WEHRHAHN-LINIE: 850 MILLIONEN FÜR ZWEI HALTEPUNKTE UND SECHS U-BAHNHÖFE
Nach über acht Jahren Bauzeit ist die Düsseldorfer Wehrhahnlinie feierlich von Verkehrsminister Michael Groschek, Oberbürgermeister Thomas Geisel und Staatssekretär Enak Ferlemann eröffnet worden.
Sechs unterirdische Stationen bilden das Herzstück des in Ost-West-Richtung verlaufenden Tunnels, der künftig vier neue Stadtbahnlinien bündelt. Oberbürgermeister Thomas Geisel: „Die Stadt Düsseldorf kann Großprojekte“.
"Von den Vertretern von Bund und Land gab es großes Lob für die in der Landeshauptstadt erbrachte Leistung der Stadt als Bauherrn, das Zusammenwirken von Künstlern und Bauleuten sowie für die gute Arbeit der beteiligten Ingenieure und Unternehmen“, heißt es in einer Presseinformation der Stadt Düsseldorf.
Staatssekretär Ferlemann bezeichnete die Entscheidung zum Bau der Wehrhahnlinie in seinem Grußwort als weise und ergänzte, dass der Bund auch zukünftig gerne bereit sei, Düsseldorf im Falle einer Verlängerung der U-Bahnlinie finanziell unter die Arme zu greifen.
Alles Friede, Freude und Eierkuchen?
Wenn man den städtischen Veröffentlichungen glaubt – ja! Aber die Wirklichkeit sieht anders aus, denn die ursprünglich 650 Millionen Euro teure Wehrhahnlinie ist alles andere als: „Die Stadt Düsseldorf kann Großprojekte“ und sicherlich von der Kostenseite her keine besondere bauliche Leistung. Denn die Baukosten stiegen über die Jahre um 200 Millionen auf fast 850 Millionen Euro - und das für zwei Haltepunkte und sechs U-Bahnhöfe!
Als ein Hauptgrund für die Verteuerung nennt die Stadt die sogenannte Preisgleitung, wonach die Baufirmen gestiegene Personal- und Materialkosten dem Bauherrn – also der Stadt in Rechnung stellen dürfen. Der Bund der Steuerzahler kritisierte unlängst, dass dies eine durchaus gängige Vertragsklausel sei.
"Und genau daher sollte die Stadt auch wissen, dass es bei einer mehrjährigen Baustelle aufgrund dieser Klausel in aller Regel zu einer Preissteigerung kommt. Solche Risiken hätten von vornherein mit in die zu erwartende Bausumme eingepreist werden müssen, um eine größtmögliche Kostenklarheit und Kostenwahrheit gegenüber den Bürgern zu erreichen".
Auch bleibt die Frage nach den baulichen Unterhaltskosten für die Bürger weiterhin unbeantwortet; könnte aber in den nächsten Jahren die Milliarden- Euro-Grenze sprengen. Das Geld hätte man m. E. besser verbraten können - zum Beispiel für mehr Barrierefreiheit, Straßenreparaturen, Kitas, Schulen ...
Dazu: Warum die Politik als Bauherr fast immer versagt
Info:
Zwei Haltepunkte und sechs Bahnhöfe liegen entlang der neuen Wehrhahn-Linie. Die bestehenden Strecken werden im Osten von der Grafenberger Allee und im Süden kommend am Bilker Bahnhof in die Trasse einmünden. Neben den oberirdischen Haltepunkten am S Bahnhof in Wehrhahn und in Bilk sind dies im Einzelnen die U Bahnhöfe Jacobistraße/Pempelforter Straße, Schadowstraße, Heinrich-Heine-Allee, Benrather Straße, Graf-Adolf-Platz und Kirchplatz.
Autor:Peter Ries aus Düsseldorf | |
Webseite von Peter Ries |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.