PIRATEN Spitzenkandidatin redet klartext

Nicole Haumann, gewählte Spitzenkandidatin der PIRATEN DÜSSELDORF, hier im Wahlkampf für Ihre Partei.
  • Nicole Haumann, gewählte Spitzenkandidatin der PIRATEN DÜSSELDORF, hier im Wahlkampf für Ihre Partei.
  • hochgeladen von Peter Hings

Wie man der Presse in den letzten Tagen entnehmen konnte, gibt es seit kurzem einen heftigen Streit bei den Düsseldorfer Piraten. Es geht dabei um Nicole Haumann, eine 21-jährige Studentin aus Düsseldorf, die auf einer Aufstellungsversammlung zur Kommunalwahl auf den Spitzenplatz gewählt wurde. Diese Wahl war anschließend vom Vorstand gekippt worden mit der Begründung, es habe dort Formfehler gegeben.


Hings: Wie lange sind Sie schon Mitglied der Piraten und warum gerade Piraten?

Haumann: Mein Piratiges Herz habe ich seid 2011. Ich wurde im Sommer 2012 aufgenommen. Ich fand den Ansatz der Piraten gut, die Art, wie sich alle Mitglieder an den Diskussionen und Entscheidungen beteiligen können, also die Transparenz in diesen Dingen. Dazu kam für mich positiv, dass die Piraten nicht so ideologisch eingefahren sind wie die Altparteien.

Hings: Wie hat man Sie dort aufgenommen?

Haumann: Anfangs war alles ganz toll. Es gibt ja nicht viele Frauen bei den Piraten und noch weniger junge Frauen. Der Bundestagswahlkampf, der direkte Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern war klasse. Die ganze Sache wurde erst schwieriger, als ich mitgeredet und programmatisch mitgearbeitet habe.

Hings: Wo haben Sie mitgearbeitet?

Haumann: Ich war im Arbeitskreis Kommunales aktiv und später wollte ich auch noch einen Arbeitskreis für Frauen gründen. Das hat aber nicht geklappt, weil meine Vorschläge dafür immer wieder, von Seiten der gleichen Personen (Männer) die jetzt die Aufstellungsversammlung gekippt haben, auf Formfehler verwiesen. Scheint also System zu sein.
Am AK Kommunales habe ich immer teilgenommen, kam auch zu Wort, aber man fuhr mir über den Mund (Männer) und ließ mich nicht ausreden. Also, im Rückblick auf die ganzen Sitzungen war das schon ziemlich chauvimäßig.
Mit Frauen und erste recht mit Frauen, die jünger sind als sie, haben die Piraten in Düsseldorfer scheinbar ein Problem.

Hings: Was hat Sie denn unter diesen Umständen auf die Idee gebracht, dass Sie für die Kommunalwahl kandidieren möchten?

Haumann: Der Zuspruch der Piraten Basis, viele sprachen mich diesbezüglich an und motivierten mich. Ich will dazu beitragen, dass sich Diskriminierungen im politischen Alltag nicht fortsetzen, auch Piratenintern. Diese „Altpiraten“ glauben, dass Alter und der Besitz eines Y-Chromosoms für politische Mandate qualifizieren.

Hings: Wie kam es jetzt dazu, dass Ihre Wahl auf Platz Eins der Liste für den Stadtrat gekippt wurde?

Haumann: Eine Anekdote nach meiner Wahl als Spitzenkandidatin möchte ich hier erwähnen. Als ich nach meiner Wahl den Raum verließ, um eine Kaffee zu trinken, kamen zwei Altpiraten auf mich zu und wollten mich sprechen. Patrick Schiffer und Jens Ballerstedt. Sie erklärten mir, sie machten sich Sorgen um mich, dass dieses Mandat psychisch zu viel sein könnte für mich und dass sie sich da Gedanken um meine Gesundheit machen würden. Die Belastung sei enorm und zeitlich mit meinem Studium nicht vereinbar. Dann fragten sie mich, ob ich das wirklich machen wolle, oder ob ich nicht lieber zurückziehen würde. Am besten sofort. Ich lehnte das selbstverständlich ab.

Hings: Und dann?

Haumann: Während wir uns unterhielten, wurde der Listenplatz zwei gewählt. Danach unterbrach der Vorstand die Sitzung und die Versammlung vertagte sich auf Sonntagmorgen. Am Sonntag erklärte man dann der Versammlung, es habe Formfehler gegeben bei der Wahl zu den Listenplätzen. Die Stimmzettel seine nicht alle genau gleich groß gewesen. Daraufhin erklärte eine Person, sie würde das Wahlergebnis anfechten. Die Versammlung beschloss dann, eine neue Aufstellungsversammlung anzusetzen.

Hings: Wie haben Sie das aufgenommen?

Haumann: Nach dem Gespräch am Vorabend, war mir klar, dass da etwas passieren würde, dass sie mich nicht akzeptieren. Ich denke, sie werden so lange wählen, bis sie die „richtigen“ Kandidaten haben. Diese Sache mit dem Formfehler ist eine Farce. Jeder weiß das. Und im Übrigen: Auch die Kandidaten für die Wahlbezirke wurden genauso gewählt, mit den gleichen Stimmzetteln.

Hings: Was werden Sie jetzt tun?

Haumann: Ich lasse das Ganze auf mich zukommen. Am Montag bin ich wie gewohnt zum AK Kommunales gegangen. Dort taten sich dann fundamentale Gegensätze auf, die eine weitere Zusammenarbeit unmöglich machten. Der AK hat sich dann gespalten. Also, um eines ganz klar zu machen: Ich werde meinen Standpunkt weiter vertreten. Ich lasse mich nicht abschrecken oder einschüchtern.

Hings: Vielen Dank für das Gespräch.

Autor:

Peter Hings aus Düsseldorf

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