"Opa hat mitgebaut": Erinnerungen an den Tausendfüßler
In wenigen Tagen, am Montag, 25. Februar, beginnen die Abrissarbeiten am Tausendfüßler. „Neue Perspektiven“, „schade“, „traurig“: Die Reaktionen unserer Leser sind unterschiedlich. „Eine Schande“ findet es Rita Rheker. Sie verbindet besondere Erinnerungen mit der Hochstraße.
„Als die Brücke gebaut wurde, war ich 21 Jahre, mein Sohn war zwei Jahre und ich in anderen Umständen. Mein Mann Rudolf hat als Polier für die Firma Rhein-Ruhr-Bau gearbeitet – und war am Bau der Hochstraße maßgeblich beteiligt“, erzählt Rita Rheker.
Rhein-Ruhr-Bau war eine von mehreren Firmen, die den Tausendfüßler errichteten. Rudolf Rheker war das Bindeglied zwischen den Arbeitern und der Bauleitung. Er organisierte die Abläufe, stand in Kontakt mit Bauleiter Dr. Erwin Beyer, der mehrere Jahre später, 1976, die Oberkasseler Brücke verschieben sollte, und trug die Verantwortung für die Arbeiter von Rhein-Ruhr-Bau.
„Abends wurde bei Flutlicht weiter gearbeitet. Nicht selten kam er erst gegen 2 Uhr morgens nach Hause – und war morgens trotzdem wieder pünktlich auf der Baustelle“, erinnert sich Rita Rheker.
„Erleichtert“ sei sie gewesen, als die Brücke 1962 fertiggestellt wurde. „Und mein Mann war glücklich, glücklich über die Anerkennung von Dr. Beyer und darüber, dass alles geklappt hat.“
Mit Sohn Frank an der Hand und der ersten Tochter im Kinderwagen ging es damals zu Fuß über den Tausendfüßler. „Erhebend“ sei die Aussicht nach wie vor: Das Dreischeibenhaus und das Schauspielhaus gut zu sehen, das Gefühl, wieder in die Heimatstadt zu kommen.
Ihr Mann sei auch auf die Architektur stolz gewesen: „Die Brücke zieht sich wie ein schmales Band durch Düsseldorf. Das gibt es nirgendwo sonst, hat er gesagt.“ Noch seine Enkel hätten einen emotionalen Bezug zur Brücke, an der ihr Großvater mitbaute.
Rudolf Rheker starb 2001. Rita Rheker kritisiert den Abriss: „Es ist eine Schande.“ Statt das Bauwerk dem Erdboden gleich zu machen, hätte man die Hochstraße sanieren können, die Farbe der vielen Pfeiler ändern können – zum Beispiel an das Weiß des Schauspielhauses angleichen können. Ein „persönliches Denkmal“ der Stadt verschwinde, stattdessen sollen die Autos durch Tunnel fahren – ohne Bezug zur Stadt, in der man unterwegs ist. Während der Abrissarbeiten wird Rita Rheker einen weiten Bogen um die Baustelle machen.
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Autor:Janina Krause (Rauers) aus Hilden |
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