Demenzen
Demenzen
Demenzen
Inhaltsverzeichnis
• Was versteht man unter Demenz?
• Symptome und Krankheitsverlauf
• Formen von Demenz
• Demenz-Diagnostik
• Folgen von Demenz
• Risikofaktoren und Prophylaxe
• Wichtige Fakten über Demenz
• Häufige Fragen zu Demenz
Die Demenzerkrankung unterscheidet weder zwischen Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Religion noch sozialer Status. Sie kann Jeden und Jederzeit heimsuchen. Zu den bekanntesten Menschen, die an der Alzheimer Demenz erkrankten und auch verstarben, gehörten zum Beispiel der ehemalige amerikanische Präsident Ronald Reagan und der berühmte Künstler Carolus Horn.
Was ist Demenz?
Es handelt sich um eine erworbene Störung verschiedener geistiger, emotionaler und sozialer Fähigkeiten, die über die Altersnorm hinausgeht. Dazu gehören:
• Gedächtnisstörungen, Orientierungsstörungen, und Sprachstörungen
• verändertes Gefühlserleben
• Störung der Persönlichkeit und des Sozialverhaltens
die Ursache für die meisten Demenzen sind chronische hirnorganische Erkrankungen. Die Demenzen beeinträchtigen zunehmend die Leistungsfähigkeit und die Alltagsaktivitäten, daher spricht man auch von einem Progradienten Demenzsyndrom. Wenn diese Symptomatik gegeben sind und länger als sechs Monate anhalten, dann besteht der Verdacht auf eine beginnende dementielle Erkrankung.
Wie oft tritt Demenz auf?
Demenz gehört sie nur zu den häufigsten psychischen Störungen in der Altersgruppe der über 60-jährigen. Derzeit sind zwischen 900.000 und 1,2 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Pro Jahr kommen ca. 200.000 Neuerkrankungen in Deutschland hinzu. Im höheren Lebensalter ist Demenz die häufigste Ursache von Pflegebedürftigkeit.
Demenzielle Erkrankungen beeinträchtigen die Kognition, sie verändern das Verhalten, sie können unterschiedliche psychische Erkrankungen verursachen und sie können sich in körperlichen Symptomen manifestieren. Die Grundlage für die Diagnose sind zum einen eine genaue Symptombeschreibung im richtigen zeitlichen Zusammenhang. Des Weiteren sind biografische psychische und soziale Veränderungen genau zu eruieren.
Kognitive Symptome:
kognitive Symptome sind bereits im Frühstadium erkennbar und bei allen Demenzerkrankungen pro gradient d. h. fortschreitend. Sie treten zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf. So kann es zum Beispiel initial zu Störungen von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Orientierung kommen. Im Verlauf können Sprachstörungen auftreten sowie Störungen der Handlungsfähigkeit (Apraxi) und eine Störung des Wiedererkennens (Agnosie).
Psychische Symptome:
psychische Symptome treten regelmäßig bei Demenzerkrankungen auf. Allerdings sind sie nicht zwingend progradient, d. h. sie nehmen nicht zwangsläufig mit fortschreitende Krankheit zu. Zu den unspezifischen psychischen Störungen im Rahmen einer Demenzerkrankung gehören beispielsweise diffuse Angstgefühle, depressive Verstimmungen sowie Fehlerkennungen und Halluzinationen.
Verhaltensänderungen:
sehr häufig treten bei Patienten mit Demenzerkrankungen akute Verwirrtheitszustände insbesondere im Stadium einer mittelschweren Demenzerkrankung auf. Wichtig ist es, erklärbare Auslösesituationen von plötzlichen Verhaltensänderungen ohne äußere Ursache zu trennen. Zu den Verhaltensveränderungen bei Demenzerkrankungen gehören zum Beispiel Unruhe und Rastlosigkeit, Aggressivität, sammeln und verstecken von Gegenständen (Hamstern).
