Ökonomen fordern beim 4. Röpke-Symposium: Mehr Eigentümerverantwortung in der Sozialen Marktwirtschaft

Kammerpräsident Prof. Wolfgang Schulhoff eröffnete das Symposium. | Foto: Handwerkskammer/Wilfried Meyer
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Haben Politiker und Bankmanager in der Finanzkrise dazu gelernt? Die einhundert Konferenzteilnehmer des Röpke-Symposiums am vergangenen Mittwoch in der Handwerkskammer (unter ihnen die ehemalige NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben und Hartmut Schauerte, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium a.D.) kamen zu einer wenig ermutigenden Zwischenbilanz: Trotz Finanz- und globaler Wirtschaftskrise mit anschließenden Staatskrisen (Griechenland, Irland) lässt sich hinsichtlich Verantwortung und Haftung in den Chefetagen von Kapitalgesellschaften und Banken kaum eine Verhaltensveränderung feststellen.

Auf dem vierten Röpke-Symposium der Handwerkskammer Düsseldorf und des Nordrhein-Westfälischen Handwerkstags (NWHT) gemeinsam mit dem Bund Katholischer Unternehmer widmeten sich insgesamt 16 Nationalökonomen und Finanzwissenschaftler, Philosophen, Spitzenrepräsentanten von Wirtschaftsverbänden und Publizisten ethischen, betriebs- und volkswirtschaftlichen, aktien- und wettbewerbsrechtlichen sowie den politischen Dimensionen des Schlüssel-Themas. Vollhaftende Eigentümer-Unternehmer sind das Bollwerk einer freien Gesellschaft. Sie sind die Bannerträger des von Wilhelm Röpke vorgeschlagenen „ökonomischen Humanismus“. Der deutsche Ökonom gilt als einer der geistigen Väter der Sozialen Marktwirtschaft.

Den Start-Impuls für die Podiumsdiskussion setzte Prof. Wolfgang Schulhoff, Handwerksunternehmer und Wirtschaftswissenschaftler, Präsident der gastgebenden Kammer und des NWHT: „Wir müssen dafür sorgen, dass der voll haftende Unternehmer wieder als Normalfall in einer Marktwirtschaft angesehen wird.“ Dem klassischen Eigentümer-Unternehmer müsse wieder mehr Luft zum Atmen gegeben werden.
Mit Blick auf die Krise des Euro-Verbunds stellte Schulhoff fest, dass der Euro-Raum in immer größeren Schritten in eine Transferunion gerate. „Das ist der Abschied von der Stabilitätskultur“, so Schulhoff. „Ein klarer Vertragsbruch.“ Die Zeche müsse am Ende der Steuerzahler tragen. „So wird der Euro zu einem Sprengsatz der europäischen Integration!“

Thomas Minder (Trybol AG, Schweiz), Mitbegründer der Schweizer Volksinitiative "Gegen die Abzockerei", forderte: Aktionäre sollten über die Vergütung von Vorständen abstimmen. Boni bei gleichzeitigen Verlusten dürfe es nicht mehr geben beim „Champagner-Managementum", in dem sogar Aufsichtsräte bei Nicht-Wiederwahl eine Abfindung gezahlt werde. Top-Manager müssten im Gegenteil in Haftung genommen werden. Kleine Unternehmen und Existenzgründer müssten gefördert werden.

"Der wahre Eigentümer läuft ständig um sein Haus herum, hegt es und pflegt es und hält es in Schuss", sagte Dr. Thomas Köster, Hauptgeschäftsführer der Kammer. Privatunternehmer würden anscheinend sorgfältiger Entscheidungen treffen als angestellte Manager. Diese sorgten nämlich vor allem für ihr persönliches Eigentum, außerdem fehle ihnen das Haftungsbewusstsein. Einig waren sich am Ende alle Referenten, dass es steuerliche Vorteile für Personengesellschaften gebe müsse - Gewinne von Kapitalgesellschaften dagegen müssten höher besteuert werden. "Es ist absurd, dass genau das Gegenteil geschieht", kritisierte Dr. Köster.

Autor:

Norbert Opfermann aus Düsseldorf

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