Schwannecke: "Kosten für Energiewende müssen fairer verteilt werden"
Als Reaktion auf einen 10-Punkte-Plan von Bundesumweltminister Peter Altmaier fordert Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), "klare Weichenstellungen" von der Politik.
Das System der Förderung müsse komplett überdacht werden. Wettbewerbsgefährdende Strompreissteigerungen für die kleinen Betriebe dürften nicht durch "falsche oder zaudernde Politik unnötig in die Höhe getrieben werden", so Schwannecke im Interview mit der DHZ online.
Bundesumweltminister Altmaier möchte die Förderung der erneuerbaren Energien umbauen, konkrete Pläne hat er aber noch nicht genannt. Wie sollte die Förderung aus Sicht des Handwerks zukünftig aussehen?
Schwannecke: Die Anschubförderung war richtig. Deutschland liegt bei der Stromerzeugung durch Erneuerbare Energien weit vorn, auch technologisch sind wir Spitze. Nun bedarf es aber schnellstmöglich einer Anpassung, damit die Kosten für die Förderung der Erneuerbaren Energien nicht weiter aus dem Ruder laufen - Bund und Länder müssen jetzt Gas geben, das Modell komplett überdenken und sich schnell auf neue Ansatzpunkte bei der Förderung einigen.
Wie viel Förderung ist überhaupt noch nötig und wann können sich die neuen Technologien alleine auf dem Markt halten? Wie stark sind die an der Energiewende beteiligten Handwerksbetriebe von staatlicher Unterstützung abhängig?
Schwannecke: Es ist ein Irrglaube, dass Handwerksbetriebe im Rahmen der Energiewende staatlich unterstützt werden. Andersrum wird ein Schuh draus: Sie helfen dem Staat und der Gesellschaft dabei, die Ziele der Energiewende zu realisieren. Dafür gehen sie vielfach in Vorleistung: durch intensive Aus- und Fortbildung, durch Beratung der Verbraucher, durch die Weiterentwicklung bestehender Technologien und Anwendungen. Dank ihrer Flexibilität können sie auch gut auf Marktverschiebungen reagieren.
Wir haben im Übrigen in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass die Förderung regelmäßig und schnell an die Marktentwicklung angepasst werden muss. Egal in welchem Modell, in der Zukunft muss die Politik hier ein Zuviel an Förderung vermeiden.
Wie stark belasten die ständigen Strompreissteigerungen die kleinen Betriebe? Muss sich hier etwas ändern oder gehört das einfach dazu, wenn man wirklich eine Energiewende verwirklichen möchte?
Schwannecke: Eine solche Umwälzung fordert ihren Preis. Aber er darf nicht durch falsche oder zaudernde Politik unnötig in die Höhe getrieben werden. Und es ist unfair, die großen industriellen Stromverbraucher komplett zu entlasten, und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit kleiner Betriebe, die die Zeche zahlen müssen, zu gefährden. Die Kosten müssen innerhalb der gewerblichen Wirtschaft fairer verteilt werden.
Energiesparen ist ein besonders wichtiges Thema des Umweltministers. Er möchte für alle einkommensschwachen Haushalte kostenlose Energieberatungen anbieten. Wie sehr nützt das dem Handwerk als Anbieter und als Nutznießer dieses Vorschlags?
Schwannecke: Beratung ist eminent wichtig, um den Menschen die oft vorhandenen Einsparpotentiale aufzuzeigen und kosteneffiziente Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Aber sie sollte allen zugute kommen und sie muss vor allem professionell sein. Hier kommt dem Handwerk eine entscheidende Rolle zu: Die Gebäudeenergieberater des Handwerks beraten kompetent und umfassend. Sie sollten in einem solchen Beratungsmodell berücksichtigt werden. Es reicht zudem nicht, wenn der Eigentümer oder Mieter weiß, wie er Energie sparen kann, die Investitionen aber nicht stemmen kann. Tausende Eigentümer haben fertige Pläne für die energetische Sanierung ihrer Gebäude in der Schublade – allein durch die seit einem Jahr von den Bundesländern blockierte Entscheidung zur steuerlichen Förderung der energetischen Sanierung bleiben die Investitionen aus.
Der Umweltminister will den immer noch bestehenden Widerspruch zwischen Wirtschaft und Umweltschutz aufheben. Gibt es diesen Widerspruch wirklich noch und wie stabil steht das Handwerk hinter der Energiewende?
Schwannecke: Das Handwerk macht weiter seine Hausaufgaben. Wir bilden in ausreichender Zahl qualifiziertes Personal aus, um die nationalen und europäischen Energiesparziele umzusetzen. Was den Umweltschutz insgesamt angeht, liegt das Handwerk ganz vorne, stellt es doch langlebige, nachhaltige Produkte her und sorgt mit seinen Dienstleistungen für Langlebigkeit im Gebäude-, Anlagen und Gerätebestand - und vor allem für mehr Energieeffizienz und mehr Erneuerbare Energien: Die Handwerksbetriebe sind die Ausrüster der Energiewende.
Neue Energietechniken und Netzausbau oder Energiesparen und mehr Energieeffizienz - was muss in Zukunft Vorrang haben?
Schwannecke: Wir kommen um das eine wie um das andere nicht herum. Die Energiewende erfordert ein Komplettpaket vieler unterschiedlicher Maßnahmen. Wichtig ist, dass die Politik in Bund und Ländern klare Weichenstellungen vornimmt und so dem Eindruck entgegentritt, man stehe nicht mehr hinter der gemeinsam beschlossenen Energiewende.
Interview: Jana Tashina Wörrle
Quelle: ZDH
Zu Handwerksthemen finden Sie ebenfalls Beiträge unter http://malerillu.de. , dem Online Magazin der Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf sowie unter http://malerdüsseldorf.de und http://energie-und-fassade.de
Autor:Heiner Pistorius aus Düsseldorf |
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