Körperliche Symptome:
körperliche Symptome treten je nach Art der Demenz im früh oder Spätstadium auf in den meisten Fällen leiten Sie die schwere Krankheitsphase ein. Das Ziel der Pflege in diesem Stadium ist die Stabilisierung des Ist-Zustandes. Neben Aggressivität und Unruhe sind körperliche Symptome häufigster Grund für eine Übersiedlung in ein Pflegeheim. Zu den körperlichen Symptomen gehören Schluckstörungen und Essbeschwerden, schwere Schlafstörungen, Störung des Tagnachtrhythmus, ausgeprägte Mobilitätseinschränkungen.
Was sind frühe Demenz Warnhinweise?
Typisch für Demenzerkrankungen ist eine schleichend oder teilweise akut auftretende Vergesslichkeit. Des Weiteren Schwierigkeiten mit gewohnten Handlungen, so kann es durchaus vorkommen, dass Zwischenfälle im Haushalt auftreten wie zum Beispiel Essen anbrennen lassen. Im weiteren Verlauf treten Sprachprobleme auf zum Beispiel Wortfindungsprobleme, unkorrekter Satzbau, Verwendung einfacher Füllwörter. Im weiteren Verlauf treten räumliche und zeitliche Desorientierung, d.h. dass die Patienten bzw. die Betroffenen verwirrt sind. Es treten ferner Probleme mit abstraktem Denken und die Betroffenen zeigen Stimmung und Verhaltensveränderungen. Diese können sich in Form von Aggressivität oder Apathie äußern. Auch Veränderungen im äußeren Erscheinungsbild, wenn Menschen plötzlich ihre Kleidung verkehrt herum anziehen oder sich plötzlich nicht mehr pflegen, können auf eine beginnende Demenzerkrankung hinweisen.
Welche Formen von Demenzerkrankungen kennen wir?
Zunächst unterscheiden wir in sogenannte primäre Formen und sekundäre Formen. Zu den primären Formen gehören degenerative Formen (80 %) und nicht degenerative Formen (20 %). Zu den degenerativen Formen gehören die Demenz vom Alzheimertyp, die vaskuläre Demenz, die frontotemporale Demenz, und die Lewy- körperchen Demenz. Zu den nichtdegenerativen Formen gehören Demenzen, die durch Hirntumore, Schädel-Hirn-Traumata und Gefäßentzündungen verursacht werden. Zu den sekundären Formen gehören Demenzen, die zum Beispiel durch Stoffwechselstörungen, Alkoholmissbrauch verursacht werden.
Einteilung degenerative Demenzformen nach der Häufigkeit:
am häufigsten tritt die Demenz vom Alzheimertyp auf (70 %). Die vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Form (20 %). Die restlichen Demenzen unter anderem die frontotemporale Demenz machen ca. 10 % aus.
Alzheimer—Krankheit:
• häufigste Form der Demenz
• 1906 erstmals von Alois Alzheimer beschrieben
• es existieren zwei Typen: Alzheimer Demenz vom frühem Beginn (unter 65 Jahren) und Alzheimer Demenz vom späteren Typ (über 65 Jahre)
• typisch für die Alzheimer Demenz ist ein langsam schleichender Krankheitsverlauf.
• Sie beginnt mit Merkfähigkeitsstörungen, Wortfindungsstörungen, später psychische und körperliche Beeinträchtigung
• der wichtigste Risikofaktor ist das Alter
• typisch für die Alzheimer Demenz ist aber auch, dass die Symptome erst im letzten Drittel der Erkrankung auftreten
Ursachen der Alzheimer-Demenz:
• exakte Ursachen sind noch nicht genau erforscht
• es zeigen sich jedoch typische strukturelle Veränderungen im Gehirn, dazu gehören:
• Eiweißablagerungen (Beta-amyloide Plaques)
• Bildung fibrillärer Nervenbündel (Tau-Protein)
• es zeigt sich ferner ein gestörtes Gleichgewicht bestimmte Botenstoffe im Gehirn (Acetylcholin, Glutamat)
• insgesamt zeigt sich bei der Alzheimer Demenz ein fortschreitender Nervenzellentod, die sich bildmorphologisch in Form von Hirnatrophien zeigt
leichte Alzheimer Demenz-kognitive Phase:
• verminderte Merkfähigkeit
• verlegen vertrauter Dinge
• Wortfindungsstörungen
• vergessen von Terminen
• Stimmungsschwankungen
Beeinträchtigungen werden nur im intensiven Gespräch deutlich, daher ziehen sich Betroffene sehr häufig emotional zurück, insbesondere im Anfangsstadium, um nicht entblößt zu werden bzw. enttarnt zu werden. Man spricht im Volksmund von einer guten Fassade.
