Angermunder See
"Sehr viele Halbwahrheiten ..."

Quo vadis, Angermunder See? Bürgerinitiativen und eine Online-Petition möchten den freien Zugang zum See für Erholungssuchende erhalten.  | Foto: Hoffmeier
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Es gärt im Düsseldorfer Norden: Streitpunkt ist die zukünftige Nutzung des Angermunder Sees, der die Gemüter erhitzt. Während sich ein Teil der Bürger für einen "ruhigen Aufenthalt" in den Sommermonaten oder gar für eine Schließung ausspricht, sorgt die "Bürgerinitiative Angermunder See" mit einer Online-Petition für Aufruhr im Stadtteil.

Von Andrea Becker

Angermund. Frank Hoffmeier, Gründer der "Bürgerinitiative Angermunder See - Besser für alle" hat im vergangenen Jahr eine Online-Petition gestartet, in der er für die weitere öffentliche Nutzung des Sees plädiert. Der 54-jährige Düsseldorfer, der die Location als Freizeitziel nutzt, sieht die Pläne der Bezirksvertretung (BV) 5 als unrealistisch an: "Die Verwaltung will den See schließen, es soll nur noch ein kleiner Teil im Norden, am Sandstrand, genutzt werden, während das Ost- und Südufer geschlossen und zum Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen werden soll. Zudem sollen ein Surfverein am Westufer und ein Angelverein im nördlichen Bereich weitere Nutzungsrechte erhalten", empört sich Hoffmeier im Gespräch mit dem Lokalkurier (LK) und weiter: "Wir haben auch keine Lust, uns von den Partytouristen den See vermiesen zu lassen, denn die Überzahl, die den See nutzt, verhielte sich konform."
Der Düsseldorfer konnte bereits mehr als 1.000 Unterschriften sammeln, die er bald Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller überreichen wird. Unterstützung erhält er von dem Angermunder Dr. Ralph Minderop, der am 17. Januar dem Stadtoberhaupt einen offenen Brief übergab, der von 60 Angermundern unterschrieben wurde, die sich ebenfalls für die freie Zugänglichkeit zum Ostufer des Sees einsetzen.
"Ich gehe seit vier Jahren regelmäßig an den See. Es ist für uns ein Kleinod und eine Idylle, die man fußläufig erreichen kann. 60 Angermunder und ich engagieren sich für die freie Zugänglichkeit zum Ostufer und gerade das Ostufer, das Naturschutzgebiet werden soll, möchte man für Erholungszwecke nutzen. Es wäre tragisch, wenn die Leute gewisse Stellen nicht mehr betreten dürften" und weiter:

Freier Zugang zum Ostufer

"Zudem ist das südwestliche Ufer wegen des Zuglärms für Erholungszwecke ungeeignet. Wenn dann auch noch eine sechs Meter hohe Mauer zur Begrenzung des Zuglärms errichtet werden wird, sitzen die Erholungsuchenden am Nachmittag im Dunkeln und wir benötigen in Angermund nicht noch einen weiteren Angelverein. Diese gibt es schon in ausreichender Anzahl."
Eine gänzlich andere Meinung vertreten die Bürger des Stadtteils, die sich durch den Lärm der Partygäste, die aus Düsseldorf und Umgebung an Sommertagen anreisen, wild parken und die Location vermüllen, belästigt fühlen. Sie wiederum sind gegen eine weiteren Zugang zum Baggersee.
Auf Nachfrage des LK zum aktuellen Stand bei Stefan Golißa, Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks 05, heißt es: "Gerne möchte ich Ihnen eine Rückmeldung zu den Angermunder Baggerseen geben. Gerade auch, weil es hier sehr viele Halbwahrheiten gibt, die immer wieder kommuniziert werden. Hier wird eine Welle um ein Thema gemacht, was noch gar nicht abschließend ausgearbeitet worden ist.
Bisher ist in der BV 5 noch nichts beschlossen worden. Wir haben lediglich vor einigen Monaten beschlossen, dass der See ein neues Konzept bekommen soll. Die Verwaltung hat nun ihren ersten Sachstand vorgestellt, damit wir als Bezirkspolitiker zum einen Informiert sind und zum anderen die Verwaltung unsere Anmerkungen beziehungsweise Vorschläge im weiteren Verfahren mit einfließen lassen kann.
Das Schwimmen soll am See ja gar nicht verboten werden, sondern die bisher hierfür genutzten Bereiche nördlich und östlich des Sees sollen auf das süd-westliche Ufer verlegt werden. In diesem Bereich soll dann auch die Möglichkeit zum Parken und Anreisen bestehen. Somit hätten die Anwohner, welche nördlich des Sees wohnen, das Parkplatz- und Musikproblem vom Tisch. Eventuell könnte es hier auch eine Art Café, Büdchen oder ähnliches geben. Der Betreiber müsste dann auch für die Sauberkeit an diesem Teil des Sees sorgen, denn auch dieses Thema war immer wieder als Ärgernis genannt. Ich selber konnte mich von dem ganzen Müll, der am See so anfällt, überzeugen, als wir dort im Sommer mal einen Rundgang gemacht haben. Von alten Pizzakartons bis hin zu Abfall vom Grillen, war dort alles dabei.
Der östliche Teil des Sees soll Naturschutzgebiet werden, damit dort nur noch auf den Wegen gewandert werden kann. Hierzu gibt es ein sogenanntes Vogelschlaggutachten, welches berücksichtigt werden muss. Da immer wieder Vögel, die von den Seen aufgescheucht werden, wohl richtig Flughafen fliegen und hier zu Sicherheitsproblemen führen können, soll dieser Bereich somit etwas beruhigt werden. Wie dann die Einhaltung der Regelungen des Naturschutzgebietes kontrolliert werden und von wem, muss Verwaltungsseitig geklärt werden.

Kein geplantes Schwimmverbot

Der nord-westliche Teil des Sees ist ja heute schon von einem Surf-Club gepachtet und somit schon mehr oder weniger einer Nutzung zugeführt. Daher soll dieser Bereich für Angler zugänglich gemacht werden. Hierbei muss man wissen, dass dies sogar zu einer Vermehrung der Fische im See führen wird, da Angelvereine natürlich auch einen Fischbesatz an Seen vornehmen und zumeist auch Ihren Bereich sauber- und instand halten müssen. Dies sehen fast alle Pachtverträge der Stadt so vor", so Golißa und weiter: "Wie Sie sehen, ist es eine sehr umfängliche und schwierige Gesamtsituation, die leider so ja auch nicht vollumfänglich in der Presse wieder gegeben worden ist. Außerdem ist eine Sperrung des Sees überhaupt nicht vorgesehen. Ich denke, dass meine Ausführungen dies deutlich gezeigt haben. Der See soll nur einmal vernünftig geordnet und die Besucherströme etwas anders umgelenkt werden.
Da die Verwaltung mit ihren Planungen ja noch nicht fertig ist würde ich sagen, dass wir dieses Ergebnis erstmal abwarten. Sie können gewiss sein, dass wir hier auf das Endergebnis sehr genau schauen werden und die von mir hier aufgeführten Punkte dort so wiederfinden wollen."

Autor:

Andrea Becker aus Essen-Borbeck

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