Wie die Stadt Düsseldorf 1 Mio. Euro in den Sand setzte

Am 16.7.2011 luden Vertreter von Politik und Verwaltung Düsseldorfs Musiker zur Anhörung ins ZAKK. Thema der Veranstaltung war: "Proberäume und Auftrittsmöglichkeiten in Düsseldorf."
Kulturamtsleiterin Marianne Schirge vertrat die Ansicht, die Stadt habe sehr wohl Einiges für die Musikszene getan, indem sie den Bunker an der Kölner Landstraße 2002 kaufte und 700.000 Euro in den Umbau investierte.
Insider verrieten mir später, der Kaufpreis für den Bunker hätte bei 250.000 Euro gelegen und schon vorher, als die Stadt den Bunker nur gepachtet hatte, investierte sie nennenswerte Beträge in den Ausbau.
Insgesamt gab die Stadt also bis heute etwa 1 Mio. Euro für den Bunker aus - für schlappe 60 Proberäume ein enormer Aufwand.
Lautstark beklagten sich die anwesenden Musiker über die hohen Mieten von 7 bis 8 Euro pro qm. Gewerbliche Proberäume in Düsseldorf oder Köln seien auch nicht teurer.
Selbstverständlich ist die Initiative der Stadt zur Schaffung neuer Proberäume zu begrüßen. Andererseits besteht ein krasses Missverhältnis zwischen Aufwand und Ergebnis. Mit dem Werstener Bunker hat die Stadt ganz klar auf's falsche Pferd gesetzt.
Ein gewerblicher Vermieter hätte das Projekt nach einer kurzen Überschlagsrechnung angesichts der Investitionssumme von 1 Mio. Euro sofort fallen gelassen und sich einem anderen Projekt zugewandt. Warum die beteiligten Gremien der Stadt sich an diesem Projekt festgebissen haben, ist rational nicht nachvollziehbar.
Und der Unsinn geht weiter: Frau Schirge kündigte im ZAKK den Ausbau weiterer Räume im Bunker an.
Der Bund der Steuerzahler bestätigte mir auf Anfrage, eine Kommune müsse sorgfältig mit hoheitlichen Mitteln umgehen und bei einer Ausgabe in der genannten Höhe kostengünstigere Alternativen prüfen. Dieser Grundsatz scheint für die Stadt Düsseldorf nicht zu gelten.
Ich weiß, wovon ich rede! 1992 baute ich einen Aachener Bunker zu 35 Proberäumen um mit einem Aufwand von 125.000 DM, 1996 folgte ein altes Thyssen-Gelände in Duisburg-Meiderich mit 80 Räumen für 400.000 DM. Beide Projekte begann ich ohne Eigenkapital. Trotz erheblicher Tilgungsleistungen und Zinsen von 10 % und mehr konnte ich den qm in Aachen für 7 Mark anbieten, in Duisburg für 8.
Wird ein Proberaumzentrum mit öffentlichen - also nicht mit rückzahlbaren - Mitteln finanziert, müssten sich fehlende Tilgung und Zinsen im Mietpreis niederschlagen. Warum dieser Vorteil nicht an die Musiker im Werstener Bunker weitergegeben wird, ist mir unerklärlich.
Mit 750.000 nicht rückzahlbaren Euro im Rücken würde ich ein Gewerbegrundstück auf 50 Jahre pachten und ein Rockhaus darauf setzen, wie es NRW noch nicht gesehen hat und bei dessen Anblick sich Kölner Musiker darüber ärgern würden, dass es in Düsseldorf steht, nicht in Köln.
Das Problem "Proberäume" wäre dann für Düsseldorfs Musiker ein für allemal vom Tisch.
Düsseldorfs Musikszene war in den 1970-er Jahren Trendsetter. Später wurde sie bedeutungslos. Die Stadt hat eine gute Chance verpasst, Düsseldorfs Musikszene wieder auferstehen zu lassen.

Autor:

Heinz Habeck aus Düsseldorf

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