NRW-Initiative: Kinder sollen die Kurve kriegen - Innenminister Jäger begrüßt Kooperation zwischen Polizei und Kommunen
Das Präventionsprogramm "Kurve kriegen" der NRW-Polizei gegen Jugendkriminalität wird jetzt in den Modellregionen mit Leben gefüllt. "Polizei und Kommunen arbeiten in diesem neuen und bundesweit einmaligen Projekt eng zusammen. Gemeinsam wollen wir verhindern, dass gefährdete Kinder und Jugendliche zu Intensivstraftätern werden", sagte Innenminister Ralf Jäger heute (25. Mai) in Hagen. "Sie sollen früh nötige Hilfe bekommen, um sie vor einem Abgleiten in die Kriminalität zu bewahren." Der Innenminister gab den Startschuss für die Kooperation zwischen der Polizei und der Stadt Hagen.
Neben Hagen wird die NRW-Initiative in Aachen, Bielefeld, Dortmund, Duisburg, Köln sowie im Rhein-Erft-Kreis und dem Kreis Wesel eingeführt. "Wir wollen die Arbeit der Jugendämter ergänzen. Bei den Gesprächen mit den Verantwortlichen hat es deshalb breite Zustimmung zur Zusammenarbeit mit der Polizei bei "Kurve kriegen" gegeben", erklärte Jäger.
Erfahrungen zeigen, dass Intensivtäter häufig bereits vor dem 14. Lebensjahr durch Gewalt- und Eigentumsdelikte auffallen. "Hier müssen wir frühzeitig mit einem individuellen und konzentrierten Programm ansetzen. Im Kindesalter können Entwicklungen mit guter Aussicht auf Erfolg beeinflusst werden", erläuterte Jäger. Das Konzept basiert auf den Erkenntnissen der Enquetekommission "Prävention", die im vergangenen Jahr dem Landtag NRW ihren Abschlussbericht vorgelegt hat.
Die Polizei erfährt als erstes davon, wenn Kinder Straftaten begehen. Deshalb soll den Modellbehörden ermöglicht werden, gezielt und umsichtig zu helfen, damit Kinder und Jugendliche noch die "Kurve kriegen". Wir wollen die Arbeit der Jugendämter ergänzen. Geplant ist, pädagogische und psychologische Fachkräfte in die Teams der Polizei einzubinden. Diese kümmern sich dann vor allem um strafunmündige Kinder, die zum Beispiel innerhalb der letzten zwölf Monate durch eine Gewalttat oder drei schwere Eigentumsdelikte aufgefallen sind. Auf jede Straftat soll unverzüglich eine pädagogische Maßnahme erfolgen. Dafür gibt es in Absprache mit den Jugendämtern maßgeschneiderte Angebote - vom sozialen Training bis hin zur intensiv pädagogischen Betreuung in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe.
Sind die Lebensumstände eines Kindes von Gewalt geprägt, spiegelt sich dies in seinem Verhalten. Er schlägt beim kleinsten Anlass zu. Hier kann zum Beispiel ein Coolness-Training helfen, in dem ein Kind durch Rollenspiele lernt, sich nicht provozieren zu lassen. Ohne Unterstützung läuft für viele dieser Kinder die Spirale immer weiter nach unten. Aus diesem Grund sind auch präventive Maßnahmen zur dauerhaften sozialen Integration angedacht, wie beispielsweise Lernhilfen, Sprach- oder Sportkurse.
Die Teams aus Polizei und pädagogischen Fachkräften sollen sich eng mit den Jugendämtern abstimmen und Eltern in das Konzept mit einbeziehen. Die intensive Betreuung soll mindestens zwei Jahre dauern. Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe oder therapeutische Hilfen erfolgen wie bisher über das zuständige Jugendamt.
Im vergangenen Jahr gab es in NRW 3.969 mehrfachtatverdächtige Kinder und Jugendliche, die rund 30.000 Straftaten begingen. Damit verübten sechs Prozent der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen fast ein Drittel aller Straftaten ihrer Altersgruppe. "Diese Zahlen belegen: Es ist fünf vor zwölf. Wir setzen mit unserer NRW-Initiative den Hebel früher und damit effektiver an. Nachhaltig und dauerhaft, " erklärte Jäger. "Jedes Kind, das mit unserer Hilfe die Kurve kriegt, ist ein Gewinn. Ein Gewinn für den persönlichen Lebensweg und ein Gewinn für unsere Gesellschaft".
Autor:Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen |
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