Düsseldorfer Sport- und Sozialverbände wissen wie es geht
Fachtag „Inklusion – geht doch?!“ zeigt, was in Düsseldorf alles möglich ist
Die UN-Kinderrechtskonvention formuliert klipp und klar:
Die Vertragsstaaten stellen sicher, dass „Erziehung, Ausbildung, Gesundheitsdienste, Rehabilitati-onsdienste, Vorbereitung auf das Berufsleben und Erholungsmöglichkeiten dem behinderten Kind tatsächlich in einer Weise zugänglich sind, die der möglichst vollständigen sozialen Integration und individuellen Entfaltung des Kindes einschließlich seiner kulturellen und geistigen Entwicklung för-derlich ist“ (Art. 23.3).
Seit nunmehr zehn Jahren ist in der bundesdeutschen Gesetzgebung hieraus ein Rechtsanspruch für Eltern formuliert. Und auch wenn unsere Gesellschaft bei der gemeinsamen Erziehung und der gemeinsamen Betreuung von behinderten und nicht-behinderten Kindern noch einen weiten Weg vor sich hat, finden sich dennoch zahlreiche Beispiele für gelungene Inklusion – zum Beispiel im Sport- und Freizeitbereich hier in Düsseldorf.
Auf dem Fachtag „Inklusion – geht doch?!“ des Kinderschutzbunds Düsseldorf am vergangenen Mittwoch haben sich einige Institutionen vorgestellt und über ihre erfolgreichen Projekte berichtet.
Nach einem Grußwort von Frau Niederlein, stellv. Leiterin des Jugendamtes des Stadt Düsseldorf, wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst von Rainer Schmidt auf das Thema einge-stimmt. Der erfolgreiche Tischtennisspieler (u.a. Goldmedaille bei den Paralympics 1992), Theolo-ge und Kabarettist machte auf unterhaltsame Weise mit vielen Anekdoten aus dem eigenen Leben auf die verschiedenen Aspekte von Inklusion aufmerksam und regte zum Nachdenken und Disku-tieren an.
In der Folge stellen unterschiedlichste Institutionen aus Düsseldorf ihre inklusiven Angebote vor.
Die Heilpädagogin und Tanzpädagogin Britta Koch bietet seit vielen Jahren im Tanzhaus NRW inklusive Tanzgruppen für Kinder an und illustrierte diese durch eindrucksvolle Videos ihres Pro-jektes „Dance Styles“.
Lukas Ziemann, Leiter Projekte bei Borussia Düsseldorf, stellte neben der sehr erfolgreichen Be-hindertensport-Abteilung (die Rollstuhl-Tischtennis-Mannschaft wurde gerade als Düsseldorfer des Jahres ausgezeichnet) die umfangreichen sozialen Aktivitäten des Vereins rund um den Tischten-nissport vor. Kernstück ist hierbei das Integrationsprojekt „Bunt geht´s rund“, bei dem die Borussia jede Woche u.a. in Flüchtlingswohneinrichtungen, Förderschulen, Seniorenzentren und Kliniken mit dem weltweit ersten fahrbaren Tischtennis-Tisch unterwegs ist.
Die Sache selbst in die Hand genommen hat Toni Bilotta, Fußballtrainer beim DSC 99. Er konnte nicht glauben, dass es bisher keine Inklusions-Fußballmannschaft in der Landeshauptstadt gab. Also gründete er selber eine und freut sich nun jede Woche über eine bunte Truppe von Jungen und Mädchen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen, die regelmäßig durch Spielerinnen und Spieler der anderen Mannschaften des DSC 99 beim Training unterstützt werden. Es werden wei-terhin Mitspielerinnen und Mitspieler aller Altersklassen gesucht.
Unterstützend ist in Düsseldorf auch der Stadtsportbund unterwegs. Janis Abramowski stellte auf dem Fachtag das Projekt „Inklusionsbegleiter als Brücke in den Sportverein“ vor. Hier werden In-klusionsbegleiter in einem speziellen Kursformat zu Übungsleitern ausgebildet und können dann neben der Begleitung der Kinder zum Vereinssport auch die dortigen Trainer unterstützen und so Hemmungen auf allen Seiten abbauen.
Raus in die Natur heißt es in dem Projekt „Starke Mädchen? Natürlich!“, das die Naturerlebnispä-dagogin Insa Schoolman über die Naturschutzjugend NRW anbietet. Hier werden jugendliche Mädchen mit und ohne Beeinträchtigungen in Kontakt miteinander und mit der Natur gebracht, um eigene Stärken und sich gegenseitig kennen zu lernen.
Über mehrere Jahre hat der Verein ProMädchen e.V. sich dem Thema Inklusion strukturiert und hoch professionell gewidmet und sowohl die offene Jugendarbeit als auch die Beratung zu einem inklusiven Angebot weiter entwickelt. Viola Steiner-Lechner und Anna Gräser ließen die Besucher des Fachtages des Kinderschutzbundes an diesem Weg teilhaben, der nun schon vielen Mädchen mit Beeinträchtigungen die Möglichkeit einer Teilhabe im offenen Mädchentreff „Leyla“ eröffnet hat.
Alle vorgestellten Projekte zeigten die Vielfalt der möglichen Wege erfolgreicher Inklusion in Kinder- und Jugendarbeit, Kultur und Sport. Sie motivierten das Publikum in den eigenen Arbeits- und Lebensbereichen nach passenden Wegen zu suchen und somit allen Kindern eine Teilhabe insbe-sondere auch im Freizeitbereich zu ermöglichen.
„Es hat uns allen großen Spaß gemacht, diese engagierten Menschen und ihre Projekte kennen zu lernen, und wir sind sicher, dass die Stadt Düsseldorf die Umsetzung der Kinderrechte in allen Lebensbereichen in den kommenden Jahren noch intensiver voran bringen wird. Da soll das Kin-derrechtejahr 2019 nur ein Anfang gewesen sein.“, fasste Dr. Hauke Duckwitz, Vorsitzender des Ortsverbandes Düsseldorf des Kinderschutzbundes, der den Fachtag moderierte, zum Schluss zusammen. „Wir freuen uns schon auf die nächsten Veranstaltungen zu diesem Thema.“
Autor:Bettina Erlbruch aus Düsseldorf |
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