Mittelschwere Alzheimer-Demenz-Verhaltensveränderungen:
• psychische Symptome wie Wahnvorstellungen, Angstzustände
• Vernachlässigung der Körperpflege
• falsche Wortwahl
• erste Verhaltensstörungen wie Unruhe und Umherwandern
• alltägliche Aufgaben können nicht mehr allein bewältigt werden
• schwere Alzheimer-Demenz-körperliche Beeinträchtigungen:
• Starke Störung der Denkfähigkeit
• der Demenzerkrankte kann nicht mehr alleine essen, sich waschen oder ankleiden
• zunehmender Sprachverlust
• Hahn-und Stuhlinkontinenz
• schwere Gangstörung bis hin zur Bettlägrigkeit
Vaskuläre Demenz:
• zweithäufigste Form der Demenz (15-20 %)
• gefäßbedingte Gehirnsschädigungen
• Kennzeichen der vaskulären Demenz:
• meist plötzlicher Beginn und stufenhafte Verlauf
• oft zeitlicher Zusammenhang mit einem Schlaganfall
• Risikofaktoren: Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Adipositas, Herzrhythmusstörungen, Nikotinabusus
• häufig treten Mischformen aus Alzheimer-und vaskulärer Demenz auf (10-20 %)
Frontotemporale Demenz:
• Abbau von Nervenzellen im Vorderhirnbereich (frontotemporaler Lappen: Stirn, Schläfen)
• unterschiedliche Ursachen
• Kennzeichen der frontotemporalen Demenz:
• schleichender Beginn zwischen dem 50. 50. und 60. Lebensjahr
• starke Verhaltensveränderungen zum Beispiel Aggressivität, Maßlosigkeit, Enthemmung noch vor Beginn der kognitiven Störungen
• oft werden diese Verhaltensstörungen mit anderen psychischen Erkrankungen verwechselt
• die Pflege der Betroffenen gestaltet sich sehr schwierig insbesondere wenn die Aggressivität überwiegt
Lewy-Körperchen-Demenz:
spezifische strukturelle Veränderungen im Gehirn (Ablagerungen von Alpha-synuclein-Körperchen, sogenannte Lewy- Körperchen ähnlich wie bei der Alzheimer-Demenz.
Kennzeichen der Lewy-Körperchen-Demenz sind:
• Schwankungen der geistigen Leistungen
• oft detaillreiche optische Halluzinationen
• leichte Parkinson-Symptomatik (Zittern der Hände, stürze unklarer Ursache, steife Gelenke)
• Unverträglichkeit von Antipsychotika (Neuroleptika)
Sekundäre Demenzformen:
• entstehen durch außerhalb des Gehirns liegende Erkrankungen oder Schädigungen
• meist gut behandelbar, wenn sie früh erkannt werden
• Ursachen von sekundären Demenzen:
• Vergiftungen durch Medikamente und Alkohol
• Stoffwechselstörungen
• Entzündungen
Differenzialdiagnosen der Demenz:
• Schritt eins: Erkennen des typischen Symptommusters
• Schritt zwei: identifizieren des spezifischen Krankheitsbildes, Ausschluss anderer Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen
• Schritt drei: Erfassen von individuellen Problemen und erhaltenen Fähigkeiten
Demenz-Diagnostik:
• fremd-und Eigenanamnese
• internistische und neurologische Untersuchungen
• Laboruntersuchungen, Biomarker
• psychologische Leistungstests (Fragebögen, Mini mental Status Test, DemTect, Uhrentest)
• Bildgebung des Gehirns (C CT, MRT, PET, SPECT)
• Lumbalpunktion
Warum ist eine frühzeitige Diagnose wichtig?
