Stadtverwaltung nimmt den Schutz der in Düsseldorf wildlebenden Tiere nicht ernst genug

Düsseldorf, 4. September 2019

In den letzten Wochen berichteten Tierschützer der Ratsfraktion Tierschutz FREIE WÄHLER, dass kranke und tote Enten aus den Düsseldorfer Gewässern gerettet bzw. geborgen werden mussten, dass Kaninchen im IHZ-Park nicht genügend Futter und Wasser finden, dass im nördlichen Hofgarten etwa 50 Rabenkrähen erschossen worden sein sollen und das Tauben durch die am Dach des ISS Dome befestigten Netzen nicht mehr in die Freiheit fliegen könnten.

Wegen dieser besorgniserregenden Berichte fragte die Ratsfraktion Tierschutz FREIE WÄHLER in der letzten Ratsversammlung die Verwaltung, wie viele der in Düsseldorf wildlebenden Tiere sind 2019 bisher gestorben (bitte detailliert auflisten nach Tierart, Fundort, Datum und vermuteter bzw. festgestellter Todesursache), was die Landeshauptstadt Düsseldorf präventiv getan, um in Parks, Garten- und öffentlichen Grünanlagen genügend Wasser- und Futterstellen für die wildlebenden Tiere bereitzustellen und was zusätzlich getan, als bekannt wurde, dass das Vorhandene für die wildlebenden Tiere nicht ausreichte.

Die Verwaltung antwortete, dass tote Tiere nicht meldepflichtig sind und deshalb keine vollständige Statistik vorliegt. Trotzdem ist bekannt, dass bisher 152 tote und 110 erkrankte Enten geborgen wurden. Rund die Hälfte der an Botulismus erkrankten Enten sind zwischenzeitlich gestorben. Der für Botulismus ursächliche Giftstoff entsteht bei hohen Temperaturen und geringem oder gar keinem Sauerstoff im Wasser.

Außerdem wurde geantwortet, dass „Wildlebende Tiere an die Lebensbedingungen in öffentlichen Parkanlagen angepasst sind und auf Veränderungen reagieren. Wenn wildlebende Tiere wie Gänse und Enten nicht mehr genügend Nahrung finden, weichen sie auf andere Gebiete aus und suchen im Umland nach Futterquellen. Ein solches Verhalten zeigen Wildtiere auch bei jahreszeitlich bedingten Unterschieden im Futterangebot. Dieser natürliche Prozess wird durch die Einrichtung von zusätzlichen Futterangeboten gestört.

Angesichts der anhaltenden Trockenheit hat auf Initiative des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes am 9. August 2019 ein Treffen der zuständigen Fachämter, dem Tierschutzverein und dem Verein Tiernotruf stattgefunden sowie ein Informationsaustausch mit ehrenamtlichen Naturschutzverbänden wie dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Es wurden verschiedene Maßnahmen abgestimmt. Hierzu gehören, dass alle städtischen Gewässer verstärkt routinemäßig und in enger Abstimmung der Fachbereiche der Stadtverwaltung kontrolliert werden. Gefundene Kadaver werden zeitnah aus den Gewässern entfernt. Kranke Enten werden an die Enten-Hotline übergeben, die von der Stadtverwaltung unterstützt wird. Eine durch das Gartenamt beauftragte Firma führt Kontrollen per Boot auf bestimmten Gewässern durch. Hierzu gehören der Spee’sche Graben, der Volksgartenweiher, die innere südliche Düssel im Südpark, am Kaiserteich und am Schwanenspiegel. Im Hofgarten werden die Kontrollen durch das Gartenamt selbst durchgeführt.

Den Gewässern des Zooparks und des Ostparks wurde zudem mit Unterstützung der Düsseldorfer Feuerwehr Frischwasser zugeführt. Durch den Einbau zusätzlicher Entenbretter hat die Verwaltung Enten und Kleinsäugern den Ein- und Ausstieg an steilen Teichböschungen erleichtert. So wird den Tieren auch das Trinken und Abkühlen erleichtert.

Hinweise darauf, dass die wildlebenden Kaninchen im IHZ-Park aufgrund der anhaltenden Dürre kein ausreichendes Futterangebot erhielten, wurden umgehend vom amtstierärztlichen Dienst überprüft und konnten nicht bestätigt werden.

Die Öffentlichkeit wurde mit den Pressemitteilungen „Frisches Wasser für Düsseldorfer Gewässer“ (13.08.2019) und „Wildlebende Tiere und die anhaltende Trockenheit“ (14.08.2019) über die Maßnahmen informiert.“

Ratsfrau Claudia Krüger, Vorsitzende der Ratsfraktion Tierschutz FREIE WÄHLER: „Es ist doch bemerkenswert, wie diametral die Wahrnehmungen der Tierliebhaber an den unterschiedlichen Orten in Düsseldorf den Antworten der Verwaltung gegenüberstehen.

Während Tierschützer Alarm schreien und von schlimmsten Vorkommnissen berichten, zum Teil durch Fotos und Videoberichte bewiesen, erklärt die Verwaltung, alles im Griff zu haben.

Sind über 200 tote Enten kein Grund zum Umdenken und besserem Handeln? Ist der Standpunkt, keine zusätzlichen Futterangebote vorzuhalten, angesichts der schon 2018 aufgetretenen Hitze und Dürre in 2019 immer noch aufrecht zu erhalten? Wenn eine durch das Gartenamt beauftragte Firma die Gewässer kontrolliert, warum haben Stefan Bröckling und seine Unterstütezr im Tiernotruf so viele Enten geborgen? Warum wurden Frischwasser und somit Sauerstoff erst dann durch die Feuerwehr zugeführt, als es schon zum massenhaften Sterben von Enten kam? Warum gibt es keine Antworten zu den Rabenkrähen im nördlichen Hofgarten oder den Tauben am ISS Dome?

Für mich, meine Fraktion und alle Tierliebhaber bzw. Tierschützer in Düsseldorf ist die Antwort der Verwaltung unsäglich. Die Landeshauptstadt Düsseldorf hält sich unserer Wahrnehmung nach nicht bzw. nur ungenügend an die Regelungen des Tierschutzgesetzes. Auch dem Staatsziel aus Artikel 20a GG wird man hier leider nicht gerecht.

Deshalb ist klar: Wir werden dieses Thema so lange auf die Agenda des Düsseldorfer Stadtrats setzen, bis es eine Selbstverständlichkeit verwaltungstechnischen Handelns geworden ist, dass Tiere, auch wildlebende, in Düsseldorf als Mitgeschöpfe behandelt werden!“

Autor:

Alexander Führer (Tierschutz / Freie Wähler) aus Düsseldorf

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