz im Alter von 12 Jahren erstmals ernsthaft abzunehmen. Die zunächst einmal positiven Bemerkungen ihres Umfelds auf die äußerliche Veränderung bestärken sie in der Annahme, dass ein Leben in einem schlanken Körper das bessere ist. In diesem Trug überschreitet sie die Grenze zur Magerkeit und gerät mit sinkendem Körpergewicht zunehmend in die Abhängigkeit des Kalorienzählens und der Waage. Diese entscheidet je nach Anzeige über das gesamte Wohlbefinden.
In schonungsloser, fast selbstironischer Weise beschreibt sie den Alltag als Magersüchtige, der von Essen und Nichtessen bestimmt ist. Die unterschiedlichen Formen der Essstörung und ihre Auswirkungen auf die gesamte Familie und das Umfeld werden ungeschönt geschildert. Der darin verborgene Wahnsinn wird anschaulich herausgearbeitet. Zwar wird das rätselhafte Krankheitsbild hierdurch für den Unbeteiligten nicht nachvollziehbarer, allerdings erhält der Leser einen guten Einblick in das krasse Ausmaß der Störung. Auch dem spirituell weniger versierten wird deutlich: Hier hilft nur noch beten!
Und tatsächlich wendet sich das Blatt für Déborah Rosenkranz, als sie eines Abends durch die geschlossene Schlafzimmertür mithört, wie ihre verzweifelten Eltern in ihrer Not zum Himmel schreien. Der ihr aus ihrer Kindheit vertraute Gott der Bibel wird auch für sie durch dieses Erlebnis neu zum Ansprechpartner und Hoffnungsanker. Schritt für Schritt löst sie sich aus ihren selbstgemachten Abhängigkeiten und tauscht sie gegen ein allmählich wachsendes Gottvertrauen. Die Botschaft, die das Buch „So schwer, sich leicht zu fühlen – wie ich von meinen Essstörungen frei wurde“ vermitteln will ist klar: Wende Dich an Deinen Schöpfer, wenn Du wissen willst, wer Du wirklich bist!
Ebenso wie die begabte Sängerin Déborah Rosenkranz, auf der Suche nach Entfaltung ihrer Gabe sich in Kreisen bewegt, in denen Oberflächlichkeiten von vorwiegendem Interesse sind, bleibt auch ihr Buch leider an der Oberfläche. Auf Hintergründe und Ursachen der Essstörungen wird nur in Ansätzen hingewiesen. Dies ist schade, aber insofern verzeihlich, als dass im Anhang ein dringlicher Hinweis auf die Notwendigkeit der Beratung und ein guter Überblick auf das bestehende therapeutische Angebot gegeben wird.
„So schwer, sich leicht zu fühlen“ wird zweifelsohne leicht seine Kritiker auf den Plan rufen. Für manchen Betroffenen jedoch, der sich in Essstörungen gefangen sieht, wird sich der aufkeimende Gedanke an ein von Herzen kommendes Gebet möglicherweise, in der Tat als erlösende Freiheit erweisen.
“So schwer, sich leicht zu fühlen – Wie ich von meinen Ess-Störungen frei wurde” von Déborah Rosenkranz
adeo-Verlag, € 14,99
Auch zu beziehen über amazon
"Niemals satt" - Aufzeichnung zum Thema über essen mit fez.de, oder direkt beim ERF Mediathek
Autor:Femke Zimmermann aus Düsseldorf |
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