Die Gründe für eine frühzeitige Demenz-Diagnose ist deswegen von Vorteil, weil möglicherweise andere, behandelbar Ursachen für die Beschwerden verantwortlich sind und entsprechend auch medizinisch behoben werden können. Ein weiterer Punkt ist sicherlich, dass die Betroffenen und Angehörigen Zeit gewinnen, sich auf Veränderungen einzustellen, Unterstützung und Hilfe anzunehmen, an Entscheidungsprozessen aktiv mitzuwirken und somit die Lebensqualität stabil halten zu können bzw. einer raschen Pflegebedürftigkeit vorzubeugen.
Darf, soll der Arzt den Patienten über seine Erkrankung informieren?
Der Umgang mit der Diagnose Demenz ist für alle Betroffenen sehr schwierig. Daher ist eine sensible Vermittlung durch den Arzt und die Angehörigen sinnvoll und wünschenswert. Der Betroffene selbst kann sein Recht auf Wissen einfordern oder auch ablehnen. Diesbezüglich ist die Autonomie des Patienten unantastbar. Für den Patienten bedeutet solch eine Erkrankung eine erhebliche Beeinträchtigung der psychischen Leistungsfähigkeit, der körperlichen Leistungsfähigkeit und eine Veränderung im Sozialverhalten mit entsprechenden Konsequenzen für den Betroffenen wie auch für Angehörige und andere beteiligt. Für die Angehörigen bedeutet die Erkrankung eines Familienmitgliedes an einer Demenz eine enorme Umstellung der eigenen Lebensweise einhergehend mit Angst und Unsicherheit, objektive wie auch subjektive Überlastung. Für die Pflegenden bedeutet das zum einen eine enorme Überlastung einerseits, andererseits befinden sie sich in einer Auseinandersetzung zwischen Beziehungspflege und rechtlichen Anforderungen. Auch für die Gesellschaft haben Demenzerkrankungen schwere Folgen. Für jede Gesellschaft ist es eine Herausforderung mit solchen Erkrankungen umgehen zu können, insbesondere den Betroffenen gerecht zu werden und ihnen eine Möglichkeit anzubieten, am Leben teilhaben zu können. Schwer Betroffene Demenzerkrankte bedürfen einer sehr intensiven Pflege und gehen natürlich mit enormen finanziellen Ausgaben einher.
Welche Risikofaktoren werden angenommen?
• Das Alter, insbesondere für die Alzheimer-Krankheit
• genetische Ursachen, Vorerkrankungen in der Familie
• auftreten von leichten kognitiven Störungen (MCI)
• Rauchen, hoher Alkoholkonsum
• fettreiche Ernährung, hoher Blutdruck
• Vorerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus
Kann man der Demenz vorbeugen?
Dazu gibt es verschiedene Hypothesen. Zweifelsohne ist eine gesunde Ernährung bestehend aus Obst und Gemüse, Fisch (mediterrane Küche) als gesund anzusehen und können somit insbesondere der Demenz vom vaskulären Typ entgegenwirken, weil sie das Risiko eines Schlaganfalls minimieren. Beweglichkeit wie zum Beispiel Tanzen, kognitives Training, positive Lebenseinstellung, das pflegen von Freundschaften können kognitiven Abbauprozessen entgegenwirken und diese verlangsamen.
Gibt es Medikamente, die gegen Demenz helfen?
Es existieren verschiedene Medikamente, die insbesondere im Anfangsstadium der Alzheimer-Demenz gegeben werden. Diese führen zu einer Verzögerung der Progredienz, aber können den Verlauf an sich nicht aufhalten. Bei Wahnvorstellungen, Halluzinationen, aggressivem Verhalten werden nicht selten Verhaltens modifizierende Medikamente wie Risperdal in niedriger Dosierung eingesetzt. Bei solchen Symptomen ist die Behandlung individuell und richtet sich nach den Ausprägungen der jeweiligen Symptomatik. Die Behandlung solcher Patienten mit solchen Symptomen gehören in den Händen von Spezialisten.
Mg. Dr. med. Mimoun Azizi, M.A.
Autor:Mimoun Azizi aus Düsseldorf |
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