Schulministerium NRW
"Begabungsförderung allen Schülern zugänglich machen"
Wie engagiert sich das Land Nordrhein-Westfalen in der Begabtenförderung? Was läuft gut, wo gibt es Nachholbedarf? Diese und andere Fragen hat das Schulministerium NRW auf unsere Anfrage hin beantwortet.
Welche Angebote gibt es für Hochbegabte in NRW?
Die Angebote des Landes Nordrhein-Westfalen bieten einen breiten Ansatz der Begabungsförderung. Der Begriff der Individuellen Förderung umfasst die Förderung auf allen Leistungsniveaus, das heißt, dass sowohl Grundlagenförderung als auch (Hoch-) Begabten- und Begabungsförderung betrieben werden.
Im Rahmen der „Begabungsförderung“ (auch: „Talentförderung“) werden Potentiale und Talente in unterschiedlichsten Bereichen gefördert – unabhängig vom Ergebnis eines Intelligenztests.
Die in der untenstehenden Liste zu findenden Hinweise sind demnach häufig nicht zwischen Individueller Förderung und Begabungsförderung getrennt, da die zweitgenannte als Teilbereich der Ersten zu verstehen ist.
Angebote für talentierte Schüler
https://www.lemas-forschung.de/
https://www.lemas.nrw/
https://www.zukunftsschulen-nrw.de/themen/iv-begabungen-foerdern/zentren-begabtenfoerderung
https://www.zukunftsschulen-nrw.de/
https://www.lernferien-nrw.de/
https://www.talentkolleg-ruhr.de/
https://www.nrw-talentzentrum.de/
https://ruhrtalente.de/
https://www.hoch-begabten-zentrum.de/
https://www.junioruni-wuppertal.de/
https://www.begabungslotse.de/
Projekte, die das Schulministerium NRW mit der Karg-Stiftung initiiert hat:
Netzwerk Hochbegabtenförderung NRW
Karg Campus Beratung NRW
Erste Anlaufstelle sind die Lehrer
Welche Informationsquellen/Anlaufstellen stehen Eltern zur Verfügung?
in Nordrhein-Westfalen hat sich aufgrund der Bevölkerungsdichte und Größe des Landes in vielen Bereichen eine dezentrale oder kommunale Betreuung bewährt. In allererster Linie können den Schülerinnen und Schülern, sowie deren Eltern, wie bei vielen Fragen rund um den Bildungsweg ihrer Kinder, auf vertrauensvoller Ebene die Lehrerinnen und Lehrer helfen. Sie kennen die Strukturen und Ansprechpersonen innerhalb der Schule, der Kommune oder einer nächsthöheren Instanz gut und können unterstützend zur Seite stehen. Anschließend sind auch die Schulämter und die Bezirksregierungen mit ihren Fachberaterinnen und –beratern Anlaufstellen für Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und die betreuenden Schulen.
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Gibt es Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte? Falls ja, gibt es Pläne, diese irgendwann verpflichtend anzubieten?
Selbstverständlich gibt es im Bereich der Begabungsförderung vom Ministerium für Schule und Bildung organisierte, finanzierte und geförderte Weiterbildungsmöglichkeiten. In diesem Zusammenhang können einzelne Angebote unterschieden werden. Die Lehrerfortbildung ist in Nordrhein-Westfalen durch 53 regionale Kompetenzteams abgebildet, die fachliche und überfachliche Weiterbildung in den Kreisen und Städten anbieten – Angebote können dabei auch durch Lehrerinnen und Lehrer aus anderen Regionen wahrgenommen werden.
Darüber hinaus gibt es speziell für den Bereich der Begabungsförderung landesweite Möglichkeiten der Fortbildung durch bundesweit renommierte Einrichtungen des Landes Nordrhein-Westfalen. Darunter zum Beispiel das Internationales Centrum für Begabungsforschung (ICBF) und das Landeskompetenzzentrum für Individuelle Förderung NRW (lif).
Auf regionaler Ebene gibt es zudem durch das Land Nordrhein-Westfalen finanziell und personell geförderte Strukturen, die im Bereich der Begabungsförderung eng mit den Schulen vor Ort zusammenarbeiten – hierunter etwa das Haus der Talente in Düsseldorf und das Hoch-Begabten-Zentrum Rheinland in Brühl.
"Wichtiges Anliegen" der Ministerin Feller
Möchte die Ministerin das Thema mehr forcieren als ihre Vorgängerin?
