SPD-Jahresempfang: Klare Worte von OB Geisel und Jacques Tilly
Am 25. Februar feierte die SPD mit rund 130 anwesenden Personen zum wiederholten Mal im Steinroth in Kaiserswerth ihren Jahresempfang.
Mit einer „akademischen“ Verzögerung von 15 Minuten kündigte Sebastian Krüger, Vorsitzender des Ortsvereins Düsseldorf-Nord, zunächst den Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf, Thomas Geisel, an, der ein Grußwort an die Genossinnen und Genossen richtete. Geisel betonte, dass ihm insbesondere der Düsseldorfer Norden sehr am Herzen liege.
Drei "Visionen"
Drei „Visionen“ zeichneten sich derzeit hier ab. Da sei zunächst der RRX (Rhein-Ruhr-Express), der zu einem wirkungsvollen Projekt zur Politikverdrossenheit verkomme. Angermund verfüge derzeit über keinen Lärmschutz. Gleichwohl hätten sich immer mehr Menschen in Bahnnähe angesiedelt. Mit der Realisierung des RRX hätten die Angermunder nunmehr jedoch Anspruch auf einen entsprechenden Lärmschutz. Allerdings würde die von der Angermunder Initiative e.V. geforderte Einhausung zusätzliche Kosten von rund 450 bis 700 Mio. Euro im Vergleich zu dem von der Deutschen Bundesbahn geplanten Lärmschutz nach sich ziehen. Darüber hinaus würde Angermund mindestens für fünf Jahre allein durch die Erdbewegungen zu einer permanenten Baustelle werden, was sich wohl keiner wünsche. Die Pläne seien ausführlich behandelt worden, so dass er jetzt eine Entscheidung erwarte.
Wohnungsbau im Norden
Das Zweite betreffe den Wohnungsbau. Der Düsseldorfer Norden zeichne sich noch durch relativ viel Landwirtschaft und Grünflächen aus. Gleichwohl sei diese Gegend kein „gallisches Dorf“. Der Norden müsse sich der allgemeinen Entwicklung der Stadt anpassen, denn in Düsseldorf gäbe es mehr als 5.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer pro Jahr mehr. Dementsprechend steige die Nachfrage nach „bezahlbaren“ Wohnraum. Und da im Düsseldorfer Norden noch Flächen vorhanden seien, müsse sich dieser Stadtteil entsprechend beteiligen. Das schaffe einen gesunden Bevölkerungsmix, was für Geisel persönlich das Sicherheitsgefühl erheblich erhöhe. Bei der dritten „Version“ gehe es um die Rekonstruktion des Kaiserswerther Marktes. Hier arbeite man sehr eng mit dem Landschaftsverband Rheinland zusammen. Allerdings lasse sich der Ausbau nicht so schnell realisieren, aber es gehe voran.
Keine einfache Zeit
Zum Abschluss seines Grußwortes machte er noch einige persönliche Anmerkungen zur gegenwärtigen Situation in der SPD, die derzeit keine ganz einfache Zeit durchlebe. Im Augenblick bestehe der Eindruck, dass sich die Partei selbst zerlege. Er rief die Genossinnen und Genossen jedoch dazu auf, weiterzumachen und sich wieder zu besinnen. Mangelnde Führung und Disziplinlosigkeit müssten ein Ende finden, dann sei er sich sicher, würde es mit einer SPD-Beteiligung zu einer stabilen Bundesregierung kommen.
Achtung Satire
Als Gast hatte die SPD dieses Jahr keinen Politiker, sondern unter dem Stichwort ‚Achtung Satire‘ Jacques Tilly eingeladen. Der gebürtige Düsseldorfer entwirft und baut nach dem Abschluss seines Abiturs 1982 in Düsseldorf seit 1984 politisch-satirische Karnevalswagen für den Düsseldorfer Rosenmontagszug. Der studierte Kommunikationsdesigner zeichnet sich durch seine besondere satirische Art aus, immer wieder aktuelle gesellschaftspolitische Situationen zu thematisieren. Er interpretierte dabei via Bildprojektor seine Entwürfe, Karnevalswagen sowie ausgesuchte Presseartikel. Themenschwerpunkte sind insbesondere die nationale(n) Politik(er), Religionen, Rechtspopulismus, der Brexit wie auch ausgesuchte internationale Staatsmänner wie z. B. Donald Trump, Recep Tayyip Erdoğan oder Jaroslaw Kaczynski. Die Motive müssten in nur wenigen Sekunden selbsterklärlich sein. Neben nicht-politischen Wagen stellt er vornämlich politische Themen in den Vordergrund. Seit dem Jahr 2000 sind die politischen Wagen in Düsseldorf absolut geheim, anders als z.B. in Mainz oder Köln. Die Wagen, die er zusammen mit einem Team von neun Personen baut, haben sehr oft zur Kritik und politischen Kontroversen geführt, sowohl national wie auch international. Obwohl er die Wagen in erster Linie für die Düsseldorfer baue, sei die internationale Aufmerksamkeit eine schöne Bestätigung seiner Arbeit. Dies liege unter anderem auch daran, dass seine Wagen auch über die Karnevalszeit hinaus Gültigkeit hätten. Und dass dies so ist, zeigt sich daran, dass einzelne bei verschiedenen Veranstaltungen – zum Beispiel in Polen und in Großbritannien – noch mehrmals gezeigt worden sind. Seine Satire auf Rädern ist damit zu einem internationalen Markenzeichen avanciert. Etwa 30 bis 40 Entwürfe, von denen er bei der Veranstaltung auch einige zeigte, werden jährlich dem Karnevals-Komitee vorgelegt, wovon dann zwölf realisiert werden.
Der unterhaltsame und lehrreiche Vortrag von Jaques Tilly war sehr kurzweilig und interessant. Man hatte den Eindruck, als wenn der Referent noch Stoff für weitere Stunden zu haben schien. Gemessen am Applaus ergatterte sich Jacques Tilly eindeutig die (letzte) Goldmedaille.
Text: Dr. Volker Jipp
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