Weniger ist mehr in Sachen Fernwärme
Kreishandwerkerschaft und Handwerkskammer Düsseldorf sprechen sich für einen fairen Wettbewerb auf dem Wärmemarkt aus und kritisieren den verstärkten Ausbau des Fernwärmenetzes.
Düsseldorf bei Fernwärme bereits gut aufgestellt
„In Sachen Klimaschutz ist Düsseldorfs Rang 11 unter den deutschen Großstädten beim Anteil der Fernwärme an der Energieversorgung eher ein gutes Signal“, lautet die Auffassung von Handwerkskammer (HWK) und Kreishandwerkerschaft Düsseldorf. Die Stadtwerke geben auf der Grundlage ihres unlängst entwickelten Wärmeentwicklungsplanes unangemessen aggressive Ausbauziele für das kommunale Fernwärmenetz aus. „Ein forcierter Ausbau des Wärmenetzes bringt null Energieeffizienz und damit einen klimapolitischen Rückschritt,“ widerspricht Kammerpräsident Andreas Ehlert den Ausbauplänen. „Augenscheinlich wurden zuvor Kapazitäten bereitgestellt, ohne dass zuvor eine realistische Absatz-Abschätzung vorgenommen worden ist.“
Dezentrale Energieversorgung vorrangig ausbauen
Mehr Fernwärme in Verbindung insbesondere mit einem Anschluss- und Benutzungszwang würde den falschen Schritt außerdem auch noch auf Dauer zementieren, indem der Wettbewerb um die energetisch und wirtschaftlich sinnvollste Lösung abgeschnürt würde – mit allen absehbaren Folgen für die künftigen Energiebezugspreise, warnt Ehlert. Mit eingepreist werden müssten Renditeausfälle angesichts des langfristig sinkenden Wärmeverbrauchs, der doppelte Netzausbau, Leitungsverluste und lange Vertragslaufzeiten.
Die energiepolitische Wende rückwärts kommt für das Handwerk überraschend, denn die Stadt und die Kreishandwerkerschaft bereiten seit 2014 die Verabschiedung eines lokalen Klimaschutzabkommens vor, das kurz vor dem Abschluss steht. Der Ausbau dezentraler Energiegewinnungs- und Versorgungsstrukturen in der Landeshauptstadt spielt darin eine zentrale Rolle.
Verbraucher haben kein Interesse an Fernwärme
Ohne Zweifel sei die Situation für die Stadtwerke schwierig, räumt Ehlert ein. „Nach wie vor ist die Entwicklung im Wärmemarkt schwer abschätzbar, viele Versorger orientierten sich zurzeit weg von Erzeugung und Vertrieb hin zum Verteilungsmanagement. Wenn die Verbraucher trotz einer Anschlussprämie jedoch kein Interesse an dieser Form der Versorgung haben, dann muss man die Ursachen gründlich analysieren. Und über die Attraktivität des Angebots diskutieren,“ empfiehlt Ehlert. „Das Recht des Verbrauchers auf eine freie Entscheidung für oder gegen die Nutzung von Fernwärme und die freie Anbieterwahl darf nicht eingeschränkt werden.“
Autor:Norbert Opfermann aus Düsseldorf |
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