Die Fortschreibung und auch der Ausbau der Maßnahmen, die sich der Förderung von besonders begabten Kindern, sowie Schülerinnen und Schülern am unteren Leistungsrand verschrieben haben, ist Schulministerin Dorothee Feller und der gesamten Landesregierung ein wichtiges Anliegen.
Warum werden begabte Schüler in NRW so wenig gefordert? Zum Beispiel gibt es in Sachsen Gymnasien mit vertiefter Ausbildung (§4-Schulen), in NRW sind mir keine staatlichen Schulen, Internate etc. bekannt, die speziell für Hochbegabte ausgelegt sind.
Die Tatsache, dass es in Nordrhein-Westfalen keine wenigen, auserwählten Schulen nach dem Leuchtturmprinzip gibt, an denen Begabtenförderung betrieben wird, führt nicht zu dem oben gezogenen Schluss, dass begabte Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen wenig gefördert werden. Als bevölkerungsreichstes und flächengroßes Bundesland ist es die Verantwortung der Landesregierung, die Förderung von Begabung nicht auf einige wenige renommierte Schulen zu beschränken, sondern Maßnahmen zur Begabungsförderung, die Teilnahme an Maßnahmen, Projekten und Netzwerken allen öffentlichen und privaten Schulen und damit allen Schülerinnen und Schülern des Landes zugänglich zu machen. Diese Herangehensweise steht in engem Zusammenhang mit dem oben genannten weiteren Begabungsbegriff, der in Nordrhein-Westfalen gelebt wird und der die Talente und Begabungen einer größeren Zahl von Kindern und Jugendlichen in den Blick nimmt.
Akzeleration und Enrichment "gängige Praxis" in NRW
Warum ist das Schulsystem so starr, dass es kaum individuelle Förderung zulässt (Akzeleration, Drehtür etc.)?
Sowohl die Akzeleration als auch unterschiedliche Formen des Enrichments, wie etwa Drehtür-Modelle, sind gängige Praxis in der Schullandschaft Nordrhein-Westfalens.
In der flexiblen Schuleingangsphase können die ersten beiden Schuljahre in der Dauer von ein bis drei Jahren durchlaufen werden Die Vorversetzung in der Sekundarstufe I ist ebenfalls möglich. Schulen können hierzu gezielt Gruppen für entsprechende Schülerinnen und Schüler einrichten.
Vor dem Übergang bzw. in der gymnasialen Oberstufe ist ebenfalls eine Vorversetzung möglich.
Auch das Drehtürmodell und andere Enrichment-Angebote gehören zur alltäglichen Schulpraxis in unserem Land. Zahlreiche Praxisbeispiele finden Sie in der Veröffentlichung von Prof. Dr. Silvia Greiten für die KARG-Stiftung.
Die bereits zuvor genannten Akteure, das lif, die WWU Münster und LemaS NRW sind darüber hinaus an der Gestaltung und Weiterentwicklung der Digitalen Drehtür beteiligt.
Obere Leistungsspitze ist zu klein
Gibt es aktuelle Pläne für neue Angebote?
Die jüngst veröffentlichte IQB-Studie hat gezeigt, dass die Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen zum wiederholten Male hinter den Leistungserwartungen zurückbleiben. Zu viele erreichen nicht die Regelstandards, aber auch die oberste Leistungsspitze ist zu klein. Schulministerin Feller hat in der Pressemitteilung vom 17. Oktober 2022 angekündigt, die Ergebnisse der Studie zu analysieren und alles gründlich auf den Prüfstand zu stellen. Dazu zählt auch die Frage ob, und wenn ja in welcher Form Schülerinnen und Schüler mit besonderer Begabung intensiver gefördert werden müssen.
Schaut man in andere Bundesländer wie Sachsen oder Baden-Württemberg, gibt es dort Angebote wie die Beratungsstelle zur Begabtenförderung Sachsen oder das Landesgymnasium für Hochbegabte Schwäbisch-Gmünd. Warum gibt es vergleichbare Angebote nicht in NRW?
Wie oben bereits erläutert verfolgt das Ministerium für Schule und Bildung in Nordrhein-Westfalen dem Begabungsverständnis nach einen breiten Ansatz, der nicht auf die Exklusivität einiger weniger Leuchtturmschulen setzt, sondern die gezielte Förderung vielfältiger Begabungen an allen Schulen im Land ermöglicht.
Als Anlaufstelle für alle Fragen der Individuellen Förderung und damit auch der Begabungsförderung dient in Nordrhein-Westfalen die Internetpräsenz der Zukunftsschulen NRW – hier sind im Bereich „Begabung fördern“ vergleichbare Einlassungen wie auf der oben genannten Seite des Freistaats Sachsen zu finden.
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