Angst vor Krankenhaus-Behandlung
"Die Zahl der Notfall-Operationen steigt"

Oberarzt Dr, Maximilian Anheiner während einer Online-Sprechstunde.  | Foto: Kaiserswerther Diakonie
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Patienten, die über eine Woche mit starken Schmerzen zu Hause ausharren, weil sie auf keinen Fall ins Krankenhaus wollen - für Prof. Dr. Christian Möbius aktuell keine Seltenheit. "Wir sehen am Florence-Nightingale-Krankenhaus eine Zunahme von Patienten, die zu spät in unsere chirurgische Klinik kommen."

Was heißt denn "zu spät"?
Das heißt, sie kommen erst, wenn es gar nicht mehr geht. Blinddarmdurchbrüche zum Beispiel waren vor Corona äußerst selten, heute stellen wir diese Diagnose häufiger. Wir erleben schwerste Gallenblasenentzündungen, die dann notfallmäßig operiert werden müssen. 

Inwiefern bringen sich die Patienten damit in Gefahr?
Einige bringen sich mit diesem Verhalten in Lebensgefahr. Dies betrifft akute Erkrankungen, aber auch onkologische. So sehen wir Patienten mit ungewöhnlich weit fortgeschrittenen bösartigen Tumoren, zum Beispiel im Dickdarm. Die verursachen einen Darmverschluss, eine Notfall-OP ist die Folge. Insbesondere bei onkologischen Erkrankungen spielt der Faktor Zeit eine wichtige Rolle. Die Sterbewahrscheinlichkeit steigt bereits, wenn ein Tumor nur vier Wochen später entdeckt wird. 

Prof. Dr. Christian Möbius, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Zentrum für onkologische und minimalinvasive Chirurgie am Florence-Nightingale-Krankenhaus in Düsseldorf-Kaiserswerth, beobachtet, dass viele Patienten zu spät ins Krankenhaus kommen.  | Foto: Kaiserswerther Diakonie
  • Prof. Dr. Christian Möbius, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Zentrum für onkologische und minimalinvasive Chirurgie am Florence-Nightingale-Krankenhaus in Düsseldorf-Kaiserswerth, beobachtet, dass viele Patienten zu spät ins Krankenhaus kommen.
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Lassen sich diese Beobachtungen an Zahlen festmachen?

Ja. In meiner Abteilung etwa hatten wir im vergangenen Jahr 13 Prozent weniger Patienten. In der  Notfallambulanz unseres Hauses war es sogar ein Rückgang um 25 bis 30 Prozent. Die vielen Notfälle in unserer Abteilung machen den Klinikalltag weniger planbar. Wir operieren deutlich mehr nachts und an Wochenenden, die Zahl der Notfall-Operationen steigt. 

Worauf führen Sie das Verhalten der Patienten zurück?
Das ist ein Risikovermeidungsverhalten. Eine Entscheidung, die nicht rational getroffen wird. Arztpraxen oder Krankenhäuser werden als Orte angesehen, an denen man sich mit Corona infizieren kann. Diese Orte meidet man.  

Was stellen Sie dieser Vermeidungstaktik entgegen?
Wir haben Ende Februar eine Online-Sprechstunde gestartet. Das Ziel dahinter ist, die Hemmschwelle abzusenken, in Kontakt mit Ärzten zu treten. 

Wer kann oder soll sich in der Online-Sprechstunde melden?
Die Sprechstunde steht allen Menschen offen, die eine chirurgische Erkrankung oder den Verdacht darauf haben. Zum Beispiel Patienten mit bekannten Gallenblasensteinen, die Schmerzen im rechten Oberbauch verspüren. Oder Menschen, die eine Vorwölbung an einer Narbe oder in der Leiste tasten. Oder auch, wer Schmerzen im Unterbauch hat, die zunehmend stärker werden, sollte sich melden. 

Wie verläuft eine Online-Sprechstunde?
Zunächst ist das Ziel, mittels eingehender Anamnese, festzustellen, ob eine ärztliche Behandlung dringend anzuraten ist. Das kann sein, dass aufgrund der Symptome empfohlen wird, beim Hausarzt oder im Krankenhaus vorstellig zu werden. Oder, wenn der Hausarzt eine Krankenhausbehandlung vorgeschlagen hat, klären wir die Dringlichkeit der Behandlung mit dem Patienten ab. Außerdem klären wir über unsere Hygienemaßnahmen im Krankenhaus auf, um die Angst vor einer stationären Behandlung zu nehmen.

Die Online-Sprechstunde der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Zentrum für onkologische und minimalinvasive Chirurgie am Florence-Nightingale-Krankenhaus in Düsseldorf-Kaiserswerth findet mittwochs von 13 bis 15 Uhr statt. Terminvereinbarung unter Tel. 0211/4092504.  

Oberarzt Dr, Maximilian Anheiner während einer Online-Sprechstunde.  | Foto: Kaiserswerther Diakonie
Prof. Dr. Christian Möbius, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Zentrum für onkologische und minimalinvasive Chirurgie am Florence-Nightingale-Krankenhaus in Düsseldorf-Kaiserswerth, beobachtet, dass viele Patienten zu spät ins Krankenhaus kommen.  | Foto: Kaiserswerther Diakonie
Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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